Tulpen im Februar kaufen? Darum solltest du das besser lassen...
Im tristen Februar kaufen sich viele Deutsche frische Schnittblumen. Dass der Kauf von Rosen im Winter nicht zu einer guten Umweltbilanz beiträgt, ist bekannt. Wie sieht es aber mit dem Kauf von Tulpen aus?
Wusstest du, dass die Hälfte des Ernteertrags von Tulpen aus den Niederlanden an uns Deutsche geliefert wird? Ob die Tulpen, die es bereits im Februar zu kaufen gibt, auch allesamt aus den Niederlanden stammen, ist jedoch schwer zu sagen.
Der Pflanzenpass gibt darüber nur wenig Auskunft. Stattdessen erfahren Käufer*innen nur Informationen über den letzten Kultivierungsschritt, der nicht unbedingt im Herkunftsland durchgeführt wurde, sondern auf einer "Zwischenstation" nach Deutschland.
Trotz allem kann doch da nicht alles mit "natürlichen" Dingen zugehen, wenn frische farbenfrohe Tulpen schon im Februar die Läden füllen.
Über den frühen Verkauf von Rosen weiß man schließlich auch, welche Belastungen der Umwelt auf diese Weise zuteil kommen. Daher wollen wir der folgenden Frage etwas näher auf den Grund gehen: Sollte man Tulpen schon im Februar kaufen?
Sollte man Tulpen im Februar kaufen?
Tulpen (Tulipa) gehören zur Familie der Liliengewächse. Sie haben Ihren großen Auftritt zwischen März und Mai. Trotzdem gibt es die Zierpflanze bereits seit Januar zu kaufen.
In der freien Natur hat die Pflanze jedoch erst ab Ende März Blütezeit. In dieser Zeit blühen über hundert Arten um die Wette und praktisch jede Farbe ist vertreten. Um auf die Frage, ob es sinnvoll ist, Tulpen bereits im Februar zu kaufen, zurückzukommen, wiegt die Blütezeit der Blume eine ganze Menge, denn das hieße auch, dass es da Probleme beim Anbau gibt, die ganz bestimmt negative Folgen für die Umwelt haben.
Im Folgenden wollen wir Klarheit darüber verschaffen, ob es daher sinnvoll ist, Tulpen trotz Blütezeit ab März bereits im Februar zu erwerben...
Das Problem mit dem Anbau und Kauf von Tulpen im Winter
Genau genommen, betrifft das Problem nicht nur Tulpen, sondern das gesamte Sortiment an Schnittblumen, das es schon im Januar/Februar zu kaufen gibt.
Besonders zum Valentinstag wird den meisten aufgefallen sein, dass an diesem Tag Schnittblumen verkauft wurden, deren Blütezeit doch erst im Frühling oder noch später beginnt. Der Schnittblumenbedarf in Deutschland lässt sich zu dieser Zeit nur leider nicht mit dem inländischen Ertrag decken, weshalb bis zu 80 Prozent der Schnittblumen im Winter importiert sind.
Damit kommen wir direkt zum ersten Punkt, der das Problem mit der Züchtung von Tulpen ausmacht:
für die Tulpen
In Deutschland besteht keine Verpflichtung dazu, das Herkunftsland der Tulpen, die nach Deutschland importiert werden, zu deklarieren. Somit wissen Käufer*innen nicht, ob die Zierpflanzen, die sie erwerben, tatsächlich aus dem Land stammen, in dem der letzte Kultivierungsschritt stattgefunden hat.
Aus den Niederlanden wird zwar ein Großteil der Tulpen importiert, jedoch kann unser Nachbarland auch nur als handelnde Zwischeninstanz fungiert haben... Davon abgesehen: Auch aus den Niederlanden stammend, haben die Tulpen einen langen Weg hinter sich.
2. Hohe Pestizidbelastung: Welche Regulierungen greifen für Pflanzen in der EU?
In den Niederlanden scheint die Behandlung von Tulpen mit Pestiziden (Pflanzenschutzmitteln) völlig normal. Dort werden konventionelle Tulpen regelmäßig behandelt – wie stark kommt auf den Schädlingsdruck und Pilzbefall an.
Jedoch gibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen Grenzwert bezüglich der Behandlung von Pflanzen mit Pestiziden vor, der nicht überschritten werden darf.
In der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 wird ein Pestizid anhand seiner Anwendung definiert. Zudem muss die Wirksamkeit eines Pestizids zunächst für die EU zugelassen werden. Danach kommt es zu einem weiteren Verfahren in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten: Das Verfahren zur Zulassung des Pflanzenschutzmittels.
In Deutschland nimmt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) diese Anträge entgegen. Nach der möglichen Zulassung stellt sich ein Überwachungsprogramm ein, das regelt, dass der zuvor festgelegte Grenzwert nicht überschritten wird.
Innerhalb der EU können wir uns deshalb sicher sein, dass die Pestizidbelastung reguliert ist. Im globalen Süden, wo ebenfalls sehr viele Schnittblumen angebaut werden, herrscht keine oder eine weniger starke Pestizidregulierung und leider gelten auch beim Import nach Deutschland immer die Regulierungen des Herkunftslandes.
3. Enormer Energiebedarf im Winter für den Anbau von Tulpen
Was im Winter an Wärme und Licht in den Niederlanden fehlt, muss eben an Energie aufgewendet werden – aber was für ein enormer Energiebedarf!
Umweltfreundlich wirkt sich das nicht aus. Mit den aktuellen klimatischen Bedingungen müssen Tulpenzüchter*innen auf Gewächshäuser zurückgreifen, um den Anbau von Tulpen auch im Winter zu bewerkstelligen. Die Zierpflanze mag es sonnig und benötigt einen durchlässigen Boden, damit sie nicht anfängt zu faulen.
Mit diesem hohen Aufwand tun Züchter*innen der Umwelt nur leider keinen Gefallen – die Ökobilanz ist ziemlich schlecht. Dazu kommt der Fakt, dass Monokulturen angebaut werden. Das heißt, auf einer großen Fläche wird nur dieselbe Zierpflanze angebaut.
Vorteile:
- Weniger Aufwand für Gärtner*innen oder Landwirt*innen, da immer der gleiche Pflegeaufwand erforderlich ist.
- Neue Maschinen/Gartenwerkzeuge sind durch den fehlenden Wechsel der Monokultur nicht nötig.
Nachteile:
- Monokulturen sind anfälliger für Schädlingsbefall, weshalb eine stärkere Behandlung durch Pestiziden erforderlich ist.
- Die Böden sind anfälliger für Boden-Erosionen, was die Landwirt*innen dazu zwingt, diesen aufwendig zu pflügen.
- Tiere gehen meist leer aus, da sie auf den einseitig bepflanzten Feldern wenig Nahrung finden.
Tulpen kaufen im Februar: Eine gute Entscheidung?
Aufgrund der Probleme und Nachteile, die mit dem Anbau und Kauf von Tulpen im Winter einhergehen, raten wir davon ab, Tulpen schon im Februar zu kaufen.
Zudem empfiehlt es sich, zum nächsten Anlass (z. B. Ostern, Muttertag, Vatertag, Valentinstag oder Pfingsten) Tulpen aus einer regionalen Gärtnerei zu erwerben oder auf jene zu verzichten, die kein Bio- oder Snowflower-Siegel tragen.
Im Februar zieht es die ersten Hobbygärtner*innen wieder in ihren Garten. Dort gibt es eine Menge zu tun. Neben dem Rückschnitt der Gehölze und der Versorgung der Vögel müssen diese verschiedenen Gemüsearten im Februar geerntet werden. Außerdem können anschließend die Beete neu bepflanzt werden. Diese Blumen und Gemüse kannst du im Februar aussäen.