Adriana Altaras im Interview: So waren die Dreharbeiten zur ARD-Serie "Charité"

TV- und Serien-Fans aufgepasst: Am 9. April startet endlich die neue Staffel der Erfolgsserie "Charité". Immer dienstags können Liebhaber*innen die neuen Folgen um 20.15 Uhr in Doppelfolgen in der ARD anschauen. Ab dem 5. April ist die gesamte Staffel auch schon in der Mediathek anzuschauen.

Anders als die bisherigen Staffeln behandeln die sechs neuen Folgen allerdings kein historisches Ereignis, sondern wagen einen Blick in die Zukunft. Im Fokus stehen ein Mikrobiom und dessen Aufschlüsselung sowie eine neue Gesundheitsreform, welche die Gesellschaft im Jahr 2049 spaltet.

Aus diesem Grund gründet die Chirurgin Dr. Seda Safadis – gespielt von Adriana Altaras – heimlich eine "Schattenklinik", in der auch Patient*innen behandelt werden können, die durchs reguläre Gesundheitssystem fallen.

Von sozialer Gerechtigkeit und Familienkonflikten: Adriana Altaras im "Charité"-Interview

BILD der FRAU hat mit Adriana Altaras über die Dreharbeiten zur vierten Staffel der beliebten ARD-Serie gesprochen. Wie die Zeit für die 1960 geborenen Schauspielerin am Set in Portugal ablief, erzählt sie im Video:

Adriana Altaras: "Ich kann mir gut vorstellen, wie meine Rolle außer sich gerät, wenn Ungerechtigkeit passiert"

BILD der FRAU: Liebe Adriana, in "Charité" setzt sich deine Rolle gegen Ungerechtigkeit ein. Siehst du Ähnlichkeiten zu dir selbst?

Adriana Altaras: Mir fiel es nicht schwer, diese Rolle zu verstehen – auch, weil ich die Älteste bin im Team. Man konnte also glaubwürdig erzählen, dass ich noch zu einer Zeit gehöre, in der es andere Maßstäbe gab.

Außerdem habe ich einen Migrationshintergrund und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie meine Rolle außer sich gerät, wenn Ungerechtigkeit passiert, weil sie selbst ja auf Hilfe von außen angewiesen war. Es gab durchaus Parallelen, an die ich mich halten konnte. Dieses harte, dickköpfige, aber auch ihre "Ich rette die Welt"-Einstellung ist mir durchaus vertraut.

Eine solche Schattenklinik zu gründen, erfordert Mut. Was bedeutet es für dich, mutig zu sein?

Das ist eine echt gute Frage in diesen Zeiten. Ich frage mich oft, ob ich in der U-Bahn aufstehen und mich prügeln würde. Ich habe mich durchaus schon ein paar Mal geprügelt und ich bin nur 1,55 m groß.

Ob ich mich jetzt noch prügeln würde, wo ich im April 64 Jahre alt werde, weiß ich nicht, aber ich denke viel darüber nach. In Situationen, in denen es kritisch wird – in Bahnhöfen oder Zügen –, greife ich oft ein. Manchmal denke ich aber, ich könnte noch mehr Mut beweisen und mich noch mehr einsetzen.

So eine Schattenklinik zu machen, das erfordert Mut, aber auch eine gewisse Blindheit. Du musst diese anderen Sachen ausblenden, sonst machst du es nicht.

Vorbereitungen der besonderen Art: Adriana Altaras durfte in der Charité in Berlin hospitieren

Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?

Ich habe erst mal alle medizinischen Filme gesehen, die man sehen konnte – also von "Emergency Room" bis hin zu wirklichen Operationen. Dann war ich auch in der Charité, wo ich am Hindenburgdamm hospitieren durfte.

Das war großartig, weil die "Kollegen" mich sehr offen aufgenommen haben und ich sehr nah am OP-Tisch sein durfte. Ich bin in die Aufenthaltsräume gebracht worden und habe den Alltag dieser Ärzte sehen dürfen. Die arbeiten wie die Tiere. Wahnsinnig viel, wahnsinnig konzentriert und haben sehr lange Arbeitszeiten. Also ich habe gedacht: "Boah, das ist ein harter Beruf, wirklich ein harter Beruf. Das sind echte Engel".

In der Serie spielt das Verhältnis deiner Figur zu ihrer Tochter eine große Rolle. Wie siehst du die Beziehung der beiden?

Ich glaube, dass da etwas herrscht, was es ganz oft in Familien gibt, in denen man ähnliche Berufe hat. Nämlich eine Form von "Ich bin zwar stolz auf dich, aber im Grunde musst du noch besser werden als ich". Und auch so eine Migrantenhaltung mit "Ich bin hier in der Gesellschaft angekommen, aber nur wenn ich besser bin als alle anderen".

Das haben beide. Auch so eine Workaholic-Einstellung, aber auch eine Leidenschaft für den Beruf. Ich glaube, meine Figur ist nicht in der Lage, ihre Tochter einfach so zu lieben, was für beide wirklich bedauerlich ist. Das ist ein ganz trauriges Kapitel.

Du möchtest noch mehr Blicke hinter die Kulissen der "Charité"-Dreharbeiten werfen? Im zweiten Teil unseres Interviews mit Adriana Altaras erzählt die gebürtige Kroatin, wie sich ihre Rollen im Laufe ihrer Karriere gewandelt haben und gewährt einige privat Einblicke: Von der Putzfrau zur "Charité"-Chefärztin: Adriana Altaras über den Wandel ihrer Rollenangebote