Alina Stiegler im Gespräch: Warum ihr neuer ARD-Krimi "Die Raaben und das tote Mädchen" unter die Haut geht
Am 30. Januar bekommt der ARD-Krimi ein neues Ermittler-Duo: In "Der Krimi aus Brandenburg: Die Raaben und das tote Mädchen" müssen die Polizisten-Geschwister Tonja und Anton den Mord an einem Kindermädchen und die Entführung eines Babys aufklären. BILD der FRAU hat mit Hauptdarstellerin Alina Stiegler über die Dreharbeiten, das Leben als arbeitende Mutter und die Filmbranche gesprochen.
Ein totes Kindermädchen, ein entführtes Baby, zwei Polizisten und eine sorbische Sage über Raben – all das sind zentrale Elemente des ARD-Krimis "Die Raaben und das tote Mädchen". Der Film, der seit dem 28. Januar in der ARD-Mediathek verfügbar ist und am 30. Januar im TV ausgestrahlt wird, erzählt die Geschichte der Geschwister Tonja (Alina Stiegler) und Anton Raabe (Anton Rubtsov), die in der Lausitz als Polizisten arbeiten und mit einem Mord sowie einer Kindesentführung konfrontiert werden.
Worum geht es in "Die Raaben und das tote Mädchen"?
Während Anton als Kriminalkommissar ermittelt, bringt Tonja ihre synästhetischen Fähigkeiten ein, um das Kind zu retten. Doch der Fall weckt schmerzhafte Erinnerungen an das spurlose Verschwinden ihres Bruders in ihrer Kindheit. Während die Eltern des entführten Kindes verzweifelt auf ein Lebenszeichen oder eine Lösegeldforderung warten, wird das Vertrauen der Geschwister auf die Probe gestellt: Tonja ist getrieben von der Sorge um das Kind und geht eigene Wege in den Ermittlungen. Anton hat ihre Alleingänge bislang gedeckt, doch sein Geduldsfaden reißt.
Der Krimi verbindet eine fesselnde Handlung mit atmosphärischer Dichte und einem Blick auf eine Region im Wandel. Doch die entscheidende Frage bleibt: Können Tonja und Anton den Entführer rechtzeitig finden und das Kind unversehrt zurückbringen?
Lese-Tipp: Erfolgsduos im Rampenlicht: Kennst du diese berühmten Geschwister?
Hauptdarstellerin Alina Stiegler im Interview mit BILD der FRAU
BILD der FRAU hat mit Hauptdarstellerin Alina Stiegler über den ARD-Krimi gesprochen. Dabei gab die Schauspielerin nicht nur spannende Einblicke hinter die Kulissen, sondern sprach auch offen über die Herausforderungen als Mutter und Frau in der Film-Branche sowie das Thema Queerness.
Alina Stiegler: "Mut ist auch nur eine umgekehrte Schwäche"
Frau Stiegler, in "Der Krimi aus Brandenburg: Die Raben und das tote Mädchen" verkörpern Sie eine traumatisierte Polizistin. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?
Alina Stiegler: Ich habe mich ehrlich gesagt gar nicht so viel mit Tonjas "Trauma", beziehungsweise dem Trauma ihrer Familie beschäftigt, sondern vielmehr mit ihrer subjektiven, und für mich sehr interessanten Perspektive auf die Welt. Natürlich prägt ihr persönliches Trauma ihre Geschichte und Handeln, gleichzeitig ist sie ja aber auch sehr viel mehr als das. Auf Tonja habe ich mich also sehr akribisch vorbereitet, habe viele Leute befragt, Filme geschaut, Podcasts gehört, mich mit einer Polizistin im gleichen Alter getroffen und Zeit in Senftenberg verbracht.
Ihre Rolle kämpft mit psychischen Problemen, darunter auch einem Kindheitstrauma. In unserer Gesellschaft sind die Themen Therapie und mentale Gesundheit oft noch stigmatisiert. Was haben Sie durch Ihre Rolle über diesen Bereich gelernt und was können wir/die Gesellschaft von Tonja lernen?
Dass Mut letztlich auch nur eine umgekehrte Schwäche ist.
Neben dem Kindheitstrauma hat Ihre Rolle auch mit einem "Anders-Sein" aufgrund ihrer Synästhesie zu kämpfen. Haben Sie im realen Leben Momente erlebt, in denen Sie mit "Andersartigkeit" konfrontiert wurden?
Ich kenne so gut wie keine weiblich gelesene Person, die nicht ihre Jugendjahre damit verbracht hat, sich anders oder falsch zu fühlen. Zu dick, zu dünn, zu schlau, zu dumm. Jungen Frauen wird vermittelt, dass es immer nur "eine" geben kann. Das EINE Mädchen in der Jungsclique, DIE Stufenschönheit, die, nach der sich alle umdrehen etc. Selbst in Kindersendungen, bei den Schlümpfen zum Beispiel: Alle männlichen Schlümpfe haben irgendwelche Attribute, die sie ausmachen, Schlumpfinchen ist einfach nur "die Frau". Natürlich fühlt sich dann alles, was nicht oberflächlich ist, was von der sogenannten "Norm" abweicht, falsch an. Weil gar kein Platz dafür vorgesehen ist. Da habe auch ich definitiv drunter gelitten, ja.
Ihre Rolle spricht Sorbisch. Mussten Sie diese Sprache extra für die Produktion lernen und gab es dabei besondere Herausforderungen?
Mein Spielpartner Anton Rubtsov und ich mussten uns das beide gemeinsam mit einem Coach erarbeiten. Ich fands ein bisschen schwer.
Lese-Tipp: Frier Schwestern: So haben Annette, Caroline und Sabine Frier die TV-Welt erobert
Muttersein und Karriere? Alina Stiegler fordert mehr Unterstützung
In einem Ihrer Insta-Post teilen Sie Ihre Gedanken zum Thema Muttersein und arbeitende Mütter. Welche Veränderungen wünschen Sie sich von der Gesellschaft oder der Filmindustrie, um das Ansehen arbeitender Mütter zu verbessern?
Ich wünsche mir schlicht, dass die Realität von Eltern ernst genommen wird. Dass es mehr Verständnis für arbeitende Mütter und für zu Hause bleibende Väter gibt. Für Alleinerziehende. Dass man einen besseren, auch rechtlichen, Umgang mit schwangeren Personen findet. Dass man es sowieso der schwangeren Person selbst überlässt, über ihren Körper frei zu entscheiden und dementsprechend auch über den Verlauf oder die Gestaltung der Schwangerschaft.
Familie, Kinderwunsch und Privatleben müssen respektiert werden und ich würde mir wünschen, dass Möglichkeiten geschaffen werden, die Personen jeweils gezielt in dem zu unterstützen, was sie brauchen. Also: Frauen mit Kindern einstellen, bessere Gehälter bezahlen, Kinderbetreuung einrichten.
Die Filmindustrie hat da sicher ein paar Eigenheiten, aber ich sehe das klar als gesamtgesellschaftliches Problem, das sich durch alle Branchen zieht.
Es wird berichtet, dass es für Frauen schwierig sein kann, im fortgeschrittenen Alter für Rollen gebucht zu werden, die feminin, sexy und stark erscheinen sollen. Wie ist Ihre Meinung dazu oder welche Erfahrungen haben Sie in diesem Zusammenhang gemacht?
Ich weiß nicht, ob ich mich auch bereits im "fortgeschrittenen" Alter befinde, deshalb wähle ich mal lieber die Außenperspektive. Ich sehe diesen Umstand absolut. Es geht ja aber schon damit los, überhaupt gebucht zu werden. Es ist ein Fakt, dass das Geschlechterverhältnis der zentralen Rollen im deutschen Kino, um die 30 bei 50/50 liegt. Sind die Protagonist*innen älter, also über 50, kommen nur noch drei Frauenrollen auf sieben Männerrollen. Ich finde das ungerecht. Und auch unheimlich langweilig.
Lese-Tipp: Ehemals Putzfrau, nun Chefärztin: Adriana Altaras über den Wandel ihrer Rollen
Queerness im Film: Warum es für Alina Stiegler mehr als nur Privatsache ist
Sie haben sich im Rahmen der Initiative #actout im Februar 2021 geoutet. Was hat dieser Schritt für Sie persönlich bedeutet und welche Bedeutung hat es für Sie, als queere Person Präsenz in der Schauspielbranche zu zeigen?
Für mich war das allen voran eine Frage der Solidarität. Die eigene sexuelle Identität ist Teil eines Spektrums, und so bin ich es auch. Es geht niemanden was an, in wen ich mich verliebe, oder wen ich gut finde, aber ich finde es wichtig, dass wir in der Öffentlichkeit normalisieren, dass es selbstverständlich auch sehr viele andere, glückliche Lebensentwürfe jenseits der klassischen Mann-Frau-Beziehung gibt. Und dass es darin keine Hierarchie gibt. Liebe ist Liebe.
Lust auf noch mehr interessantes TV-Programm? Auf unserer Themenseite findest du alles aus der Welt von Film & Fernsehen. Oder schau dir gleich diese Interviews mit Stars & Sternchen an:
- Cameron Diaz und Jamie Foxx verraten: Warum "Back in Action" mehr als nur ein Netflix-Film ist
- Adriana Altaras im Interview: So waren die Dreharbeiten zur ARD-Serie "Charité"
- Neues Kinderbuch: So erklären Sänger Sasha und Ehefrau Julia ihrem Sohn die Welt
- "Frühling"-Star Marco Girnth seit 24 Jahren glücklich verheiratet