Weltfrauentag: "Zusammenhalt unter Frauen ist so wichtig" – Vivien Wulf über Frauenpower

Am 8. März ist Weltfrauentag. BILD der FRAU hat mit Schauspielerin und Unternehmerin Vivien Wulf über Gleichberechtigung, Frauenrollen im Film und hartnäckige Klischees gesprochen. Ein Gespräch, das deutlich macht: Der Frauentag ist kein bloßes Symbol, sondern ein notwendiger Anstoß für echten Wandel.
Alljährlich am 8. März wird der Internationalen Frauentag gefeiert – doch von echtem Feiern kann oft keine Rede sein. Ursprünglich als Kampftag für die Rechte von Frauen ins Leben gerufen, erinnert dieser Tag daran, dass Gleichberechtigung weltweit noch längst nicht erreicht ist. Ob ungleiche Bezahlung, veraltete Rollenbilder oder strukturelle Hürden – Frauen stoßen in vielen Lebensbereichen weiterhin an unsichtbare Grenzen.
Anlässlich des Weltfrauentags wollen wir auch einen Blick in unsere Vergangenheit werfen. Was unsere Redakteur*innen ihrem jüngeren Ich gern sagen würden, siehst du im Video:
"Sturm der Liebe"-Star Vivien Wulf im Interview: Warum starke Frauen in Filmen immer noch Mangelware sind
Besonders in der Film- und Medienbranche zeigt sich, wie tief verwurzelte Klischees den Blick auf Frauen prägen: Viel zu selten sehen wir facettenreiche, starke weibliche Figuren auf der Leinwand. Stattdessen werden Schauspielerinnen oft in stereotype Rollen gedrängt. Hinzu kommt das Bild, dass man ab einem gewissen Alter "seine besten Jahre" schon hinter sich hätte. Doch warum sollte eine starke, selbstbewusste Frau nur bis zu einem gewissen Alter interessant sein?
Über genau diese Themen haben wir mit Schauspielerin und "WoMen on Top"-Mitgründerin Vivien Wulf gesprochen. Im Interview erzählt der "Sturm der Liebe"-Neuzugang von festgefahrene Rollenbilder, seinen persönlichen Erfahrungen und was man als Einzelne*r für mehr Gleichberechtigung tun kann.

"Die Frau des Hauptdarstellers"? Warum Frauenrollen mehr Tiefe brauchen
BILD der FRAU: Man hört in letzter Zeit häufiger, dass es für Frauen im fortgeschrittenen Alter immer schwieriger wird für Rollen gebucht zu werden, die femininen, sexy und stark erscheinen sollen. Wie ist deine Meinung dazu? Hast du das bei Kolleginnen schon mitbekommen?
Vivien Wulf: Ja, tatsächlich habe ich das schon häufiger mitbekommen und ich finde das ganz, ganz schlimm. Ich hoffe, dass da ein Wandel stattfindet. Gerade diese weiblichen, starken Frauenbilder sind doch das, was viele Leute interessiert oder auch wo Frauen sich dann Inspiration herholen.
Darum geht es ja auch beim Film. Es soll Emotionen anregen und inspirieren. Deswegen finde ich es wahnsinnig wichtig, dass dahingehend mehr aufgebrochen und mehr aufgeräumt wird. Anstatt zu sagen "Nein, die kann jetzt aber nur die Frau oder die Affäre des Hauptdarstellers spielen".
Du bist schon seit über 15 Jahren im Film- und Fernseh-Business unterwegs. Findest du, in der Zeit hat sich schon etwas gebessert an diesem Frauenbild?
Absolut, ich merke es ja auch bei mir selbst. Ich bin natürlich auch in dem klassischen Bild aufgewachsen. Ich war ganz lange logischerweise die Tochter von, dann war ich die Frau von und jetzt – so langsam – bricht es immer mehr auf. Das find ich ist ganz toll und auch superwichtig. Ich hoffe, dass da noch viel mehr passiert in dem Bereich.
Vivien Wulf über Frauenpower: "Zusammenhalt ist so wichtig!"
Du bist ja nicht nur Schauspielerin, sondern auch Unternehmerin, Mitbegründerin der Eventreihe und des Podcasts "WoMen on Top", wo ihr euch mit Gleichberechtigung und ähnlichen Themen beschäftigt. Was findest du, muss sich in dem Bereich noch verändern?
Wir müssen gemeinsam die gläserne Decke durchbrechen. Was beim Thema Gleichberechtigung ganz wichtig ist, ist, dass der gemeinsame Diskurs stattfindet – also der Austausch zwischen Männern und Frauen. Ich habe es schon oft mitbekommen, dass Männer diejenigen sind, die Frauen fördern und Frauen oft leider diejenigen sind, die Frauen Steine in den Weg legen. Anstatt zu sagen "Oh mein Gott, das ist so eine tolle Frau. Die will ich pushen. Die will ich fördern. Da will ich helfen".
Das war auch einer der Gründe, wieso wir "WoMen on Top" machen wollten – weil wir gesagt haben, wir möchten ein Netzwerk schaffen, wo sich alle gemeinsam unterstützen. Ich finde, das fängt schon damit an, dass man nicht immer darauf wartet, dass das Gegenüber auf einen zukommt. Sondern, dass man auch manchmal über den Tellerrand hinausschaut und ein bisschen in Vorleistung für sein eigenes Umfeld geht. Das finde ich wahnsinnig wichtig.
Ich glaube, dass dieser Zusammenhalt unter Frauen so wichtig ist. Natürlich gibt es auch Männer, die Frauen Steine in den Weg legen, aber ich glaube gerade Frauen untereinander müssen lernen sich viel mehr zu unterstützen und sich gegenseitig zu helfen. Dementsprechend lieber gemeinsam als gegeneinander.
Gleichberechtigung beginnt im Kopf: Warum wir Frauen von klein auf beibringen sollten, sich zu unterstützen
Ja, absolut. Ich habe auch das Gefühl, dass es kleinen Mädchen teilweise schon immer eingetrichtert wird – dieses „Jeder für sich alleine“, „Die anderen sind deine Konkurrenz“ und nicht „Wir machen das irgendwie zusammen und unterstützen uns gegenseitig“.
Absolut. Das fängt schon damit an, dass Männer mit Fußballclubs aufwachsen und gemeinsam Fußball spielen – das ist Teambuilding. Ich hatte das zum Beispiel nicht wirklich, sondern beim Ballett konnte zum Beispiel nur eine die Hauptrolle bekommen. Oder beim Tennis spielt man in der Regel gegeneinander.
Das sind so Sachen, dass Mädchen immer darauf erzogen werden, dass sie schön sind. Man sagt zu einem Mädchen eher "Oh Gott, sieht die hübsch aus", "Oh Gott hat die was Süße an", "Och, wie süß siehst du denn aus?" – das sagt man zu einem Jungen in der Regel eher nicht. Da sagt man eher "Der spielt gerade mit einem Bagger? Uh, der wird bestimmt mal Ingenieur!".
Man erzieht die Kinder da schon unterschiedlich. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man Frauen beibringt, dass sie alles werden können. Dass man sie dahingehend auch ganz früh fördert und sagt "Du bist nicht nur schön, sondern du kannst tatsächlich auch noch mehr als nur gut aussehen".

Was findest du, kann man als Einzelne*r für die Gleichberechtigung tun?
Ich glaube vor allem das, was ich vorhin gesagt habe: Dass man einfach mal in seinem Umfeld überlegt: Wem könnte ich gerade was Gutes tun? Wem könnte ich gerade vielleicht ein neues Jobfeld ermöglichen? Wen könnte ich gerade mit einem Kontakt unterstützen, obwohl derjenige gar nicht danach gefragt hat?
Ich glaube, wenn wir das machen, kann man auch viel mehr gemeinsam wachsen. Ich finde, das stärkt auch die Bindung – weil man merkt, der andere meint es wirklich ehrlich mit mir und möchte mich auch wachsen sehen.
Das ist auch so eine Sache in unserer Gesellschaft: Viele wollen die anderen gar nicht wachsen sehen. Die wollen andere eher klein halten. Ich glaube, es geht eher darum, die Flügel der anderen zu stutzen, sondern ihnen eher zu helfen – auch wenn die Flügel noch klein sind – dass sie fliegen können.
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