Hygienemythen entlarvt

Hygiene-Fehler: Darum solltest du dich mit Straßenklamotten nicht ins Bett legen

Ältere Frau mit grauen langen Haaren sitzt lächelnd mit Straßenkleidung auf einem Bett in einem hellen Zimmer mit schlichter Dekoration.
© Adobe Stock/ shurkin_son
Straßenkleidung im Bett: Wie gefährlich sind Keime wirklich?

Sich mit der Straßenkleidung aufs Bett legen? Was für die einen ganz normal ist, hört sich für die anderen nicht gerade hygienisch an. Doch was ist an der altbekannten Regel wirklich dran? Herrscht wirklich ein Bakterien-Alarm im Bett, wenn du dich mit Straßenkleidung hineinlegst? BILD der FRAU klärt auf.

An der Auffassung, ob man sich mit Straßenbekleidung sorgenlos aufs Bett legen kann oder ob das schlecht für die Gesundheit ist, scheiden sich die Geister. Auch im Netz lässt sich auf den ersten Blick keine eindeutige Antwort finden. Während es die eine Partei als total unbedenklich ansieht, wirkt es auf die andere Partei alles andere als hygienisch, sich vor dem ins Bettkuscheln nicht noch umzuziehen. Immerhin schleppt man dann allerlei Viren und Keime ein, oder?

Nicht mit Straßenklamotten aufs Bett: Das steckt hinter der Regel

Wer es sich nach dem Nachhausekommen unter der warmen Bettdecke gemütlich machen möchte, sollte sich zunächst umziehen. Das suggeriert zumindest die altbekannte Regel, dass man sich mit Straßenkleidung nicht ins Bett legen sollte.

Das scheint zunächst auch logisch zu sein, denn Medienberichten zufolge sammeln sich im Laufe des Tages mindestens 72 Bakterien- und Virenkolonien auf der Haut und Kleidung an. Diese nehmen wir in den öffentlichen Verkehrsmitteln, im Supermarkt, im Büro oder im Restaurant auf und tragen sie fröhlich mit uns herum – und somit auch in die eigenen vier Wände.

Hinzu kommt, dass der Mensch in der Regel pro Tag über 500 Millionen Hautzellen und mindestens einen halben Liter Scheiß verliert, der dann in unseren Oberteilen, Hosen, Socken und Co landet.

Wie schlimm ist es also wirklich, sich mit Straßenkleidung aufs Bett zu setzen?

Ob die angesprochenen Krankheitserreger allerdings eine Bedrohung für die Gesundheit darstellen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem individuellen Gesundheitszustand der betroffenen Person oder der Fähigkeit der Viren in suboptimalen Verhältnissen zu überleben.

Während behüllte Viren, wie unter anderem Influenza- oder Coronaviren, nur eine kurze "Lebensdauer" auf Oberflächen haben, verhält es sich bei unbehüllten Viren, beispielsweise Noroviren, ganz anders. Hier ist über einen längeren Zeitraum eine Ansteckung möglich. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer alleinigen Übertragung über die Kleidung bei nahezu null. Bei gesunden Menschen ist die Kleidung als Übertragungsweg für Krankheiten somit kein großer Faktor.

Straßenkleidung im Bett: Auf diese Dinge sollten Sie dennoch achten

Die Antwort auf die Frage, ob du dich mit deiner Straßenkleidung aufs beziehungsweise ins Bett legen solltest oder nicht, hängt zum Schluss also von deinen persönlichen Vorlieben sowie von deinem Sauberkeits- und Hygieneempfinden ab, denn die Gefahr durch Keime auf der Kleidung existiert zwar, ist aber ziemlich gering. 

Dennoch gibt es Gründe und Ausnahmen, wieso du dich nicht unbedingt mit Straßenkleidung ins warme Bett legen solltest. Personen mit offenen Wunden, Neurodermitis, chronischen Hautekzemen oder mit schlecht eingestellter Diabetes sollten beispielsweise vorsichtiger sein und es mit der Hygiene zu Hause etwas strenger nehmen.

"Deren Haut kann massiv von Keimen besiedelt sein, die sich unter bestimmten Umständen zum Infektionsrisiko entwickeln können, zum Beispiel bei einer Operation oder Verletzung", erzählt der Bonner Infektiologe Peter Walger gegenüber Öko-Test.

Auch Allergiker*innen könnten durch Pollen, die sich noch auf ihrer Kleidung befinden, Probleme bekommen, wenn sie diese mit ins eigene Bett schleppen. "Das macht mich zwar nicht unbedingt krank, aber wenn ich ein*e Allergiker*in bin und davon viel mitbringe, kann es möglicherweise tatsächlich nicht gut sein, wenn ich die nachts die ganze Zeit einatme", erklärt Prof. Johannes Knobloch, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie der Publikation.

Quellen:
oekotest.de, rtl.de, regenbogen.de
Zählbild
Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: