Stilettos im reifen Alter tragen: hopp oder top?
Renate Zott ist Topage-Model und schreibt für BILD der FRAU exklusiv über Themen rund um Lifestyle, Mode und Beauty. Heute: Wie stehst du eigentlich dazu, ob reife Frauen noch hochhackige Schuhe anziehen sollten? Lies mal, was Renate Zott dazu sagt.
Renate Zott ist Topagemodel, Expertin in Sachen Lifestyle, Mode, Beauty, unfassbare Ü50 – und seit Jahren auch Kolumnistin bei BILD der FRAU. Jeden Sonntag verrät sie hier Tipps und Tricks rund um alles, was mit ihren Themen zu tun hat. Heute erörtert sie die Frage, ob Frauen Ü50 noch in Stilettos herumlaufen sollten – schließlich sind sie ja alles andere als bequem. Aber sollten sie auch den jungen Leuten vorbehalten sein?
Renate Zott: Sind Stilettos an Frauen Ü50 top oder Flop?
Für mich gilt
- Oben: Mascara bis zum Schluss
- Unten: Stilettos, solange die Füße mitmachen
Warum? Ganz einfach: schöne Frauen, schöne Beine, graziles Gestöckel.
Mir ist klar: Dieser Spruch spaltet die Nation. Nämlich in die Gruppe derer, die sie tragen, und der anderen, die beim Tragen zuschauen. Gewollt oder ungewollt. Zugegeben: Beim Thema Absatzschuh bin ich nicht gerne Zaungast, also lieber Trägerin.
Dabei ist es beileibe weder eine Luftkissennummer noch in irgendeiner Art und Weise mit dem Wort Wohltat in Verbindung zu bringen, wenn man sich vorstellt, auf 10-cm-Hacken unterwegs zu sein. Egal, wie alt man ist. In mir ruft das vollautomatisch Schmerzen hervor und Bilder von Füßen, die vermutlich spätestens jetzt jeder sieht. Hühneraugen, offene Blasen? Ach was, Kleinigkeiten…
Apropos: Wer häufig High Heels trägt, läuft Gefahr, einen Ballenzeh, den sogenannten Hallux valgus, zu riskieren. Zahlreiche Promi-Damen können ein Lied davon singen. Wir haben einigen auf die Füße geschaut...
Ballkleid mit Sneakers? Funktioniert nicht
Da darf man schon mal die Frage stellen, warum die Mode- und Schuh-Designer*innen das überhaupt machen und Mädels & Jungs auf halsbrecherische Heels stellen, die ohnehin kaum eine*r beherrscht. Die Antwort ist so lapidar wie simpel: Das Bild vom Ballkleid mit Sneakers an den Füßen funktioniert am Ende nicht. Und auch nicht das vom Laufsteg voller kunstvoller Roben mit Flats. Dass diese den Füßen mehr Spaß machen, macht sie leider nicht elegant. Kein Wunder also, dass wir beim Lauf der Stöckel-Show mitmachen – Schmerzen hin oder her. Das ist übrigens schon Ewigkeiten so.
Genauer gesagt ist der stelzige Balance-Akt auf zwei Beinen keine Erfindung aus dem 20. Jahrhundert, keiner weiß, wem die Idee wirklich gehört. Indes ist sicher, dass schon die Damen im alten Ägypten über die Wirkung Bescheid wussten, denn man hat Vorläufer der späteren Pfennigabsätze in einem Grab in Theben aus dem Jahr 1000 vor Christus (!) entdeckt.
Von da an schleicht sich der Schuh mit mehr oder weniger hohem Absatz durch die Zeit und durch die Geschichten der Wohlhabenden. Auch kleine, mächtige Männer mit hohen Perücken fanden bisweilen großen Gefallen daran. Immer im Paar mit Noblesse, purer Eleganz und dem Schein, höher zu stehen.
Flache Schuhe senden auch Signale aus, aber keine so erotischen
Leute, die sich gut begründet dem Thema Stöckelschuh verweigern, können gemein sein. Gewollt oder gezwungenermaßen dem Schaulaufen zuzusehen und ergo in den Vergleich gestellt, rein optisch gesehen, anders abzuschneiden, kann wehtun. Der flache Schuh sendet auch Signale aus, aber eben keine so erotischen. Das bläht den hochhackigen Schuh zum Monster auf. Häme für die, die beim Tragen ins Straucheln geraten, umknicken oder gar stürzen. Konkurrenz aus den meist eigenen Reihen ist ein furchtbar fruchtbarer Boden für allerlei Gehässigkeiten. In diesem Punkt wünsche ich mir wirklich mehr Gelassenheit, nicht nur die gespielte. Oder Kommentare, die ins ausgeleierte Horn des altersbedingten Nachlassens stoßen.
Soll man deswegen mit 50 Plus auf den anmutigen Schritt pfeifen und klaglos verzichten, nur weil es jenen aus der Flachschuhabteilung ein Dorn im Auge ist? Nein, da mache ich nicht mit. Solange mich meine Füße auf Heels tragen, werde ich all jene Anlässe gerne annehmen, die das Tragen erträglich und in gewisser Weise kostbar machen. Nämlich dort, wo die Prioritäten auf dem Sitzen und nicht auf dem Laufen liegen. Tanzen geht auch barfuß. Niemand muss, alle dürfen – und das, solange man will.
Finde ich.
→ Mehr über Renate Zott gibt's auf ihrer Webseite Topagemodel und ihrem Instagram-Account topagemodel.
In ihrer letzten Kolumne hat Renate Zott Urlaubsgarderobe vorgeführt, die sich für Strand UND Stadt eignet, ein Umziehen also überflüssig macht.