Kopieren? Bitte nicht

Mode-Musen? Was ich von Fashion-Vorbildern halte

Renate Zott Aufmacher Mode-Vorbilder
© Renate Zott
In Renate Zotts Kolumne auf BILD der FRAU geht es heute um modische Vorbilder – und wie sie es mit Fashion-Musen hält.

Renate Zott ist Topage-Model und schreibt für BILD der FRAU exklusiv über Themen rund um Lifestyle, Mode und Beauty. Heute sinniert sie über Mode-Vorbilder – und verrät, ob und inwiefern sie von einer Fashion-Muse geküsst wurde...

Renate Zott ist Topagemodel, Expertin in Sachen Lifestyle, Mode, Beauty, unfassbare Ü50 – und seit Jahren auch Kolumnistin bei BILD der FRAU. Jeden Sonntag verrät sie hier Tipps und Tricks rund um alles, was mit ihren Themen zu tun hat. Heute schreibt sie über Vorbilder in der Mode-Branche – und wie sie es so hält mit Musen.

4 Styling-Fehler, die Fashionistas niemals machen würden

Renate Zott: meine Meinung zu Mode-Vorbildern und -Musen

Braucht man eine Mode-Muse? Ich glaube nicht. Ganz einfach deshalb, weil es am Ende doch nicht gelingt, eine Person zu kopieren. Man kann sich zwar kleiden wie sie, aber es wird nie dasselbe sein. Nicht dasselbe Aussehen, nicht die gleiche Wirkung, nicht genau diese Ausstrahlung, nicht dasselbe Auftreten.

Was Mode-Vorbilder oder auch Stilikonen indes anregen können, ist die eigene Kreativität. Ich finde sie toll als Inspirationsquelle und Ideengeber für meinen eigenen Stil. Denn, ganz klar: von Celebrities, deren Style dem eigenen ähnelt, schaut man sich schon mal was fürs eigene Outfit ab oder bekommt spontan Anregungen, wie man Teile mal anders oder neu kombiniert. Es ist genau das, was ich ganz gerne "übersetzen" nenne, weil man auf diese Weise ein schönes Bild in seine eigene Mode-Welt übertragen kann.

Aber es sind – hoffe ich doch – nicht nur Berühmtheiten, die Einfluss auf den eigenen Stil nehmen, sondern auch andere Prägungen oder Talente, die man vielleicht auch einfach so in die Wiege gelegt bekommt. So hatte ich schon an meinen Barbiepuppen die Fähigkeit, Kleidungsstücke passend (in der Fashion-Sprache: stylish) zusammenzustellen – sagte jedenfalls meine Mutter.

Mode-Bewusstsein schon in der Kinderstube

Oder auch an Papierfiguren. Keine Ahnung, ob die heute überhaupt noch jemand kennt. Das waren Anziehpuppen aus Papier, für die es in Heften Blanko-Kleidungsstücke zum Ausmalen, Gestalten und Ausschneiden gab. Angezogen wurden sie dann mittels Papierlaschen, die man um die Körperteile knickte. Stundenlang konnte ich mich damit beschäftigen und in meine kleine Mode-Welt abtauchen.

Die Affinität dazu könnte fast genetisch sein, denn meine Eltern haben beide eine Schneiderlehre absolviert. Mein Vater hat immer sehr auf seine Kleidung geachtet, vor allem auf hochwertige Stoffe und ebenso hochwertige Verarbeitung. Eine schiefe Naht, ein ausgefranster Saum – alles No-Gos, die er scharf zu kommentieren wusste. Wenn er Kleidungsstücke für meine Mutter entwarf und nähte, dann musste ein Stich wie der andere sein. Das prägt.

Stil und Individualität als Ausdruck von Anderssein

Und mehr noch: Ich bin geübt im Anderssein; quasi von Geburt an. Wer knapp das erste Jahr seines Lebens im Krankenhaus verbringen muss, muss anders sein. Nicht des Mitleids wegen, sondern als Erklärung dafür, dass verschiedenste Dinge im Leben dann anders laufen. Etwas, das besonders bedeutsam in meiner Kindheit war, ist die Tatsache, dass ich als vermeintlich kränkliches Wesen immer außen stand, hinüberschielte zu denen, die den Ton angaben, die die coolen Gangs um sich scharten. Da war ich nie dabei, obwohl ich nichts lieber wollte.

Als Kind davon gebeutelt, hat es mich als Erwachsene gelehrt, mein eigenes Ding zu machen. Immer abseits vom Mainstream. Auch in punkto Fashion. Sprich: Ich will nicht blass in der Menge untertauchen, sondern suche die Kontroverse, denn gerade in der Mode kann man sich durch seinen eigenen Stil abgrenzen und Individualität zeigen – anders sein. Ich liebe das. Und ich glaube, schon immer.

Sich im Alter anpassen, farblos statt rebellisch? Nein danke

Und weil ich das so liebe, schreibe ich darüber und verstehe mich selbst als Ideengeberin. Auch als modische Rebellin, die die jungen Alten und die älteren Alten weder in der beigen Steppweste noch im praktischen Dadcore-Style (= Gummizughosen und Westen mit Brusttaschen) sieht. Da ist mein Anpassungswille auf dem Nullpunkt, obwohl ich weiß, dass hinter meinem Rücken darüber geredet wird. Das muss man aushalten, wenn man sich nicht an die (Alters-)Fashion-Regeln hält.

Im Grunde will ich aber noch mehr. Ich will rütteln an den künstlich geschaffenen Standards für Mode und Schönsein, die uns ein so klares Bild davon geben sollen, wie wir auszusehen haben. Ich finde: Wir dürfen uns toll und kreativ-modisch-trendig verpacken, so lange wir wollen, natürlich alt werden und jung denken. Alle auf ihre Weise.

Mehr über Renate Zott gibt's auf ihrer Webseite Topagemodel und ihrem Instagram-Account topagemodel.

In ihrer letzten Kolumne schrieb Renate Zott über die sportliche Blokecore-Ästhetik – und wie sie modisch umgesetzt wird.

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