Dekolleté im fortgeschrittenen Alter: hot or not?
Renate Zott ist Topage-Model und schreibt für BILD der FRAU exklusiv über Themen rund um Lifestyle, Mode und Beauty. Heute: Was die Kolumnistin von reifen Frauen mit Dekolleté hält.
Renate Zott ist Topagemodel, Expertin in Sachen Lifestyle, Mode, Beauty, unfassbare Ü50 – und seit Jahren auch Kolumnistin bei BILD der FRAU. Jeden Sonntag verrät sie hier Tipps und Tricks rund um alles, was mit ihren Themen zu tun hat. Heute geht sie der Frage nach, ob Frauen auch mit Ü50 noch ihr Dekolleté betonen sollten.
Renate Zott: Dekolleté mit Ü50 zeigen – gute oder schlechte Idee?
Ich muss gestehen, dass ich ein großer Fan der edlen Verpackung bin. Die kann man erstmal so von allen Seiten betrachten und bewundern, sich Zeit für deren eigenen Zauber nehmen, bevor man dann Schleifchen für Schleifchen löst, um dem Wesentlichen näher zu kommen.
Das ist doch Spannung pur und erinnert mich so ein bisschen ans Pokern. Da behält man sich als Spieler*in die Trümpfe doch gerne bis zuletzt von allen anderen ungesehen in der Hand, anstatt die nackten Tatsachen gleich auf den Tisch zu packen. Geschenke gibt’s natürlich auch mal mehr oder weniger unverpackt – und auch sie haben ihre Daseinsberechtigung. Aber klaro, denn:
Es ist immer deine eigene Entscheidung, was du tragen willst oder kannst
Sein Dekolleté zu zeigen oder einen Minirock zu tragen, ist heutzutage sicherlich keine Frage des Alters mehr, sondern der eigenen Persönlichkeit und des eigenen Stils und Lifestyles. Das oberste Gebot ist doch, sich wohl, attraktiv und gut zu fühlen. Je wohler man sich fühlt, desto mehr Selbstvertrauen strahlt man aus – und ist darüber hinaus eine Selbstverständlichkeit für das, was man trägt und vor allem wie. Sprich mit stolzer Brust, wenn wir schon beim Dekolleté sind. Schließlich will (merke: auch wenn man es nicht will – es passiert ganz automatisch!) man sich als Mensch auch über seinen Kleidungsstil nach außen definieren und abgrenzen, seiner Individualität und Persönlichkeit Ausdruck verleihen.
Klar, dass wir das alle ganz unterschiedlich ausleben und es auch abhängig davon ist, wie kreativ, mutig, in- oder extrovertiert, zurückhaltend, schüchtern oder laut ein Mensch ist und welche Erfahrungen sie oder er damit gemacht hat. Sicherlich können Erfahrungen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, insbesondere dann, wenn sie besonders schlimm oder sogar traumatisch waren.
Stell‘ deine "Vorzüge" ins beste Licht
Sehr natürlich finde ich den Ansatz, sich von seiner schönsten Seite zeigen zu wollen. Wollen das nicht alle? Und ist das nicht eigentlich ein – ich möchte sagen – angeborenes Verlangen?! Ich mutmaße, die Vorzüge sind allen bekannt – und wenn nicht, dann solltest du dich auf der Stelle hinsetzen und alles auflisten, was du an dir toll und attraktiv findest! Fürwahr zählen dabei nicht nur die Hauptmerkmale des optischen Erscheinungsbildes, sondern auch die Details. Schlanke Handgelenke, ausdrucksstarke Augen, lange Haare und so weiter. Auf die Liste gehört einfach alles, was du an dir schön findest – und die ist ja auch nur für dich, weil es um DEIN Eigenbild geht und darum, was DU betonen möchtest.
Es ist eine gute Strategie, das weniger Schöne wegzulassen und das Schöne zu betonen
Vermutlich ist es genau das, was mich schon als sehr junge Frau dazu bewogen hat, nicht auf die Reize des Dekolletés zu setzen. Auch wenn ich weiß, dass Models nicht selten wirklich flachbrüstig sind, hätte ich mir durchaus ein bisschen mehr davon gewünscht. Ich fühlte mich in diesem Punkt von der Natur maßlos vernachlässigt. Punkt. Als junges Mädchen war ich deswegen echt verzweifelt und habe Jahrzehnte gebraucht, um meinen Frieden damit zu machen und zu erkennen, dass weniger auch mehr sein kann.
Ich denke dabei an die Erdanziehungskraft oder auch Schmerzen beim Sport, von dem mir Frauen mit großem Busen immer wieder berichten. Als Girl der Generation Z wäre ich vermutlich einfach zum Beauty-Doc gegangen und hätte mir meinen Wunschbusen machen lassen. Ob ich damit glücklicher gewesen wäre, oder die Kissen Probleme bereitet hätten, bleibt offen.
Wäre cool, wenn mein Bericht dazu beitragen könnte, den Blickwinkel auf Dekolleté und Oberweite um ein paar Aspekte zu erweitern, wo doch das Wichtigste darunter verborgen ist, nämlich das Herz.
→ Mehr über Renate Zott gibt's auf ihrer Webseite Topagemodel und ihrem Instagram-Account topagemodel.
In ihrer letzten Kolumne hat Renate Zott sich Gedanken über Frauen Ü50 und Stilettos gemacht: Sollten reife Frauen noch hochhackige Schuhe anziehen?