Petra van Bremen: Modeln mit Ü60 und grauen Haaren? Na klar
Mitte 60 – und dann noch als Model arbeiten? Kein Thema für Petra van Bremen: Die Grey-Hair-Influencerin schreibt in "Deine beste Zeit ist jetzt" darüber, wie gut sich Altern und Lebensfreude miteinander vereinbaren lassen. Mit BILD der FRAU hat sie über ihr Buch, ihre Beauty- und Fitness-Routine sowie die Zeit der Wechseljahre gesprochen.
"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an" – sang einst Udo Jürgens. Bei den Beatles hieß es "Wirst du mich noch brauchen, wirst du mich noch ernähren, wenn ich 64 bin". Das ist der Zahlenradius, in dem sich Petra van Bremen befindet: Mit Mitte 60 hat die gebürtige Niederländerin die zweite Lebenshälfte erreicht. Das Motto des international bekannten Best-Ager-Models: "Frauen haben kein Ablaufdatum!" Nicht nach hinten oder vorne schauen, sondern den Moment genießen, das ist der erfolgreichen Grey-Hair-Influencerin wichtig! Kein Wunder, dass ihr Buch den Titel "Deine beste Zeit ist jetzt" trägt.
Mit BILD der FRAU hat Petra van Bremen über genau dieses Buch gesprochen, was ihr wichtig ist, wie sie sich pflegt und fit hält – und wie sie die Wechseljahre überwunden hat.
Ich umarme mein Alter: Interview mit Petra van Bremen
Liebe Frau van Bremen, was hat Sie veranlasst, dieses Buch zu schreiben?
Meine Follower*innen auf den Social-Media-Kanälen Instagram und Facebook und viele Freundinnen haben mich durch ihre vielen Fragen inspiriert, ein Buch von Frauen über Frauen zu schreiben. Sie haben mich dazu motiviert zu erzählen, warum ich so positiv und glücklich zu meinem Alter stehe.
Es gibt sicher Menschen, die denken: Wenn man mit Mitte 60 noch so fantastisch aussieht wie Sie, ist es ja leicht zu sagen, dass Frauen kein Verfallsdatum haben… Was würden Sie darauf antworten?
Ich würde antworten, dass ein Verfallsdatum nicht nur mit Äußerlichkeit und Schönheit zu tun hat. Auch an mir geht das Altern nicht spurlos vorbei. Mir hilft enorm, dass ich mein Alter verinnerlicht und umarmt habe. Auch bei mir grüßt die Schwerkraft. Ich mache Sport, esse gesund, modisch bin ich kreativer geworden. Wenn Körper und Geist im Einklang sind, strahlt man das von innen nach außen aus.
Haben Sie ein Vorbild? Wenn ja, wer ist das und warum?
Meine Vorbilder sind
- Lauren Hutton, weil sie uns zeigt, wie man natürlich altert, ohne alt zu wirken, und als Gegensatz
- Carmen Dell’Orefice. Sie steht zu ihren Schönheits-OPs und ist im hohen Alter immer noch glamourös.
Für mich gilt: So wenig Zucker wie möglich
Was war der Grund, Ihre Haare nicht zu färben? Es hätte Sie ja auch Ihre Karriere kosten können, statt Grey-Hair-Influencerin zu werden…
Der Grund, meine Haare nicht zu färben, ist ursprünglich entstanden, als ich gemerkt habe, dass meine Haare immer dünner wurden. Jahrelang die Haare zu färben, zudem die hormonellen Veränderungen – das hat natürlich Spuren hinterlassen. Da sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter so schöne weiße Haare haben, war es für mich kein großes Thema, mein natürliches Haar einfach rauswachsen zu lassen.
Angst um meine Influencerinnen- oder Model-Aufträge hatte ich nie, weil es in Amerika und England schon vorgemacht und gelebt wurde. Da waren grauhaarige Models in einer modernen Gesellschaft längst voll im Trend.
Wie sieht Ihr Ernährungs- und Sportplan aus?
Einen richtigen Ernährungsplan habe ich nicht. Ich achte darauf, so wenig wie möglich Zucker zu mir zu nehmen, Kohlenhydrate und Fleisch habe ich reduziert. Dafür esse ich gerne mal vegetarisch. Außerdem habe ich festgestellt, dass man im Alter weniger isst. Eine regelmäßige Wasserversorgung ist ein Muss. In meinem Buch habe ich ausführlich meine Übungen aus meinem täglichen Sportplan beschrieben.
Wichtig ist, regelmäßig zu trainieren. Nicht nur Ausdauer, sondern auch Kraftsport, um Muskeln aufzubauen, die wir Frauen dringend brauchen, wenn wir älter werden.
Apropos: Wie schaffen Sie es, den inneren Schweinehund zu überwinden? Das wird mit zunehmendem Alter vermutlich auch nicht leichter, oder?
Ja, der innere Schweinehund klopft auch bei mir an. Es gibt Tage, da ist auch bei mir weniger Energie und Lust vorhanden, um zu trainieren. Wichtig ist, eine gute Basis aufzubauen, dann reicht es, zwei- bis dreimal in der Woche zu trainieren. Ich wechsle die Übungen dann ab, damit meine Muskeln überrascht werden. Dann spürt man den Effekt und ist innerlich total glücklich, wenn man sein Training abgeschlossen hat. Einen Off-Day gönne ich mir manchmal auch, das ist doch ganz normal. Leichter wird es nicht – es wird anders, man trainiert viel bewusster. Und wichtig ist, sich realistische Ziele zu setzen.
Schönheits-OPs: bitte nicht für andere machen
Was sind Ihre Tipps für Frauen Ü50 bezüglich Pflege und Make-up?
In meinem Buch schreibe ich, welche Produkte ich benutze, um natürlich schön auszusehen.
In meine Pflege habe ich
- Vitamin C-Serum und
- feuchthaltende Cremes aufgenommen, weil die Haut im Alter trockener wird und Feuchtigkeit braucht.
- Eine Hyaluron-Maske tut meiner Haut auch sehr gut.
- Cremes mit zu viel Fettgehalt vertrage ich nicht.
Bei Make-up:
- immer darauf achten, es bloß nicht zu dick aufzutragen.
- Zum Abpudern benutze ich immer einen losen Puder.
- Wenn man zu viel glänzt im Gesicht, immer nur die T-Zone abpudern, nicht das ganze Gesicht.
- Und ich würde immer von Glitter-Lidschatten abraten.
Was halten Sie von Schönheits-OPs?
Generell habe ich nichts gegen Schönheits-OPs. Die Frage ist doch eher, warum möchte ich zum Schönheits-Chirurg? Tue ich es für mich – oder weil der Druck von außen zu groß ist?
Die Wechseljahre: eine Periode voller Chaos
Sie schreiben: "Durch die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren merkte ich, dass meine Haut sichtlich schlaffer wurde." Mit welchen weiteren Symptomen hatten Sie in der Menopause zu kämpfen? Und was haben Sie dagegen getan?
Körperlich waren es tatsächlich die Veränderungen meines Körpers, aber damit konnte ich relativ gut umgehen und dagegen schnell was unternehmen. Die Stimmungsschwankungen, die schlaflosen Nächte, das Schwitzen und die Hitzewallungen, das war fürchterlich. Ich habe mit meiner Frauenärztin darüber gesprochen, mit meinem Mann und Freundinnen. Viel zu viel Frauen leider unter schweren Symptomen und trauen sich leider nicht, darüber zu sprechen. Mein Mann hat sich sehr gewundert, was mit mir los war, bis ich es ihm erklärt habe, damit er Verständnis für meine Situation bekommt. Es war eine Periode voller Chaos in meinem Kopf.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Fehler, die Frauen Ü50 in Sachen Mode & Beauty begehen?
Ich weiß nicht, ob man hier von Fehlern sprechen kann. Es geht ja vor allem darum, sich persönlich wohlzufühlen in seiner eigenen Haut und das auch auszustrahlen. In Sachen Mode sollte die Mode die Persönlichkeit der Frau unterstützen und nicht umgekehrt. Und immer bedenken: Mode macht nicht jünger. Soll heißen: Mode und Make-up benutzen, um sichtbar zu bleiben. Nirgendwo steht, dass wir ein Ablaufdatum haben und nicht mehr sichtbar sein dürfen.
Was raten Sie Frauen, die sich mit dem Älterwerden und allem, was dazugehört, schwertun?
In meinem Buch schreibe ich darüber und ermutige alle Frauen, ihr Alter zu umarmen und zu verinnerlichen. Sich nicht mit anderen Frauen zu vergleichen und schon gar nicht mit jüngeren Frauen – warum auch, wir haben so viel mehr zu bieten. Leben Sie Ihr Leben, die beste Zeit ist jetzt, wirklich!
Verfallsdatum? Nicht für mich und niemanden sonst! Finden wir auch. Und Renate Zott ebenfalls, Kolumnistin bei BILD der FRAU und selbst Ü50-Model. Hier ein paar ihrer Artikel:
- Hilfe, ist das schon Haarausfall? Was du laut Experten tun kannst
- So cool sehen meine 3 ältesten Lieblings-Klamotten aus
- Mode-Tipps vom Profi: Diese Outfits sind perfekt zum Reisen