Natur vs. synthetisch: Welche Fasern eignen sich für unsere Kleidung?
Sind Sie von der Auswahl an Kleidungs-Materialien überfordert? Wir erlären Ihnen die bekanntesten Textilien – und was sie ausmacht.
Die Auswahl an Materialien bei Kleidung wird immer größer. Gar nicht so einfach, da den Überblick zu behalten – und einschätzen zu können, ob sich der Kauf auch lohnt. Unter Baumwolle, Polyester und klassischer Wolle können wir uns wohl alle etwas vorstellen. Aber es gibt noch viele weitere Fasern, die oft in der Mode eingesetzt werden. Wir klären Sie über die wichtigsten pflanzlichen, tierischen und chemischen Fasern auf.
Die beliebtesten pflanzlichen Naturfasern
Der Anteil an pflanzlichen Fasern in der Textilbranche ist weiterhin hoch, auch wenn immer mehr synthetische Fasern den Markt aufmischen. Denn pflanzliche Fasern haben große Vorteile und bieten viele verschiedene Varianten und Anwendungsmöglichkeiten. Wir stellen Ihnen hier einige bekannte Materialien vor.
Baumwolle
Bei pflanzlichen Fasern denken die meisten zuerst an Baumwolle. Zu Recht – zusammen mit Polyester besteht die meiste Kleidung weltweit daraus. Dafür gibt es viele Gründe: Baumwollfasern sind reißfest, haben ein angenehmes Tragegefühl, lassen sich leicht färben und sind zudem pflegeleicht und kostengünstig in der Herstellung. Es gibt aber auch bedeutende Nachteile: Der Stoff ist wenig elastisch, knittert schnell und braucht durch seine Saugstärke lange, bis er getrocknet ist. Vor allem spielt hier aber der Umweltaspekt eine Rolle: Baumwolle verbraucht im Anbau sehr viel Wasser und Pestizide. Da die Pflanze hohe UV-Strahlung zum Wachsen benötigt, wird sie vor allem in Ländern angebaut, in denen eher wenig Wasser zur Verfügung steht. Es lohnt sich also, zu Bio-Baumwolle zu greifen, die oft nicht viel höher im Preis ist, aber eine deutlich bessere Öko-Bilanz vorweist.
Leinen
Auch aus dem seit langem bewährten Leinenstoff lässt sich wunderbar Kleidung herstellen. Die Faser hat einen sehr schönen, natürlichen Look und hält im Sommer kühl. Leinen ist sehr stabil und reißfest, dafür aber nicht elastisch – und sehr knitteranfällig. Leinen ist durch seine antibakterielle Wirkung aber sehr gut für Allergiker*innen geeignet. Durch die Langlebigkeit und antibakterielle Wirkung wird der Stoff auch gerne für Heimtextilien wie Bettwäsche genutzt.
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Hanf
Hanf ist durch die Verwendung als Genussmittel immer noch mit einem Stigma verbunden. Dabei kann es fantastisch für Textilien eingesetzt werden. Es war bis zur Verdrängung durch die günstigere Baumwolle bis ins 19. Jahrhundert sogar die gängigste Pflanzenfaser im Textilbereich und erlebt nun ein Revival. Denn Fasern aus Hanf sind robust und langlebig, fühlen sich zudem auf der Haut sehr sanft an. Hanffasern wirken im Winter wärmend und im Sommer kühlend, sie trocknen auch noch dreimal schneller als Baumwolle. Außerdem wächst die Pflanze sehr schnell und kommt ohne Pestizide aus. Der Aufwand bei der Herstellung von Fasern ist jedoch relativ hoch – der Großteil für die Textilindustrie genutzte Hanf wird in China angebaut, was lange Lieferwege verursacht. Da es sich bei Kleidung aus dem Material momentan um ein Nischenprodukt handelt, ist der Preis zudem ziemlich hoch, die Auswahl an Kleidung relativ gering.
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Es gibt natürlich noch viele weitere Pflanzenfasern, die in der Modebranche genutzt werden. Sisal, Ramie, Kapok und Manila sind einige davon und werden häufig in fair produzierter und hochpreisiger Mode genutzt. Der Aufwand ist relativ hoch und die Verwendung bisher noch gering – allerdings mit steigender Tendenz, da die Modebranche sich immer weiterentwickelt und neue Fasern für sich entdeckt.
Tierische Naturfasern: Bewährt seit vielen Generationen
Die Auswahl an tierischen Fasern ist groß und mit langer Tradition verbunden. Bereits vor 5.000 Jahren stellten Menschen Wolle her. Mittlerweile gibt es viele Sorten aus verschiedenen Tierhaaren, die besondere Eigenschaften bieten.
Kochwolle
Die uns allbekannte Wolle wird aus Schafsfell gewonnen. Wegen der schuppenartigen Oberflächenstruktur ist sie die einzige Faser, die gefilzt werden kann. Das kann von keiner Chemie- oder Pflanzenfaser imitiert werden. Der sogenannte Walkprozess macht Wolle sehr strapazierfähig, gleichzeitig bleibt sie elastisch. Durch das Kochen wird aus Wolle Kochwolle, und die liegt gerade sehr im Trend. Denn das Material hat große Vorteile: Die Lufteinschlüsse in der Wolle bieten eine gute Isolierung und halten schön warm bei niedrigen Temperaturen. Dank der Langlebigkeit und schmutzabweisenden Eigenschaften der Kochwolle bietet sie sich für die Herstellung von Mänteln, Jacken, Cardigans und Westen an. Kochwolle darf jedoch nicht gewaschen werden und gehört keinesfalls in den Trockner. Geringe Verschmutzungen können per Hand mit einer Bürste ausgebürstet oder leicht mit der Hand im Wasser ausgerieben werden.
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Kaschmir
Die Kaschmirziege wird für Kaschmirwolle geschoren, die als eine der hochwertigsten Wollarten bekannt ist. Die edle Optik und Warmhaltefunktion überzeugt, auch wenn der Preis für Kaschmir deutlich über dem normalen Wollpreis liegt. Das Tragegefühl ist sehr angenehm, das Material reißfest und doch zugleich flexibel. Dafür ist die Pflege anspruchsvoll. Eine Kaschmirziege produziert jährlich zudem nur ca. 200 Gramm Wolle, wodurch diese nur gering verfügbar ist.
Seide
Seide gehört zu den ältesten Stoffen überhaupt – bereits vor ca. 4000 Jahren wurde die Seidenproduktion in China entwickelt. Aus den Kokons der Seidenraupen wird dieser sehr teure Stoff gewonnen und für hochpreisige Mode verwendet. Das Material fühlt sich sehr glatt und weich an und liegt sehr angenehm auf der Haut. Seide knittert zudem nicht und kann den Körper gut vor Wärme und auch Kälte schützen. Die Reinigung ist jedoch sehr aufwendig: Seide ist wasserempfindlich und muss mit einer speziellen Seidenseife gereinigt werden.
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Weitere Woll-Arten können aus dem Fell der Angorakaninchen, Lamas, Alpakas und Kamele hergestellt werden. Trotz der vielen positiven Eigenschaften muss hier auch der Aspekt des Tierwohls mit eingebracht werden, denn je nach Haltungsform können die Tiere unter der Produktion dieser Woll-Variationen leiden. Daher greifen immer mehr Menschen zu nicht-tierischen Alternativen.
Synthetische Fasern – so schlecht wie ihr Ruf?
Stoffe aus synthetischen Fasern, insbesondere Polyester, sind extrem beliebt. Mit Baumwolle zusammen machen sie den größten Anteil an der weltweiten Kleidungsproduktion aus, Tendenz steigend. Denn synthetische Fasern haben große Vorteile, aber in Sachen Umwelt mindestens genauso große Nachteile. Kein Wunder, dass mittlerweile auch sogenannte Regeneratfasern auf dem Markt zu finden sind: Sie sind im Gegensatz zu den klassischen synthetischen Fasern, die aus Erdöl hergestellt werden, pflanzlichen Ursprungs und werden chemisch verarbeitet.
Polyester
Polyester ist die am weitesten verbreitete Chemiefaser überhaupt. Seit der Stoff in den 1950-Jahren der Allgemeinheit vorgestellt wurde, hat er den Kleidungsmarkt in kurzer Zeit auf den Kopf gestellt. Denn Polyester hat große Vorteile: Reißfestigkeit, Formstabilität und Leichtigkeit. Zudem ist es pflegeleicht, trocknet schnell, nutzt sich kaum ab – und die Farben bleiben auch nach vielem Waschen erhalten. Insbesondere für Sportbekleidung eignet sich das Material hervorragend. Aber es gibt auch Nachteile: Der CO2-Ausstoß ist bei der Herstellung deutlich höher als bei anderen Materialien. Und: Die Faser wird aus Erdöl hergestellt – ein nicht erneuerbarer Rohstoff, der sich langsam, aber stetig dem Ende entgegen neigt. Wenn die Kleidung in der Natur landet, braucht sie zudem Jahrhunderte, um sich zu zersetzen. Ein riesiges Problem in der heutigen Zeit, in der nach verschiedenen Angaben zwischen 80 und 150 Mrd. Kleidungsstücke jährlich hergestellt werden, die meisten aus Polyester. Wenn Sie nicht auf Polyester verzichten können, lohnt es sich, Kleidung aus recyceltem Polyester zu kaufen und einen Mikroplastik-Waschbeutel für Ihre Kleidung aus Polyester zu nutzen. Denn Mikroplastik wird mit jedem Waschgang in unseren Gewässern freigesetzt und hinterlässt dramatische Spuren in der Natur.
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Modal
Eine der bekanntesten Regeneratfasern ist Modal, das aus Buchenholz gewonnen wird. Modal ist weich und leicht und wird daher gerne für enganliegende Kleidung und Unterwäsche genutzt. Durch die kühlende Wirkung und Saugkraft des Materials eignet es sich ebenso gut für Sportbekleidung. Modal ist zudem pflegeleicht, knittert nicht und hat einen eleganten Look. Nachteilig ist jedoch, dass auch bei der Modal-Herstellung eine ganze Reihe von Chemikalien verwendet wird. Zudem werden große Mengen an Wasser und Energie benötigt, aber immer noch in deutlich geringerem Ausmaß als bei anderen synthetischen Fasern. So ist es eine gute Alternative zum klassischen Polyester und wird immer mehr eingesetzt, auch wenn der Kaufbetrag deutlich über dem Polyester-Preis liegt.
Lyocell
Lyocell wird in der Herstellung ähnlich wie Modal hergestellt – mit dem Unterschied, dass es hauptsächlich aus Eukalyptus produziert wird. Das Herstellungsverfahren beider Stoffe ist sehr ähnlich, bei Lyocell wird jedoch ein umweltfreundlicheres Lösungsmittel genutzt. Die Fahrtwege sind jedoch länger, da Eukalyptus nur in bestimmten Regionen der Welt angebaut wird. Der Stoff ist zudem weniger weich, aber dafür robuster und ebenso gut für Aktiv- und auch Freizeitkleidung geeignet.
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Wie Sie sehen, ist in der Welt der Stoffe viel passiert: Immer mehr neue Materialien erblicken das Licht der Welt und finden ihren Weg in die Kleiderschränke der Deutschen. Es lohnt sich, Neues auszuprobieren und Kleidung aus verschiedenen Fasern zu tragen. Aber auch den Klassikern muss man nicht abschwören, denn auch diese Fasern haben weiterhin ihre Daseinsberechtigung.