Anti-Aging? Warum Falten mehr über dein Leben erzählen als jedes Beauty-Serum

Jeder von uns muss sich irgendwann der Frage stellen: Wie gehe ich mit den Zeichen der Zeit um? In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen mit der Pflege meiner Haut, dem Trend zu Fillern und dem Wahn, die Jugend zu konservieren? Und was sagt meine 78-jährige Freundin dazu? Lies weiter, um herauszufinden, was uns das Leben über Schönheit lehrt.
Ich sag's frei raus: Ich bin ein Fan der gepflegten Falte – ganz einfach deshalb, weil keine Falten auch keine Lösung sind. Zu Ende gedacht jedenfalls. Das heißt nicht, dass ich meine toll finde und gar nicht abwarten kann, bis sich die nächste Linie in mein Gesicht gräbt. Im Gegenteil.
Renate Zott: Frauen, traut euch – eine Hommage ans Faltenreich
Ich gehöre nämlich zu der Spezies, die sich einen Kopf um die Instandhaltung macht. Seren, Cremchen, Augen-Pads, Crememasken – aber was erzähl ich, ihr kennt das ganze ambulante Programm. Ein nerviger Teilzeitjob, der Geld, Zeit und Mühe kostet, damit der Teint einigermaßen frisch erscheint und den Verrunzelungsprozess in Schach hält.
Schöner gesagt: die Glow-Pro-Aging-Rituale. Anstrengend ist das, so kurz vor der 60. Manchmal frage ich mich, ob nochmal eine Lebensphase in mein Leben einzieht, in der ich das mit den Falten gelassener sehen kann. Also zum Beispiel dann, wenn schon so viele Furchen da sind, dass es auf eine mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt.
Neulich habe ich meine 78jährige Freundin dazu befragt. Sie konnte mir leider nur wenig Hoffnung machen, denn auch sie beäugt das Alterungsgeschehen nach wie vor sehr genau. Dabei finde ich ihre wenigen Falten total süß, und außerdem: Irgendwas wäre falsch, wenn's anders wäre. Schlussendlich haben wir uns darauf verständigt, irgendwann die Spiegel im Haus einfach abzuhängen, und fanden das die beste Lösung überhaupt.
Die Jugend konservieren: Geht das überhaupt?
Gleichwohl gibt es zum Thema Falten auch noch andere Ideen, die mir spontan durch die obere Gesichtshälfte schießen. Und da kommen mir doch gleich diejenigen in den Sinn, die mich jetzt gerne fragen würden, ob ich nichts Schlimmeres am Hals hätte als meine Falten.
Durchaus, das habe ich, aber auch all die größeren Sorgen werden nicht kleiner, wenn ich den Kopf in den Sand anstatt in die Maske stecke. Denn die Maske hat neben der Hautglättungsstrategie den glänzenden Nebeneffekt, einen Beitrag zum Wohlfühlen zu leisten.
Eine weitere Möglichkeit, dem unermüdlichen Verfallsnager buchstäblich das Messer an den Hals zu hetzen, gibt es selbstverständlich auch. Ganz so handgreiflich muss man den Faltenentzug freilich nicht gestalten, aber auch mir entgeht nicht, dass der Trend zu Fillern groß und größer, ja beinahe unwiderstehlich ist.
Da werden, salopp gesagt, die Runzeln und Lippen aufgefüllt und die Stirn lahmgelegt, um das aktuelle Bild – also von dem, was man dank hervorragendem Marketing und Social Media darunter versteht – vom jugendlichen Aussehen bestmöglich zu konservieren.
Mein Fazit: kein gelebtes Leben ohne Falten
Man könnte fast meinen, dass man heute nicht nur eine Person fürs Tätowieren, sondern auch noch eine für Beauty-Eingriffe haben muss. Ob das Ergebnis dieser Treatments am Ende das Gewünschte ist, lasse ich mal offen, denn im besten Fall ist man damit einfach nur glücklich.
Mit dem Frust übers altersbedingt verknitterte Antlitz haben, glaubt man der Literatur, insbesondere Frauen übrigens schon seit Urzeiten ein Problem. Kleopatra soll in Eselsmilch gebadet und Sissi Masken aus Kalbfleisch und Erdbeeren auf ihrem Gesicht geliebt haben.
Von der international gefeierten Marlene Dietrich schreibt man, dass sie sich zunächst mit hautfarbenen Pflastern, dann mit schmerzhaft in die Kopfhaut gesteckten Nadeln die Gesichtshaut hochgezogen hat. Ich sitze da und staune. Altwerden ist ein höllisches Spiel.
Und ich wünschte, die natürlichen Falten dürften sich früher oder später als "normal" ins Gesicht schreiben – als etwas, das dazugehört bei dem, was man Altwerden nennt. Man kann doch nicht leben, lachen und weinen und erwarten, dass das keinen Ausdruck – oder sollte ich sagen Abdruck – von der eigenen Identität und Individualität hinterlässt. Vielleicht ist das ja auch großartig.
→ Mehr über Renate Zott gibt's auf ihrer Webseite Topagemodel und ihrem Instagram-Account topagemodel.