Discounter-Kosmetik unter der Lupe

Catrice und essence: Dieses Unternehmen steckt hinter der Billig-Kosmetik

Kosmetikladen-Display, das eine Vielzahl von Produkten der Marken Catrice Cosmetics und SilkyGirl präsentiert. Die Produkte sind übersichtlich auf mehreren Regalen angeordnet.
© Shutterstock/TY Lim
Du hast sicher schon mal einen Nagellack oder eine andere dekorative Kosmetik aus diesem Regal gegriffen. Aber kennst du auch die Geschichte hinter den Marken Essence und Catrice?

Hast du schon mal von Cosnova gehört? Vielleicht nicht so direkt, Produkte aus diesem Hause kennst du aber ganz bestimmt. Das millionenschwere Unternehmen produziert Kosmetik unter den Labels essence und Catrice.

Nagellacke, Lippenstifte, Lidschatten und Co: Die Produkte sind preisgünstig, vielfach sogar vegan und nachhaltig produziert. Diese Eigenschaften machen die Kosmetik-Label essence und Catrice zu echten Topsellern bei jüngeren oder einfach preisbewussten Menschen. Wir verraten dir, welcher Hersteller hinter der Erfolgs-Story steckt und was diese so besonders macht.

Beauty-Lügen, die du nicht mehr glauben solltest

Dieses Beauty-Unternehmen verbirgt sich hinter essence und Catrice

Die Geschichte beginnt in Hessen, und sie ist eine richtig erfolgreiche. essence und Catrice sind zwei beliebte Kosmetikmarken der Drogerieketten wie zum Beispiel dm und Rossmann. Wusstest du aber, dass beide aus einer Hand stammen?

Alles begann auf dem heimischen Sofa

Das Ehepaar Christina Oster-Daum und Javier González gründete 2001 die Firma Cosma, 2004 wurde daraus das seit Jahren florierende Unternehmen Cosnova. Zunächst lancierte Cosnova die Kosmetiklinie essence, zwei Jahre später dann die Linie Catrice.

Gestrickt wurde die Erfolgs-Story vom heimischen Wohnzimmer aus, die gelernte Betriebswirtin tüftelte und bastelte mit ihrem Partner, bis die Idee Form annahm. Vorstellungsgespräche wurden auf dem Sofa geführt, wie die Unternehmensgründerin der "Frankfurter Rundschau" berichtete. Kartons stapelten sich um das Bett. "Damals gab es kaum preiswerte und ansprechende Angebote." Kosmetik also als Luxusgut. Ein Thema, das Christina Oster-Daum ändern wollte: 2002 wurde die Marke essence auf den Markt gebracht, mit einem kleinen Sortiment, dessen Produkte im Schnitt zwei Euro kosteten.

Das Gründerpaar ist eher öffentlichkeitsscheu und hat sich inzwischen aus vielen operativen Geschäften zurückgezogen, um sich um neue Tochtergesellschaften zu kümmern und zu expandieren. So teilen sich fünf weitere Geschäftsführer*innen jetzt die Macht im Unternehmen.

Warum zwei Kosmetiklinien?

Und warum zwei Kosmetiklinien aus einem Hause? Laut eigener Aussage richtet sich essence eher an Mädchen und junge Frauen und soll einen spielerischen Umgang mit Kosmetik transportieren, frei nach dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt. Die Marke Catrice sei dagegen für die erfahrenere große Schwester gedacht. Spannend: Catrice war auf der Pariser Fashion Week zum Beispiel wiederholt offizieller Make-up-Partner des Berliner Mode-Labels Kaviar Gauche.

Keine großen Anzeigen, dafür viel Social Media

Während andere Kosmetikriesen große teure Anzeigen schalten, setzt das Unternehmen Cosnova eher auf Social Media. Schon früh hat das Unternehmen mit Influencer*innen zusammengearbeitet und sogar ganze Produktlinien entwickelt. Und auf Youtube weihen diese ihre Fans in Schmink-Tutorials ein. Das scheint sich zu rechnen. Inzwischen ist essence eine der bestverkauften Marken im Niedrigpreissegment, sagenhafte 2,4 Millionen Fans folgen essence auf Instagram. Catrice Cosmetics kann sich über beachtliche über 960.000 Follower freuen.

Die Rechnung geht auf: Cosnova in Zahlen

Kaum zu glauben: Etwa 400 Millionen Cosnova-Produkte gehen im Jahr über den Ladentisch oder werden online verkauft. Das macht das Unternehmen zum Mengen-Marktführer bei dekorativer Kosmetik in Deutschland. In Zahlen bedeutet das einen Marktanteil in Deutschland von 40 Prozent (Quelle: Nielsen, in Stückzahlen) und einen Umsatz von 405 Millionen Euro.

Jedes Jahr finden rund 2700 Produkte ihren Weg u.a. in die Drogerieregale. Außerdem zeigt man sich experimentierfreudig und tauscht in einem Jahr rund die Hälfte des essence und Catrice-Sortiments gegen Neuheiten aus. Mehrere Limited und Trend Editions – zu saisonalen Anlässen und Trends – runden das Bild ab.

Und wer schafft das alles? In Deutschland arbeiten rund 440 Mitarbeiter*innen, davon 77 Prozent Frauen, für das Kosmetikunternehmen aus Sulzbach an dieser Bilanz.

Make-up-Stifte von Faber-Castell

In über 80 Ländern sind Catrice- und essence-Produkte erhältlich. Dazu gehören neben Europa auch Nord- und Südamerika, Asien oder Afrika. Und wo wird produziert? 90 Prozent der Produkte entstehen in Europa, primär in Deutschland, Frankreich, Polen und Italien.

Hättest du das gewusst? Die Make-up-Stifte der Marken kommen aus dem deutschen Traditionsunternehmen Faber-Castell, das man eher mit einer anderen Art von Stiften in Verbindung bringt.

Wenig Probleme und großes Versprechen

Während vor allem vegane, tierversuchsfreie Produkte und solche, die nachhaltig produziert werden, bei den Verbraucher*innen hoch im Kurs stehen, möchte das Unternehmen mit einer essence-Kampagne noch weiter gehen: "Be Proud. Be Powerful. Be Pink" ist gegen Hass im Netz gerichtet und soll die junge Generation im Bereich Selbstfindung und -akzeptanz stärken.

Wo erfolgreich gehobelt wird, fallen auch mal Späne, möchte man sagen: 2020 wurde der Essence-Concealer "Camouflage+" von Ökotest mit der Note "ungenügend" bewertet. Grund: kritische Inhaltsstoffe (u.a. Silikone und Paraffine).

Das Unternehmen hatte sich daraufhin nach eigenen Angaben dazu verpflichtet, schon bis Frühjahr 2023 Mikroplastikpartikel aus dem kompletten Sortiment zu verbannen.

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