Die etwas andere Form von Partnerschaft

Ohne Liebe zusammen sein: Hat eine Vernunftbeziehung eine Chance?

Ein Paar sitzt gelangweilt auf der Couch und schaut fern.
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Zuneigung ja, Liebe nein: Kann eine Vernunftbeziehung überhaupt funktionieren?

Den richtigen Partner zu finden, scheint immer schwerer zu werden. Da sind Vernunftbeziehungen vielleicht gar keine so schlechte Alternative... Aber hat dieses Modell Zukunftsaussichten?

Gescheiterte Beziehungen, Menschen, die sich nicht mehr auf Lebenszeit binden wollen: Viele Menschen fragen sich, welches Partnerschaftsmodell für sie zukünftig in Frage kommt. Eine Beziehung ohne Liebe, aus Vernunftgründen geschlossen, vielleicht sogar eine Ehe ohne tiefe Gefühle, all das scheint für viele enttäuschte Singles eine Möglichkeit zu sein, ganz nach dem Motto: Wir haben lange gesucht und nicht gefunden, also binden wir uns jetzt einfach, denn wir wollen eine Beziehung, eine Ehe und eventuell sogar Kinder.

Eine Vernunftbeziehung kann Chancen haben, wenn...

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Eine Beziehung ohne Liebe zu führen, ist möglich – wenn beide Partner*innen sich darauf einlassen können und wollen.

Die Liebe passiert, es ist nichts, das wir erzwingen oder planen können. Und hier liegt auch schon das Problem: Diese Unwägbarkeit zwingt Menschen dazu, nach Alternativen zu suchen, um sich den Traum von der glücklichen Partnerschaft und von der Geborgenheit einer eigenen Familie zu erfüllen.

Die Frage, ob eine Vernunftbeziehung hält, ist die gleiche, wie man sie auch bei einer Liebesbeziehung stellen kann. Auch da kann man nicht wissen, ob die Beziehung ein Leben lang funktioniert. Man muss sich trauen und daran arbeiten.

Die Frage lautet vielmehr: Kann man lernen, sich zu lieben?

Wenn man mit jemandem zusammenlebt, den Alltag teilt oder eventuell sogar Kinder großzieht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man sich im Idealfall schätzt, sich respektiert, dem anderen traut, Freude und Leid miteinander teilt.

Und eine Beziehung, die auf diesen Grundlagen basiert, wird wahrscheinlich – selbst wenn sie nicht aus tief empfundener Liebe geschlossen wurde – nicht lieblos sein. Es ist eine andere Form als die leidenschaftliche Liebe, aber es gibt verschiedenste Formen der Zuneigung und der Liebe, und es gibt keine Studien, welche die erfolgreichere ist.

Unterschiedliche Voraussetzungen für eine Beziehung ohne Liebe

Dass erotische Leidenschaft nicht unbedingt auf Liebe basieren muss, ist nichts neues. Und wie ist das in einer Vernunftbeziehung? Ist der sexuelle Kontakt zu anderen erlaubt, wenn man sich nicht liebt? Diese Fragen kann sich nur jedes Paar individuell beantworten. Sie haben sicher auch mit der Tatsache zu tun, wie zwei Individuen zusammengefunden haben.

Wenn sich langjährige Freunde für eine feste Partnerschaft entscheiden, um gemeinsam eine Familie zu gründen, ist es etwas anderes, als wenn sich in einer Partnerschaft einer der beiden "entliebt" hat, beide aber dennoch zusammenbleiben möchten.

Eine Vernunftbeziehung, wie wir sie heute kennen, ist sicher etwas anderes als eine Vernunftehe aus früheren Zeiten, bei der es um das Versorgtwerden ging. Die Entscheidung muss auf beiden Seiten freiwillig sein und nicht aus einer Abhängigkeit resultieren.

Es mag sein, dass eine Beziehung aus großer Liebe idealer erscheint als eine Vernunftbeziehung. Allerdings lässt sich das nie generalisieren, denn nicht nur Liebe ist die Basis glücklicher Beziehungen, auch Vertrauen, Zuneigung und Geborgenheit gehören dazu, und die gibt es auch in Beziehungen ohne Liebe.

Wer sein Glück in die eigene Hand nimmt und sich Alternativen überlegt, kann in seiner Partnerschaft genauso glücklich sein wie jemand, dem die große Liebe widerfahren ist.

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