Plötzlich einsam: Was tun, wenn die oder der Liebste stirbt?
Wenn die Partnerin oder der Partner stirbt, ist das für die hinterbliebene Person eine der wohl schwierigsten Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Was in der Situation helfen kann, erklärt ein Experte.
Da war man so viele Jahre zusammen, hat möglicherweise fast ein ganzes Leben geteilt, miteinander Höhen und Tiefen erlebt – und dann stirbt die geliebte Person, die immer an der Seite war. Zurück bleibt der Alleingelassene. Ob der Tod der Partnerin oder des Partners plötzlich oder absehbar war, spielt für die Einsamkeit, die danach eintritt, nicht wirklich eine Rolle.
Der Verlust ist riesig, allumfassend und so schwer: Oft ist das schmerzliche Gefühl so niederschmetternd, dass es kaum vorstellbar ist, es irgendwann einmal nicht mehr so erleben zu müssen. Doch es wird besser, irgendwann. Es hängt auch davon an, wie sehr Betroffene in der Trauer verharren – oder irgendwann den Blick wieder nach vorne richten.
BILD der FRAU hat mit Eric Hegmann darüber gesprochen. Der Paarberater und Parship-Coach bietet in seiner Modern Love School viele Online-Kurse rund um Beziehungsthemen an – auch der Verlust der geliebten Partnerin bzw. des geliebten Partners gehört zu den Themen, mit denen er sich beschäftigt.
Wenn die Partnerin / der Partner stirbt: Viele bleiben in der Erinnerung verhaftet
BILD der FRAU: Die Sorge, die Partnerin bzw. der Partner könnte sterben – sitzt sie sehr tief?
Eric Hegmann: Viele Menschen fürchten nichts mehr, als dass die geliebte Person an ihrer Seite vor ihnen stirbt. Die Sorge ist insofern berechtigt, dass es den Betroffenen meist sehr schwerfällt, zurück ins Leben zu finden. Eine neue Beziehung ist häufig für lange Zeit ausgeschlossen.
Nach neuen Forschungen haben die Umstände des Todes von Partner*innen wenig Einfluss auf die Trauer, also ob es sich um einen Unfall oder die Folgen einer kurzen oder auch langen Krankheit handelte, es ist vielmehr eine Typfrage, wie ein solcher Schicksalsschlag verarbeitet wird – und auch wie lange es dauert.
Wie können frisch Verwitwete mit ihrer Trauer umgehen?
Konnten sich die Partner*innen nicht verabschieden, ist oft ein Abschiedsritual hilfreich. Viele Witwen und Witwer zögern das Loslassen heraus, sie wollen die Partnerin bzw. den Partner so lange wie möglich als Teil ihres Lebens behalten. Für Außenstehende und Angehörige ist dies oft eine schwierige Zeit, weil sie den Trauernden in der Vergangenheit verhaftet erleben, während sie langsam wieder an die Zukunft denken. Diese Diskrepanz kann das Zusammensein mit Verwitweten erschweren.
Während man beim Liebeskummer rät, alle Erinnerungen zu verbannen, um nicht immer wieder an die Ex-Partner*innen zu denken und damit die schmerzhaften Gedanken zu verlängern, ist dies natürlich zunächst keine Strategie beim Trauern.
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Oft finden sich Hinterbliebene, die als neues Paar zusammenkommen
Was hilft, um die Trauerphase irgendwann zu überwinden?
Neben der Trauerzeit ist es für die Hinterbliebenen wichtig, soziale Kontakte zu pflegen, auch wenn dies vielen sehr schwer fällt. Nach meiner Erfahrung ist es sehr hilfreich, sich Unterstützung durch Psycholog*innen oder Therapeut*innen zu suchen, um durch diese schwere Zeit zu kommen. Sich unter Druck zu setzen, um rasch wieder in eine Normalität zu finden, kann dazu führen, dass dieser Neubeginn besonders schwer fällt.
Hilfreich sind für viele auch Kontakt mit anderen, die Ähnliches erlebt haben. Es gibt Selbsthilfegruppen im Internet aber auch von kirchlichen und sozialen Anbieter*innen. Es gibt auch "zurück ins Leben"-Gruppen, wo Betroffene gemeinsam Freizeitaktivitäten planen.
Langsam wieder Glück zulassen können: Geht das?
Vielen hilft, sich Trauerzeiten zu gönnen, dann aber auch Zeiten, in denen der Fokus auf anderen Themen liegt. Das tut gut, weil einerseits die schmerzhaften Gefühle nicht unterdrückt werden und erlebt werden sollten, gleichzeitig aber auch andere Emotionen und natürlich neu Glücksgefühle.
Häufig tun sich Hinterbliebene als neues Paar zusammen, weil die Partnerin oder der Partner dann die Erfahrungen kennt und sich durch die verstorbene Person deshalb nicht so bedroht fühlt. Aber natürlich ist auch eine Beziehung mit jemandem ohne eine solche schmerzhafte Erfahrung möglich.
Das Wichtigste nach meiner Erfahrung: nichts forcieren wollen. Das erhöht die Anspannung und den Druck und verlangsamt im Gegenteil den Heilungsprozess.
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Natürlich ist es schwer, nach dem Verlust der oder des Liebsten wieder nach vorne zu schauen. Doch das Leben geht weiter, der Tod gehört zum Leben dazu, und wir sind sicher gut beraten, uns damit auseinanderzusetzen, so gut es eben geht, statt den Kopf in den Sand zu stecken.
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