Finanzielle Fairness

So vermeidest du Streit ums Geld in deiner Beziehung

Ein älteres Paar sitzt an einem weißen Tisch, berechnet mit Taschenrechner und Unterlagen konzentriert seine Finanzen.
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"Schatz, hast du schon wieder so viel Geld ausgegeben...?" Wie du Streit wegen der Finanzen innerhalb deiner Beziehung aus dem Weg gehen kannst.

Der schnöde Mammon: Jedes dritte Paar kriegt sich regelmäßig wegen des lieben Geldes in die Haare. An jeder dritten Trennung sind Geldsorgen schuld. Was wir tun können, damit Geld nicht zum Liebeskiller wird.

Für 42 Prozent der Deutschen wäre es ein Trennungsgrund, wenn die Partnerin bzw. der Partner nicht gut mit Geld umgehen und haushalten könnte. Das hat eine Forsa-Umfrage der RaboDirect Deutschland von 2017 ergeben. Eine ganz schön hohe Zahl! Kein Wunder, dass sich viele Paare fragen, wie sie das Thema Geld in der Partnerschaft am besten regeln. Wir haben deshalb bei Fachleuten nachgefragt, wie das möglichst gut gelingt.

Laut Studie: Immer mehr Paare haben getrennte Bankkonten

Geld in der Partnerschaft: Darüber reden ist das A und O

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Das liebe Geld: Es kann auch Beziehungen zerstören. Was Expert*innen raten.

Paarberater Michael Mary ist der Meinung: "Über Geld wird in einer Beziehung immer noch viel zu wenig geredet." Eine Studie zeigt zudem auf: Jede fünfte Person bespricht Geldprobleme nicht mit der bzw. dem Liebsten. Und: 41 Prozent der Deutschen wissen bis heute nicht einmal, was die Partnerin bzw. der Partner verdient (Umfrage Consorsbank, 2015).

"Aber wer schweigt, schafft Unsicherheiten und schürt Ängste", weiß Mary. Denn die Einstellung zum Geld ist bei Mann und Frau meist sehr unterschiedlich: "Männer sind risikobereiter, Frauen mehr am Nestbau interessiert", erklärt Finanzberaterin Constanze Hintze aus München. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Umgang mit Geld bei vielen Paaren auch eines der größten Streitthemen darstellt.

Diese Tipps sollen dabei helfen, dass es nicht mehr zu Streit wegen Geld in der Beziehung kommt.

Der erste wichtige Schritt ist, Geld-Konflikte offen anzusprechen und natürlich Kompromisse zu suchen. "Wer regelmäßig über Geld spricht, schafft Nähe und Vertrauen", sagt Mary, "so werden Finanzen zu einem Thema, das die Liebe sogar stärken kann."

Beziehungstipps: Schluss mit Streit wegen des Geldes

1. Aufschreiben, was beide brauchen

Klingt unromantisch? Klar, schafft aber auch emotionale Sicherheit: "Machen Sie einen Ehevertrag", rät Finanzexpertin Constanze Hintze. Das nimmt Druck, verhindert seelische Erpressungsversuche: "Keine*r von beiden ist dann gezwungen, aus Geldgründen zusammenzubleiben. Setzen Sie sich in Ruhe zusammen, legen Sie Wünsche, Einnahmen und Ausgaben fest und planen Sie – natürlich auch schöne Dinge."

Anti-Streit-Tipp: Für den Überblick bei alltäglichen Ausgaben hilft ein Haushaltsbuch oder eine Haushalts-App. Paaren, die zusammenziehen, rät die Expertin zu einem gemeinsamen Konto, von dem alle gemeinsamen Ausgaben (z. B. Miete, Lebensmittel, Urlaub) abgehen – und zusätzlich zu je einem eigenen Konto für ganz persönliche Wünsche.

Auch über Hobbys sollte in diesem Zusammenhang gesprochen werden, denn vielleicht hat eine*r von beiden ein kostspieligeres Freizeitvergnügen. "Was die eine / den einen glücklich macht, darf die andere / den anderen nicht unglücklich machen", so Mary.

2. Auf ein gemeinsames Ziel hinsparen

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Stimmt dies auch für Ihre Beziehung?

Eine Fernreise, ein eigenes Häuschen oder ein neuer Fernseher? Geld ist auch zum Gönnen da. "Gemeinsame Sparziele tun der Liebe richtig gut", sagt Finanzberaterin Constanze Hintze. 62 Prozent der Deutschen sind sicher, dass ein kleines Geldpolster, das man zusammen anlegt, auch zusammenschweißt. "So ein Puffer gibt Sicherheit, hält Sorgen klein, schafft Vorfreude."

3. Finanzielle Gleichberechtigung einfordern

Nur in jeder vierten Beziehung verdienen beide Partner*innen gleich viel. Geschlechtsbedingte Lohnungleichheit bzw. Einkommenslücke (Gender Pay Gap) ist in erster Linie ein großes gesellschaftliches Problem und wird vor allem durch die unbezahlte Care-Arbeit, die i. d. R. von Frauen verrichtet wird, aufrechterhalten.

Eine Gefahr in der Partnerschaft: "Verdient der Mann mehr, ist die Frau zurückhaltender, Geld aus dem gemeinsamen Topf zu nehmen – das beweisen Studien", sagt Soziologin Dr. Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung. Nur wenige Paare würden wirklich nach dem Motto "Mein Geld ist dein Geld" leben. Das aber sei mangelnde Wertschätzung für Familienarbeit – und eine Beziehungsgefahr.

Gerade wenn ein*e Ehepartner*in kein Einkommen hat, muss das besprochen werden. Denn auch der Person, die sich um Haushalt und Co kümmert, steht Geld zu. Niemand sollte seine*n Liebste*n da anbetteln müssen. Jurist*innen sagen: Fünf bis sieben Prozent des Haushalts-Nettoeinkommens sind angemessenes "Taschengeld". Auch hier ist miteinander reden wieder das A und O.

Anti-Streit-Tipp: Kümmerst du dich um Haushalt, Erziehung oder Pflege von Angehörigen und hast deshalb Verdienstausfälle? Dann fordere bei deinem Unternehmen dein Recht auf finanzielle Gleichberechtigung freundlich, aber bestimmt ein – und sprich mit deiner Partnerin bzw. deinem Partner über eventuelle Ängste.

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Das neue Entgelttransparenzgesetz.

In einer ehelichen Partnerschaft gilt übrigens Gütertrennung. Eheleute sind zum Familienunterhalt verpflichtet, auch wenn es zu einer Trennung kommt. Bei einer Scheidung kommt es dann zu einem sogenannten Zugewinnausgleich, der aber erst beantragt werden muss. Diesen Zugewinnausgleich kann die Person beantragen, die während der Ehe weniger Vermögen eingenommen hat. Dabei wird das Vermögen am Anfang der Ehe mit dem am Ende der Ehe verglichen.

4. Niemals finanziell abhängig werden

Zwei von drei Frauen ist finanzielle Unabhängigkeit total wichtig für eine glückliche Partnerschaft – trotzdem überlässt fast jede dritte das Thema Altersvorsorge dem Partner. Constanze Hintze warnt: "Bei blindem Vertrauen drohen finanzielle und damit auch seelische Abhängigkeit."

Anti-Streit-Tipp: Auch hier gilt es, Fragen zu stellen und aktiv zu werden. Reicht uns das Geld im Alter, bin ich im Fall einer Trennung abgesichert? Ist das geklärt, entspannt sich das Zusammenleben – und es kommt nicht zu Streit wegen Geld.

5. Klar zeigen, dass Geiz verletzt

Wer liebt, verliebt sich nicht in Geld, denn das macht die Seele nicht reich. Aber Knausrigkeit nervt schon: 80 Prozent der Frauen schreckt Geiz bei einem Partner ab, hat die Agentur Elitepartner rausgefunden. "Über jeden Einkauf Rechenschaft ablegen zu müssen, gibt Partner*innen  das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden", erklärt Theologe und Pädagoge Prof. Anton A. Bucher. "Und knausert die/der andere auch noch bei Trinkgeld oder beim Abendessen mit Freund*innen, ist das entsetzlich peinlich."

Anti-Streit-Tipp: Versuche der oder dem (geizigen) Partner*in zu erklären, warum Geldausgeben sogar reicher machen kann. "Wer großzügig ist, zeigt ein weites Herz, ein offenes Gemüt", so der Professor. Das schafft Sympathie, Freund*innen, Glück.

6. Herzensgeschenke überreichen

Es kommt nicht darauf an, wie teuer ein Geschenk war – aber: "Wer seine*n Liebste*n beschenkt, zeigt auf materiellem Wege 'Du bist mir wichtig'", sagt Geiz-Experte Prof. Anton A. Bucher. Und nicht nur bei der beschenkten, sondern auch bei der gebenden Person werden viele Glückshormone ausgeschüttet.

Anti-Streit-Tipp: Erfülle der / dem Liebsten ruhig mal einen kleinen Wunsch oder überrasche sie bzw. ihn mit einem persönlichen Geschenk.

Quellen:
repräsentative Studie von RetailMeNot.de
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