Keine Angst vor der Einsamkeit

Diese Freiheit kennt keine Beziehung: Was Singles 50+ neu entdecken

Single über 50 und happy
© Getty Images / Oscar Wong
Wer im fortgeschrittenen Alter ohne Partner lebt, kann das Leben dennoch in vollen Zügen genießen: Buchautorin Ruth Knaup gibt Singles über 50 tolle Tipps!

Immer mehr Menschen leben alleine – gleichzeitig ist die Furcht davor enorm hoch, zumal im fortgeschrittenen Alter. Unbegründet, findet Buchautorin Ruth Knaup: Was sie Singles über 50 rät.

Ein Leben ohne Partner*in – für viele Frauen ist das kaum vorstellbar, besonders, wenn sie gerade frisch getrennt sind. Sie empfinden regelrecht Panik vor der Zukunft – vor allem als Single über 50. Dabei kann das Alleinleben auch ganz wunderbar sein!

Alleine verreisen: Darum solltest du das mal machen

Single über 50: na und? Das Leben hat so viel zu bieten

Annie, 53, und ihr Mann haben sich getrennt, relativ kurz und schmerzlos; beide waren sich einig, dass ihre Ehe nicht mehr zu retten war. Einerseits ist Annie erleichtert, aber eine Frage quält sie doch: "Was, wenn ich nie mehr einen Partner finde? Den Gedanken, für immer allein zu leben, finde ich schrecklich!" Die Furcht, in Zukunft dauerhaft Single zu bleiben, haben viele Frauen in Annies Alter. Ihnen graut vor einsamen Abenden und Wochenenden, vor der Herausforderung, alles ohne Hilfe meistern zu müssen, vorm Allein-Verreisen, vor Partys, bei denen sie nur von Paaren umgeben sind.

"Diese Angst ist nur allzu verständlich", findet Ruth Knaup, Autorin, Psychologin und Psychotherapeutin aus Potsdam. "Die Welt ist ja nicht gerade überbevölkert mit attraktiven alleinstehenden Männern über 50, die als neue Partner infrage kämen." Aber jetzt mal provokant gefragt: Brauchen wir wirklich unbedingt einen Mann, um glücklich zu sein?

Vollständig nur als Paar?

Das Alleinleben hat in unserer Gesellschaft einen eher schlechten Ruf, obwohl schon heute an die 40 Prozent der Bundesbürger*innen als Single leben und die Zahl ständig steigt: Im Jahr 2040, so die Prognose, werden über die Hälfte aller Haushalte von Singles bewohnt sein. Die Alleinstehenden befinden sich also in großer Gesellschaft, dennoch empfinden sie ihr Lebensmodell oft als Makel: "Ständig fragt meine Familie, ob ich endlich jemanden kennengelernt habe", erzählt Daniela, 55. "Und jedes Mal bekomme ich das Gefühl vermittelt, dass ich unvollkommen bin ohne Mann, dass mir etwas fehlt. Dabei fühle ich mich sehr wohl mit dem Alleinleben."

Doch das Single-Prinzip scheint in unserer Kultur nicht vorgesehen. Ständig suggerieren uns Werbung und Fernsehen: Nur als Paar ist man vollständig. Zufrieden. Ausgefüllt. Aber ist das wirklich so?" Das Klischee, dass Verheiratete per se glücklicher seien, lässt sich statistisch nicht nachweisen", so Ruth Knaup. "Fast alle psychosomatischen Erkrankungen treten häufiger bei verheirateten Frauen auf als bei alleinlebenden." Erstaunlich!

Freude am Solo-Sein

"Ein ausgefülltes Single-Leben ist sicher besser als eine dauerhaft unglückliche Ehe", sagt Ruth Knaup. Höchste Zeit also, dass wir uns von dem Gedanken verabschieden, allein zu leben mache per se unglücklich. Das Gegenteil ist der Fall: Viele Frauen entdecken als Single überrascht, wie viel Freude das Für-sich-Sein macht. "Alleinsein stärkt das Selbstvertrauen", so ist eines der Kapitel in Ruth Knaups Buch "Single - na und?" überschrieben. Für sich allein einstehen zu dürfen, Entscheidungen zu treffen, Neues (und sich selbst) kennenzulernen, kann am Anfang Angst machen, aber auch stolz, nach dem Motto: Ich kann das, ich schaffe das – hätte ich nie gedacht. Ein klasse Gefühl der Selbststärke!

Ungewohnte Freiheit

Gewöhnungsbedürftig ist für viele Neu-Singles auch, nun tun und lassen zu können, was man will. "Jeden Sonntag musste ich sehr früh aufstehen, weil mein Mann unbedingt in die Berge zum Wandern wollte", erzählt zum Beispiel Annie. "Ich hätte mir lieber zwei gemütliche Tage gemacht, ausgeschlafen, Zeitung gelesen, wäre gerne ins Kino oder eine Ausstellung gegangen. Das kann ich jetzt endlich – und genieße es sehr!" Die größte Angst der Singles ist wohl die vor der Einsamkeit. Und ganz ehrlich: Mit Sicherheit werden für jede Frau auch mal Momente kommen, in denen sich besagtes Gefühl einstellt, Feiertage wie Weihnachten oder Ostern zum Beispiel, die traditionell Familien vorbehalten sind.

Aber hier gilt wie in vielen anderen Bereichen: Ein stabiles Netzwerk von Familie und Freunden ist enorm hilfreich, solche "Hänger" zu überstehen. Eine weitere Frage, die sich Singles oft bang stellen: Gehören Sex und Erotik endgültig der Vergangenheit an? Keine Sorge: Laut Statistik haben Singles ein wesentlich aufregenderes Liebesleben als liierte Frauen – logisch eigentlich. Und wer nicht krampfhaft sofort wieder nach einer neuen festen Beziehung sucht, sondern offen ist für Abenteuer und erotische Begegnungen, hat heute, auch dank des Internets, eine Vielzahl von Möglichkeiten für spannende Affären und befriedigenden Sex. Auch Annie hat inzwischen schon einen heißen Flirt mit einem Kollegen begonnen. Mehr als eine lockere Affäre will sie allerdings vorerst nicht: "Ich fange doch gerade erst an, mein Leben als Single zu genießen."

So macht Alleinsein happy:

  • Wir bauen unser Netzwerk aus: Gute Freunde, die uns auch mal emotional stützen, sind nun sehr wertvoll.
  • Wir werden aktiv: Ein neuer Sport, ein neues Hobby ... Jetzt ist die beste Zeit dafür!
  • Wir genießen unsere Freiheit: Nachts um die Häuser ziehen, die Wohnung unaufgeräumt lassen, nicht kochen, sondern Essen bestellen – keiner ist da, der das kritisiert!
  • Wir engagieren uns verstärkt im Beruf – Zeit dafür haben wir ja. Und ein bisschen Ehrgeiz schadet nie.

"Auch ohne Mann gibt es viel zu erleben": Kurz-Interview mit Buchautorin Ruth Knaup

Glückliches Alleinsein lässt sich lernen, meint Autorin und Psychotherapeutin Ruth Knaup über den Neuanfang als Single. Die Expertin plädiert dafür, offen für Neues zu sein und die schönen Seiten am Solo-Leben zu entdecken.

Ist Alleinsein gleichbedeutend mit Einsamkeit?

Ganz bestimmt nicht automatisch. Es stimmt aber, dass Singles mehr dafür tun müssen, um nicht in gelegentliche Einsamkeitslöcher zu fallen. Sie sollten sich aktiver um Freundschaften, Verabredungen und Gruppenzugehörigkeiten kümmern.

Lässt sich glückliches Alleinsein lernen?

Absolut! Und dieser Lernprozess ist in jedem Alter noch einmal mit einer Reifung der Persönlichkeit verbunden, damit, sich neue Räume zu erobern, neue Dinge auszuprobieren, sich selbst neu und anders kennenzulernen. Eine total spannende Lebensphase!

Wird man als Single zwangsläufig egoistischer und "wunderlicher"?

Nur wenn man sich abschottet und in selbst gebastelten Routinen erstarrt. Und schauen wir uns doch mal langjährige Ehepaare an – sind die etwa nicht oft "wunderlich" geworden?

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