Ist es normal, dass ich meinen Schatz manchmal hasse?
Was ist, wenn man negative Emotionen für den oder die Partner*in empfindet? Wir sagen, ob es normal ist, wenn man sich in einer Beziehung hasst.
Jedes Paar streitet mal. Es gehört zu jeder guten Beziehung, dass es unterschiedliche Meinungen gibt und auch mal die Fetzen fliegen. Wichtig ist, dass man sich nach einem Streit wieder verträgt. Doch nicht jedem Liebespaar gelingt es, verhärtete Fronten wieder aufzulösen. Statt Liebe und Harmonie kommen bei einigen negative Gefühle auf.
Auch das scheint bis zu einem gewissen Grad akzeptabel. Doch was ist, wenn man beginnt, die/den Partner*in zu hassen? Ist das noch normal oder besiegelt das das Ende der Beziehung? Warum Hass in Partnerschaften aufkommt und welche Lösungsansätze es gibt, um aus der Hassspirale herauszukommen, erfährst du hier.
Partner*in hassen: Ist das in einer Liebesbeziehung normal?
Hass entsteht nicht einfach so. In den meisten Fällen muss eine*r der Partner*innen eine tiefe emotionale Verletzung erfahren haben, zum Beispiel durch Erniedrigung oder Demütigung innerhalb der Beziehung. Aber auch passiv kann Hass auf eine*n Partner*in entstehen. Wenn eine*r von beiden zum Beispiel fremdgeht, ist das ein großer Vertrauensmissbrauch, der alles, was man gemeinsam aufgebaut hat, einreißen kann.
In solchen Situationen sind Hassgefühle berechtigt – es ist normal, dass sie auftreten. Allerdings können sie sich auch in die Beziehung einschleichen, ohne dass solche akuten Ereignisse passieren. Wenn du Hass auf deine*n Partner*in verspürst, ist es dringend an der Zeit zu hinterfragen, warum das so ist.
Positive Emotionen durch Feindseligkeit überdeckt
Gerade in langjährigen Beziehungen können sich negative Gefühle verfestigen. Man empfindet unterschwellig für den oder die Partner*in und deren/dessen Marotten Ablehnung oder Feindseligkeit. Das kann sich über viele Jahre eingeschlichen haben und wird manchmal gar nicht bewusst wahrgenommen.
Es ist wichtig, zu erkennen, dass negative Empfindungen wie Hass oder Feindseligkeit zunächst meistens von einer Person ausgehen. Irgendwann verselbstständigen sie sich, sodass oftmals beide Partner*innen nicht mehr liebevoll miteinander umgehen. Liebespaare merken nicht, dass positive Emotionen in der Beziehung somit überdeckt werden.
Paartherapie kann hasserfüllten Liebespaaren helfen
Einige spiegeln dem Gegenüber die negativen Emotionen, aber auch das scheint die Beziehung in vielen Fällen nicht mehr in die richtige Spur zu bringen. Wenn du also bemerkst, dass anfängliches Genervtsein in Hass umschwenkt, ist es Zeit, daran zu arbeiten. Denn je mehr Feindseligkeit, desto größer und unüberwindbarer wird die Mauer in der Beziehung. Diese emotionale Distanz kann der Anfang vom Ende sein.
Wenn du merkst, dass weder du noch dein*e Partner*in ernsthaftes Interesse daran haben, diese Situation zu verändern, scheint eine Trennung über kurz oder lang die einzige sinnvolle Lösung zu sein. Spürst du jedoch, dass du nach wie vor Liebe empfindest und Hoffnung hast, dass die Beziehung wieder in sichere Fahrwasser kommt, kann Psychotherapie in Form von Paartherapie ein Ansatz sein, um die Probleme anzugehen.
Sag konkret, was dich stört
Was hasserfüllten Paaren hilft: Ignoriere deine Emotionen nicht. Je früher du das Gefühl hast, dass sich etwas Toxisches in die Beziehung einschleicht, umso besser. Gerade wenn du das Gefühl hast, unglücklich zu sein und die Beziehung nicht mehr den sicheren Hafen darstellt, die sie einmal für dich war, ist es an der Zeit zu handeln und sich professionelle Hilfe zu suchen.
Einige Fragen, die du und dein*e Partnerin klären solltet: Was stört euch konkret an der jeweils anderen Person? Es hilft nicht, pauschale Dinge zu nennen. Kläre genau, was dich bei deinem oder deiner Partner*in zur Weißglut treibt. Auch dein*e Partner*in sollte das ansprechen. Ist es der Ordnungswahn? Die Unpünktlichkeit? Das eingeschlafene Sexleben? Sprecht Tacheles und seid offen miteinander.
Konstruktive und respektvolle Kommunikation
In der Paartherapie hilft es vielen Paaren bereits, ehrlich miteinander zu sein und sich einzugestehen, dass man nicht liebevoll miteinander umgeht. Gegenseitig den Wunsch nach Veränderung zu äußern, kann den Knoten ebenfalls lösen. Macht euch das gegenseitig klar und vereinbart miteinander, dass ihr gemeinsam das Ziel habt, wieder glücklich miteinander zu werden.
Das könnt ihr auch in Form eines Vertrages vereinbaren. Dieser muss natürlich nicht notariell beglaubigt sein, vielmehr dient so ein Vorgehen dazu, dass beide Parteien mit dem nötigen Ernst an der Beziehung arbeiten. Haltet einzelne Verhaltensweisen fest, zum Beispiel eine konstruktive und respektvolle Kommunikation.
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Warum habt ihr euch ineinander verliebt?
Wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, gegebenenfalls mit der Unterstützung von Paartherapeut*innen. Dabei solltet ihr immer wieder überprüfen, wo ihr beide in der Beziehung gerade steht und wie sich das Zusammenleben entwickelt und verändert. Arbeitet außerdem daran, die positiven Aspekte der Beziehung wieder stärker wahrzunehmen.
Das funktioniert zum Beispiel so: Erinnerst du dich daran, warum du dich in deine*n Partner*in verliebt hast? Was fandest du anziehend, was macht ihn oder sie attraktiv? Welche Eigenschaften schätzt ihr beide gegenseitig aneinander? Mit diesen Methoden können beide die Hassspirale durchbrechen. Denn auch wenn Hass auf den oder die Partner*in unter gewissen Umständen normal ist: Eigentlich hat er in der Beziehung nichts verloren.
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Quellen: partnerschaft-beziehung.de, bild.de, desired.de