"Liebessucht": 3 Anzeichen für eine gefährliche Abhängigkeit

Frisch verliebt und auf Wolke 7 – wir alle sehnen uns nach diesem Gefühl. Doch kann Liebe auch gefährlich werden und abhängig machen? Wir verraten, welche Prozesse sich dabei möglicherweise im Gehirn abspielen.
Du triffst dich zum dritten Mal mit deiner Flamme und hast dich schon die gesamte Woche nur auf dieses Date gefreut. Als du sie bzw. ihn siehst, erhöht sich deine Herzschlagfrequenz, du lächelst sofort. Nach zwei Gläsern Wein und vielen Küssen bist du dir sicher – du hast dich verliebt.
Bis zu einem gewissen Grad ist dieses Verliebtheitsgefühl gesund und unbedenklich. Wir verraten dir jedoch, wie Liebe abhängig machen kann und wann die Sucht schädlich wird.
Die Entstehung einer (Liebes-) Sucht
Die Begriffe Abhängigkeit und Sucht sind in der Psychologie streng genommen auf stoffgebundene Abhängigkeiten wie Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit beschränkt.
Wenn wir uns verlieben, werden jedoch ähnliche Gehirnregionen aktiviert, die auch bei Drogenkonsum eine wichtige Rolle spielen. So können verliebte Menschen die gleichen Verhaltensmuster zeigen, die auch mit einer Substanzstörung einhergehen, zum Beispiel Entzugsgefühle oder der dringliche Wunsch, die andere Person ständig zu sehen.
Konsumieren wir eine Droge, wird in einem wichtigen Areal unserer Basalganglien, dem Nucleus accumbens, Dopamin ausgeschüttet. Dopamin ist wichtig für unsere Lernprozesse. Unser Gehirn schüttet Dopamin aus, um erfolgreiche und überlebenswichtige Handlungen zu belohnen und abzuspeichern.
War die Handlung, die zur Dopaminausschüttung führte, ein Zug an der Zigarette, wird unser Gehirn also alles daran setzen, diese Handlungskette zu wiederholen, um eine erneute Dopaminausschüttung zu initiieren.
War es ein Kuss, der uns einen Dopaminrausch bescherte, wollen wir die Person, mit der wir ihn ausgetauscht haben, natürlich unbedingt wiedersehen. Tatsächlich argumentieren viele Wissenschaftler*innen, dass der natürliche Prozess des Verliebens darauf angelegt ist, uns süchtig zu machen. Aus biologischer Perspektive macht diese Theorie viel Sinn.
Gefährlich wird es jedoch, wenn unsere Verliebtheit all unsere Gedanken, Tagesabläufe und Routinen beherrscht. Wir verraten dir deshalb drei Anzeichen, die auf eine "Liebessucht" hindeuten und wie diese im Gehirn entstehen könnte.
1. Wir können an nichts anderes mehr denken
Wenn eine neue Liebe all unsere Gedanken einnimmt, ist das erst mal nichts Ungewöhnliches. Bedenklich wird es jedoch, wenn auch einige Wochen nach dem Kennenlernen alle Gedanken nur bei dieser einen Person sind und wir uns weder auf die Arbeit noch auf unsere Freund*innen konzentrieren können.
- Mögliche Parallele zum Drogenkosum: Die Opponent-Process-Theory geht davon aus, dass jedes Mal, wenn in unserem Gehirn Dopamin ausgeschüttet wird, der sogenannte a-Prozess in Gang kommt. Der a-Prozess ist das lustbetonte Glücksgefühl, das jedoch von einem b-Prozess begleitet wird, der später einsetzt und der deprimierende Gegenpart zum a-Prozess ist. Das bedeutet – wenn wir Freude empfinden, wird als Reaktion darauf ein bisschen später auch Trauer empfunden und umgekehrt. Wollen wir dem b-Prozess entgehen, versuchen wir also alles, um den a-Prozess erneut auszulösen. Die Gedanken kreisen um den/die Partner*in.
2. Nichts macht mehr ohne den/die Partner*in Spaß
Wenn wir uns verliebt fühlen und deswegen jegliches Interesse an Freund*innen und Verpflichtungen verlieren, ist dies ein Warnsignal. Auch wenn wir die Zeit am liebsten mit unserer/unserem Partner*in verbringen, sollte es uns trotzdem noch Freude bereiten, Zeit mit unserem sozialen Umfeld und unseren Hobbys zu verbringen.
- Mögliche Parallele zum Drogenkonsum: Unsere Dopamin-Ausschüttung läuft bei der Gewöhnung an eine Droge zeitlich rückwärts. Das bedeutet, routinemäßige Handlungen, die zu dem Konsum einer Droge führen, lösen bereits einen Teil der Dopaminausschüttung aus. So könnte es sein, dass nur noch die Planung eines Tages mit unserem Schatz ein warmes, wohliges Gefühl in uns herbeiführt.
3. Eine Trennung führt zu Entzugserscheinungen
Wenn eine längere Zeit ohne unseren/unsere Partner*in zu Angstzuständen und Schlafproblemen bei uns führt, deutet dies auf eine ungesunde Abhängigkeit hin. Vielleicht setzen die "Entzugserscheinungen" sogar schon ein, wenn sich der/die Geliebte mal eine längere Zeit nicht meldet – wir fühlen uns unsicher, verlieren den Appetit und sind niedergeschlagen.
- Mögliche Parallele zum Drogenentzug: Sind wir nach häufigem Drogenkonsum über einen längeren Zeitraum abstinent, verringert sich die Dopaminausschüttung in unserem Gehirn drastisch, die Freisetzung von Stresshormonen ist jedoch stark gesteigert. So empfindet das Gehirn Panik und wir fühlen uns deprimiert.
In den letzten Absätzen wurde eine mögliche Liebessucht hauptsächlich in Bezug auf dopaminerge Vorgänge im Gehirn diskutiert. Wenn sich Menschen in einer ungesunden Liebesbeziehung befinden, spielen hier jedoch noch viele weitere psychologische Prozesse eine Rolle.
Weitere gefährliche Abhängigkeiten in Beziehungen:
- Nicht nur noch wir: So bleibst du in deiner Beziehung du selbst
- Spürst du das auch, dieses Ungleichgewicht in der Beziehung: Wenn eine*r mehr liebt, kann das ein Paar ziemlich belasten. Was du dann tun kannst.
- Wenn die Beziehung nicht mehr zu retten ist, solltest du loslassen lernen: Wie du den Ex-Partner aus dem Kopf kriegst.