Liebe auf den ersten Blick: Gibt es sie wirklich?
Kaum zwei Sätze miteinander gesprochen, und schon trifft Amors Pfeil dich direkt ins Herz: Zufall? Oder ist an der Liebe auf den ersten Blick tatsächlich etwas dran? Was wissenschaftlich nachgewiesen wurde.
Schon beim ersten Date flattern die Schmetterlinge im Bauch umher, die Verliebten schweben gemeinsam auf Wolke 7. Wofür viele Romantiker*innen belächelt wurden, liefert ein israelisches Forscher*innen-Team wissenschaftliche Beweise.
Demnach entscheiden bereits die ersten zwei Minuten, ob sich zwei Menschen anziehend finden. Dabei ist es weniger wichtig, ob ihr Gegenüber sie zum Lachen bringt, sondern ob sie beide miteinander synchron sind.
Anzeichen für Liebe auf den ersten Blick entdeckt
Müssen Paare ihre Liebesgeschichte erzählen, so sagen sie oft: "Bei uns war es Liebe auf den ersten Blick". Doch gibt es den romantischen Gründungsmythos einer Beziehung wirklich? Auf "Scientific Reports" ist eine Studie zu lesen, die genau das bestätigt.
Um der Liebe auf den Grund zu gehen, veranstalteten Wissenschaftler*innen ein Experiment. Während eines Speed-Datings untersuchten sie die ersten Treffen von 46 heterosexuellen Paaren. Die Teilnehmer*innen trugen dabei ein Armband, mit dem die Muster der elektrodermalen Aktivität während der ersten 5 Minuten aufgezeichnet wurden. So wurden Veränderungen des Hautwiderstandes gegenüber elektrischem Strom erkennbar.
Um körperliche Reaktionen wie Nicken oder Arm- und Beinbewegungen zu erfassen, wurde das Speed-Dating gefilmt und die Video-Sequenzen später analysiert. Damit zeigte sich, wie synchron das Paar während des Dates gewesen ist. Im Anschluss sollten die Proband*innen ihren Dating-Partner oder ihre Dating-Partnerin bewerten. Sie wurden gefragt, ob ein romantisches Interesse vorhanden ist und ob sie eine sexuelle Anziehung verspüren.
Studie deckt auf: Synchronität macht sexy
Die Ergebnisse sind genauso verblüffend wie spannend: Das romantische Interesse und die sexuelle Anziehung waren besonders groß, wenn das Paar schon während des Treffens synchron und aufeinander abgestimmt war. Das erklären die Autor*innen der Studie wie folgt: "Wir haben festgestellt, dass erfolgreiche Verabredungen durch eine erhöhte elektrodermale Synchronität in den ersten zwei Minuten gekennzeichnet sind".
Ein Hinweis darauf, dass eine soziale Anpassung des sympathischen Nervensystems und des motorischen Verhaltens stattfindet, wenn sich zwei Menschen sexuell und romantisch anziehend finden, und zwar sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Allerdings fühlten sich die weiblichen Teilnehmerinnen stärker zu Männern hingezogen, die eine hohe Synchronität zeigten. Diese sogenannten "Super-Synchronisierer" sind für Frauen sehr begehrenswert, heißt es in der Studie.
Das deutet auch darauf hin, dass Personen, "die ihre Physiologie und ihr Verhalten während des Dates besser an ihren Partner anpassen können, eher einen Partner anziehen", berichtet Shir Atzil vom Institut für Psychologie an der Hebräischen Universität in Jerusalem und Leiter der Studie. "Die Verbindung mit einem Partner hängt davon ab, wie gut wir unsere Körper synchronisieren können". Ähnliches könne man auch bei der Verbindung von Babys zu ihren Eltern beobachten.
Liebe auf den ersten Blick: Das sagt der Beziehungsexperte
"Wenn es nicht gleich zu Beginn richtig funkt, wird aus der Begegnung auch keine Beziehung: Das glauben tatsächlich viele", sagt Eric Hegmann, Paarberater und Parship-Studienbegleiter, der in Hamburg die Modern Love School gegründet hat. "Häufig erwarten Singles genau das. Manche sabotieren sich durch diese Überzeugung jedoch die Chance auf eine Liebe, die noch Luft nach oben hat und wachsen kann."
Und was hält der Experte von der Liebe auf den ersten Blick? "Nach meiner Erfahrung würde ich die Wahrheit irgendwo zwischen dem zweiten und dem fünften Blick verorten. So beschreibt die Mehrheit der Langzeitpaare nämlich ihr Kennenlernen. 'Beim dritten Mal wusste ich: Das ist er', sind typische Sätze. Die Erklärung hierfür: Für viele der 'Liebe auf den ersten Blick'-Paarungen erweist sich sexuelle Anziehungskraft als Grundlage, die Partnerschaft hält dann einfach nicht lange."
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Der Glaube an die Liebe auf den ersten Blick sei dabei nicht das Problem, so Eric Hegmann: "Entscheidend ist, ob jemand die Liebe auf den ersten Blick erwartet. Dies ist dann eine extrem schicksalsorientierte Definition der Liebe. Nach dieser muss es 'richtig knallen, sonst taugt es nichts'."
Sein Fazit: "Wer ausschließlich auf Amors Pfeil(e) wartet, gerät in Gefahr, die Liebe, die vielleicht in unmittelbarer Nähe wartet, zu übersehen, weil ein zweiter oder dritter Blick nicht zugelassen wird. Und es gibt keine gute oder schlechte Liebe, es gibt nur glückliche und unglückliche Paare."
➔ Mehr Infos zu unserem Experten Eric Hegmann findest du hier, und hier geht's zur Modern Love School. Dort gibt es auch passende Online-Kurse zum hier besprochenen Thema.
➔ Mehr über die Studie in englischer Sprache liest du hier.
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