Fast Forwarding – Beziehung im Turbo-Modus

Immer mehr Menschen leiden an Symptomen von Bindungs- und Verlustangst – eine Folge unserer heutigen Gesellschaft. Dieses ängstliche Bindungsverhalten macht sich auch an typischen Verhaltensweisen fest, etwa Fast Forwarding.
Fast Forwarding und Co: Was ist so schlimm an diesen Verhaltensweisen?
Sie führen dazu, dass immer mehr Menschen aufgrund schmerzhafter Beziehungserfahrungen ein ängstliches Bindungsverhalten zeigen. Aus dieser Position der Schwäche heraus wählen sie vermehrt vermeintlich stark wirkende Partner zum Ausgleich – was häufig zu schwierigen Konstellationen führt, die nicht selten zum Scheitern verurteilt sind.
Paarberater Eric Hegmann kennt sich mit der Thematik bestens aus. Für BILD der FRAU hat der Experte die wichtigsten Warnzeichen während der Dating- und Beziehungsphasen in der heutigen Gesellschaft zusammengestellt. In einer Serie erklärt er sie und sagt, wer so etwas macht, wer betroffen ist – und wie man sich schützen kann.

Warnzeichen beim Kennenlernen – Teil 2: Fast Forwarding
Liebe und Verliebtheit sind unterschiedliche Dinge. Beim Fast Forwarding läuft die Zeit schneller ab, schon in einer frühen Beziehungsphase werden bereits weitreichende Pläne geschmiedet und umgesetzt. Solche Paare ziehen häufig schon nach wenigen Wochen zusammen, wenn die Euphorie der sexuellen Anziehungskraft stark dominiert über den Abgleich tatsächlich relevanter Beziehungskriterien. Um Verlustangst auszugleichen, wird gemeinsam geplant – so werden Vereinbarungen getroffen, die nicht verhandelt wurden und deren Bedingungen erst zu spät erkannt werden.
Tipp: Etwa nach sechs Monaten ebbt die Euphorie der sexuellen Anziehungskraft ab und der Hormonspiegel normalisiert sich für den rationalen Blick. Bis dahin sollten Paare bei aller anfänglichen Begeisterung warten, um nicht später vorschnelle Entscheidungen zu bereuen.
Fast Forwarding: Wen kann es treffen?
Viele Singles, die lange erfolglos Partnersuche betrieben haben, wollen an einer/einem vielversprechenden Kandidatin/Kandidaten festhalten und sie bzw. ihn an sich binden. Sie agieren im Überschwang der ersten Verliebtheitsgefühle besonders positiv und interpretieren den anfänglichen Wunsch nach Nähe bereits als Liebe. Gemeinsame Zukunftsplanungen sind sicher ein Zeichen von Verbindlichkeit, doch der Grat zur Verlustangst ist schmal, das heißt, dass die Pläne geschmiedet werden, um letztlich Gefühle kontrollieren zu können – was aber scheitern wird.
Fast Forwarding: Wer macht so was?
Unsichere Personen, die sich so selbst ihre Gefühle bestätigen wollen. Sie schaffen sich selbst einen Rahmen, aus dem sie schwerlich einfach so ausbrechen können. Doch genau daran scheitern sie häufig, weil sie das dann einengend erleben. Fast Forwarding ist ein Symptom, das vor allem Menschen zeigen, die stark zwischen Bindungsangst und Verlustangst schwanken.
Fast Forwarding: Wie kann man sich schützen?
Wirkliche Sicherheit gibt es nicht. Doch es ist hilfreich, den Fokus auf die Taten von heute und weniger die Versprechungen für morgen zu richten. Gerade Menschen mit narzisstischen Zügen neigen dazu, Konflikte abzuwiegeln durch Dinge, die sie in Zukunft verändern werden. Das Muster geht aber nur solange auf, solange man nicht regelmäßig überprüft, ob die Ankündigungen auch eingehalten werden.
➔ Mehr Infos zu unserem Experten Eric Hegmann findest du hier.
Hier geht's zu weiteren Teilen der Serie:
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 1: Love Bombing
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 3: Gaslighting
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 4: Flying Monkeys
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 5: Hoovering
- Warnzeichen in Beziehungsphasen – Teil 6: Firedooring
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