"Endlich wieder Lust auf Sex"-Autorin

Reife Frauen und Sex: Welchen Vorteil sie haben – und welchen Fehler sie oft begehen

Frau empfindet Lust im Bett
© Adobe Stock / naka
Warum geht so vielen Frauen ab 40 die Libido flöten? Und vor allem: Bekommen sie sie wieder zurück? Und wenn ja, wie? Tina Molin ist diesen Fragen nachgegangen.

Bei Frauen um die vierzig ist vor lauter Kindererziehung, Langzeitbeziehung und Midlife-Crisis oftmals ihre Libido auf der Strecke geblieben. Zeit, sie zurückzugewinnen – genauso wie die Weiblichkeit, sagt Tina Molin im Interview mit BILD der FRAU.

"Das Patriachat und die Kirche haben uns die Lust abgesprochen, Weiblichkeit auf Stöckelschuhe und Make-up reduziert, uns in Hure oder Heilige getrennt. Es ist die Zeit gekommen, dass wir uns das zurückerobern: Unsere Lust, aber auch, was Weiblichkeit eigentlich bedeutet", sagt Tina Molin.

Mit diesen Tipps wird dein Sex noch besser

Kinderkriegen, lange Beziehungen und die berühmte Krise in der Mitte des Lebens kommen schließlich auch noch erschwerend hinzu. Aber einfach aufzugeben, das kam für die Journalistin nicht in Frage. Kein Wunder also, dass eines der Bücher von Tina Molin "Endlich wieder Lust auf Sex" heißt.

Darin schreibt Tina Molin, Jahrgang 1973, von ihrer Reise auf der Suche nach der eigenen Libido, was sie dabei alles erlebt und wie sie ihre Lust wiedergefunden hat. Dabei geht es um ihre Erfahrungen, Achtsamkeit – auch in der Sexualität –, Emanzipation und Weiblichkeit. Mit BILD der FRAU hat sie darüber gesprochen

"Endlich wieder Lust auf Sex": Interview mit Tina Molin

BILD der FRAU: Liebe Frau Molin, keine Zeit, neuer Fokus, veränderter Körper: Woran genau lag es denn, dass die Lust auf Sex nach der Geburt flöten ging?

Eine Frau mittleren Alters mit kurzem, lockigem braunem Haar und grauer Bluse blickt selbstbewusst in die Kamera, hinter ihr ein schlichtes Kunstwerk und Regal. | © Denise Siegel
Foto: Denise Siegel
Buchautorin Tina Molin

Tina Molin: Alles zusammen. Im Kreißsaal wird nicht nur ein Kind geboren, sondern auch eine Mama. Doch für die ist kaum mehr Platz. Ein Neugeborenes ist ein 24-Stunden-Job, dazu hat sich der Körper verändert, aber auch die Beziehungen zum Partner. Aus zwei Liebenden sind nun Eltern geworden. Alle müssen sich zurechtfinden – und das unter Dauerstress. Da verliert man Sex schnell mal aus den Augen.

Tantra, Swinger-Club, Kuschel-Party und noch einiges mehr: Was davon hat Ihnen auf der Suche nach der Rückkehr zur eigenen Sexualität wirklich etwas gebracht?

Eine Tantra-Massage zu bekommen, war erstaunlicherweise ein echtes Aha-Erlebnis für mich. So viel Achtsamkeit, Wertschätzung und Nichts-muss-alles-darf im Zusammenhang mit Sexualität war mir neu. Mein Blick auf Sex hat sich danach grundlegend verändert. Den Besuch im Swinger-Club hätten wir uns hingegen sparen können. Für uns war das null erotisch.

Lustlos sein ist manchmal auch sicherer und einfacher

Sich selbst lieben, gesunde Partnerschaft, richtig streiten etc.: Es ist den meisten theoretisch vermutlich klar, dass das die richtigen und wichtigen Ingredienzien sind für ein gutes Miteinander – und auch für guten Sex. Wie haben Sie es geschafft, das wirklich in die Tat umzusetzen?

Über Jahre hinweg (lacht). Ich weiß noch, wie wir uns bei den ersten Versuchen, gewaltfrei zu kommunizieren, angeschrien haben (lacht). Doch mit der Zeit ging es immer besser. Die Kommunikation, die Selbstliebe, selbst das Streiten, all das kann man lernen. Man braucht nur Zeit, Geduld, gute Lehrer und viel Humor.

Was genau heißt es, dass Sie Feministin auf dem zweiten Bildungsweg geworden sind? Inwiefern ist das relevant für die Wiedererlangung der Sexualität?

Manchmal ist lustlos sein sicherer, einfacher und auch gesellschaftlich gewünschter. Schließlich versteht auch heute noch so mancher einen kurzen Rock als Aufforderung… Außerdem gibt es Femizide, in vielen Ländern dürfen Frauen nicht abtreiben, wählen, Autofahren oder ihren Mann selbst aussuchen. Mir hat es geholfen, zu verstehen, dass es auch ein "größeres Bild" gibt. Lustlosigkeit ist nicht nur ein individuelles Thema, sondern oft auch ein historisches und gesellschaftliches Ergebnis.

Der Vorteil am Älterwerden: Es wird gleichgüliger, was andere sagen

Wie wirkt die Gesellschaft auf die Sexualität der Frauen ein?

Ist eine Frau sexuell aktiv, ist sie eine Bitch, eine Hure, ein Flittchen. Für eine selbstbestimmte, lustvolle Frau gibt es keine schöne Bezeichnung. So wirkt die Gesellschaft zum Beispiel.

Es muss doch auch Vorteile haben, älter zu werden – gerade, was die Sexualität betrifft. Wovon können Frauen ab Mitte 40 profitieren?

Dass es ihnen mehr und mehr egal ist, was andere sagen. Ob die Familie, die Freund*innen oder eben die Gesellschaft.

Sie schreiben über achtsame Sexualität. Was genau heißt das?

Wir achten oftmals so wenig. Das geht damit los, dass wir unsere Grenzen und unsere Wünsche nicht achten. Wir achten aber auch manchmal nicht auf unsere Gefühle, die Berührungen, die Schwingungen, den Flow. Sind im Kopf und nicht im Körper. Sind im Verstand und nicht im Herz. Achtsamer Sex bedeutet für mich, voll im Hier und Jetzt zu sein, um zu spüren, was es jetzt wirklich braucht.

Es reicht nicht, guten Sex einfach nur zu wollen

Was ist das Wichtigste, was Sie seit Beginn Ihrer Reise zu sich selbst gelernt haben?

  • Guter Sex hat mehr mit der Einstellung und weniger mit der Stellung zu tun
  • Selbstliebe
  • Ehrlichkeit
  • Klarheit
  • Achtsamkeit

Was ist der größte Fehler, den Frauen begehen, wenn sie ihre Sexualität wieder erlangen wollen?

Dass es beim Wollen bleibt. Dabei gibt es so tolle Podcasts, Bücher, Workshops und Sex-Coaches: Gehen Sie raus und fangen Sie an zu lernen.

Was wollen Sie den BILD der FRAU-Leser*innen mit auf den Weg geben?

Guten Sex kann man lernen. Es braucht nur etwas Mut und Neugierde. Der Rest findet sich.

Tja ja, die Lust: Die lässt im Alter nicht nach, so die Studienlage. Ob ein Beziehungsexperte das bestätigen kann – und wie Langzeitpaare sie aufrechterhalten.

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