Ist es eigentlich schlimm, wenn der Penis krumm ist?
Was tun, wenn der Penis des Mannes krumm ist? Der Sex-Experte erklärt, welche Krankheiten dahinter stecken können, welche Folgen ein krummer Penis haben kann – und welche Vorteile sich beim Sex dadurch sogar ergeben können.
Beim Penis wirkt im Normalfall ganz einfach die Schwerkraft: So sieht das beste Stück eines Mannes im nicht erigierten Zustand fast immer gerade aus. Ganz anders verhält es sich aber, wenn der Penis zum Einsatz kommen soll: Steht er bzw. ist er erigiert, sieht er oft nicht ganz gerade aus. Aber was tun, wenn der Penis krumm ist? Der Sexualexperte und Buchautor Dr. Axel-Jürg Potempa klärt über das Thema auf.
Ist ein krummer Penis schlimm oder sogar gefährlich?
Dr. Axel-Jürg Potempa: Nein, häufig ist es ganz normal, dass der Penis im erigierten Zustand ein wenig krumm ist. Manchmal hat die Natur das einfach so eingerichtet. Aber hinter einer Krümmung des Geschlechtsteils kann auch eine Krankheit stecken. Und ein krummer Penis kann unter Umständen sogar Vorteile haben.
Welche Vorteile hat ein krummer Penis?
Es ist immer gut, wenn der Penis etwas nach oben gekrümmt ist, in der Fachsprache sagt man dazu dorsal. Denn das kann beim Sex entscheidende Vorteile haben. Der Penis erreicht zum Beispiel bei der Missionarsstellung besser die obere Region im Scheidenbereich und kann dort mehr Druck ausüben.
An dieser Stelle sitzt der G-Punkt. Das kann dann für die Frau ein zusätzlicher Benefit sein. Auch der A-Punkt, der sich im hinteren Scheidengewölbe oberhalb des Mutterhalses befindet, kann mit einem leicht nach oben gekrümmten Penis besser erreicht werden. Übrigens: Eine leichte Wölbung nach oben hat auch den Vorteil, dass der Penis besser gesteuert werden kann. Das Einführen ohne die Hände ist beispielsweise einfacher möglich.
Welche Krümmung ist optimal?
Optimal ist es, wenn der Penis nur eine leichte Krümmung von zehn bis 20 Grad hat. Mehr kann wiederum unangenehm für die Partnerin sein.
Sollte die Partnerin aufgrund der Krümmung Schmerzen beim Sex verspüren, können die beiden eine andere Stellung auswählen. Oder sie wählen die orale bzw. manuelle Technik, denn Sex soll grundsätzlich Spaß machen. Schmerzen sollen in der Regel nicht dazu gehören.
Das Wichtigste in so einem Fall ist aber, dass der Mann zum Arzt geht, um abklären zu lassen, ob hinter der Krümmung eine Krankheit steckt.
Welche Krankheit kann den Penis krumm machen?
Das ist die sogenannte Induratio penis plastica (kurz: IPP). Dabei kann die Krümmung in alle Richtungen gehen – also nach unten, oben, rechts oder links. Und sie kann sogar mehr als 45 Grad betragen. Bei der IPP treten Verhärtungen in Form von Knoten oder Plaques durch gutartige Bindegewebs-Vermehrung in den Schwellkörpern auf, diese "ziehen" den Penis in eine Richtung.
Wie genau entsteht diese Krümmung?
Im Penis gibt es insgesamt drei Schwellkörper, die elastisch sind und sich ausdehnen können. Das passiert zum Beispiel im erigierten Zustand. In dieser Phase füllen sich diese mit Blut. Wenn keine Krankheit vorliegt, dann fließt es gleichmäßig durch die Schwellkörper. Wenn aber eine Verhärtung in einem Schwellkörper auftritt, dann fehlt dem Penis an dieser Stelle die Elastizität. Diese krankhafte Veränderung verursacht die Krümmung.
Das kann zu Problemen beim Sex führen oder diesen sogar unmöglich machen. In solchen Fällen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, denn es gibt verschiedene Therapieformen bei IPP.
Wie wird IPP behandelt?
Die IPP wird in zwei Formen unterteilt, die aktive und die inaktive. Bei der aktiven Form nimmt die Verhärtung im Schwellkörper zu. Dabei können auch Schmerzen im Penis auftreten, vor allem bei einer Erektion. Bei der inaktiven Form ist ein Stillstand der Verhärtung erreicht.
Es gibt noch keine 100%-tige Therapieform bei IPP. Die gängigste Methode ist aktuell die Gabe von Potenzpillen. Mit Viagra, Spedra und Co versuchen Experten bei Patienten mit einem gekrümmten Penis die aktive Form zu stoppen und in eine inaktive umzuwandeln.
Das gelingt auch ganz gut. Bei 70 bis 75 Prozent kann man die Erkrankung der IPP durch die tägliche Einnahme von Potenzpillen innerhalb von ein paar Monaten stoppen. Und die Krümmung geht in vielen Fällen in der Folgezeit teilweise zurück.
Diese Therapieform wird seit Jahren angewandt, aber der Patient muss sie selber zahlen. Es gibt noch keine offiziellen Studien dazu, so dass die Krankenkassen die Kosten noch nicht übernehmen.
Was tun, wenn die Tabletten nicht helfen?
Aktuell ist die Injektionstherapie mit einem Enzympräparat eine erfolgversprechende Therapiealternative.
In ganz schlimmen Fällen hilft nur noch eine Operation. Diese Methode ist nur in der inaktiven Form möglich, dann kann die Verhärtung aus dem Penis rausgeschnitten werden. Anschließend muss der Schwellkörper wieder verschlossen werden. Meistens geschieht dies durch eine Vene, die an anderer Stelle entfernt wird. Die Operation ist aber nur die letzte Möglichkeit zur Therapie, denn sie birgt einige Risiken, wie zum Beispiel eine dauerhafte Impotenz.
Dr. Axel-Jürg Potempa arbeitet als Urologe, Androloge, Sexual-, Partnerschaftsmediziner und als Buchautor in München.