Karezza: Wer sagt, dass Sex nicht ohne Orgasmus auskommt?
Das klassische Liebesspiel hat als furioses Ende einen Höhepunkt – so die gängige Meinung. Aber geht Sex nicht auch ohne Orgasmus? Doch! Bei Karezza schon...
Wir haben es so gelernt: Zu richtig gutem Sex gehört ein anständiger Orgasmus dazu – für IHN sowieso. Bleibt er aus, bleibt der fade Geschmack des Versagthabens zurück. Umgekehrt heißt das: Oft geht es in erster Linie darum, den Höhepunkt zu erlangen. Denn der ist sichtbar – und dann war's auch gut im Bett.
Natürlich ist das Unsinn. Aber ganz ehrlich: Kannst du dich so ganz davon losmachen? Gehe dieser Erwartungshaltung doch einfach mal ganz bewusst aus dem Weg – und betreibe mit deiner/deinem Partner*in Karezza: Sex ohne Orgasmus! Was genau es damit auf sich hat.
Karezza: Sex geht auch ohne Orgasmus
Auf der Webseite "mindbodygreen" wird Karezza so definiert: "Diese spirituell-sexuelle Praktik ist im Grunde genommen Hygge in sexueller Form." Eine ziemlich zutreffende Umschreibung, denn der Trendbegriff aus Skandinavien, der soviel bedeutet wie "kuschelig" und "wohlbehagend", aber auch "gemütlich" und "angenehm", bringt es auf den Punkt. Karezza meint eben das Gegenteil von "zack, zack, gekommen – und fertig."
Es ist so einfach, wie es sich anhört: Bei Karezza wird der Geschlechtsverkehr nicht, wie so oft, auf den Höhepunkt reduziert, sondern es geht um das, was Sex sonst noch so mit sich bringt. Ums Küssen und Streicheln, um Zärtlichkeit und Liebkosen – darum, sich zu spüren. Ohne Druck.
Dabei soll Karezza aber nicht mit "ein wenig kuscheln beim Fernsehen" verwechselt werden: Es handelt sich um eine sexuelle Praktik, bei der sich das Paar stimuliert, erogene Zonen erforscht, Lustpunkte aufspürt. Wie es das tut, ist ganz individuell – wichtig ist, viel Zeit zu haben. Und natürlich darf der Mann seinen Penis auch in die Scheide einführen – doch zur Ejakulation soll es nicht kommen. Das ist eine Frage der Gewöhnung und klappt von mal zu mal besser.
Karezza: Sex sollte ein Erlebnis und kein Wettbewerb sein
Worum geht es also bei Karezza? Darum, eine Intensität zwischen Partner*innen (wieder) herzustellen, Liebende sollen die Erotik spüren, die sie zum Liebespaar macht. Und die hat nur bedingt etwas mit Orgasmus zu tun. Es hilft, den Höhepunkt auch mal bewusst wegzulassen, damit die anderen Komponenten des Geschlechtsverkehrs in den Vordergrund rücken. Das ist für manche anfänglich sicher etwas irritierend, aber es lohnt sich.
Bei "Men's Health" heißt es dazu: "Paare, die Karezza regelmäßig praktizieren, sprechen von einem nachhaltig wirkenden 'orgastischen' Zustand." Und weiter: "Durch Karezza wird Ihnen nichts weggenommen, Sie gewinnen sogar. Denn Ihr Sex wird leidenschaftlicher, hingebungsvoller, und Sie erleichtern es Ihrer Partnerin, sich fallenzulassen."
Sex-Expertin Mimi Erhardt sagt es im "GQ-Magazin" so: "Das Ziel, so Karezza-Verfechter, ist es, die uns gesellschaftlich und medial anerzogene Fixierung auf den Orgasmus loszuwerden. Und uns daran zu erinnern, dass Sex eine Reise und kein Sprint sein sollte, etwas, das uns gut tut, das wir in vollen Zügen genießen dürfen."
Recht hat sie! Sich hin und wieder darauf zu besinnen, kommt garantiert jeder Beziehung zugute. Es muss ja nicht immer Karezza sein...
- Sex MIT Orgasmus ist auch nicht zu verachten. Für Frauen ist es allerdings schwieriger, zum Höhepunkt zu kommen, als für Männer. Nimm deshalb mal die Zügel in die Hand und sorge mit dieser Stellung für fantastische Orgasmen.
- Ebenfalls toll für den weiblichen Orgasmus: die Sexstellung Affe!
- Kennst du schon die Sexstellung Waffeleisen? Langsam, aber sehr gefühlvoll geht's dabei zur Sache.
- Auch die Schlittenfahrt im Bett ist eine intensive Sexstellung für SIE.