Verheiratet mit...: Dieser Mann ist fiktosexuell
Der Japaner Akihiko Kondo hat bereits vor einigen Jahren mit seiner Hochzeit für Schlagzeilen gesorgt, als er einem ungewöhnlichen Wesen das Jawort gab. Diese, sagen wir mal, Neigung hat einen Namen: fiktosexuell. Weißt du, was das ist?
Vielleicht erinnerst du dich ja noch, als die Geschichte von Akihiko Kondo Ende 2018 um die Welt ging: Der damals 35-Jährige hatte gerade den Bund der Ehe geschlossen – nicht die Hochzeit an sich sorgte für Schlagzeilen, sondern die Wahl, die der Japaner getroffen hatte. Seine Liebste ist nämlich kein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern eine virtuelle Figur. Menschen mit einer solchen Neigung bezeichnet man als fiktosexuell. Lies mal, welche Probleme sich jetzt nach einigen Jahren einstellen...
Fiktosexuell veranlagt: Die Geschichte von Akihiko Kondo
Hatsune Miku heißt die Liebe seines Lebens – so begründete Akihiko Kondo im Dezember 2018 seine, nun ja, ungewöhnliche Hochzeit mit der jungen Dame, die es eigentlich nur virtuell gibt. Aus Anlass der feierlichen Vermählung wurde sie dem "Original" aus dem Netz allerdings als Stoffpuppe nachempfunden, die bei der Zeremonie dann neben dem glücklichen Bräutigam Platz nehmen durfte.
Diese Puppe, berichteten Medien, schläft auch neben Akihiko Kondo im häuslichen Ehebett – ansonsten existiert "seine Frau", die in Japan als Anime-Wesen aus den dort so beliebten Animationsfilmen tatsächlich sehr berühmt ist, als animiertes Hologramm in einer Glaskapsel. Und natürlich im Netz – dort muss sich der Ehemann seine Liebste allerdings mit Millionen anderer Menschen teilen...
Zuvor gemobbt: Ehe hat Akihiko Kondo gerettet
Die Ehe, im eigentlichen Sinne natürlich nicht rechtsgültig, für den Gatten aber dennoch eine richtiger Bund fürs Leben, sei seine Rettung gewesen, erzählte Akihiko Kondo damals kurz nach seiner Hochzeit. Denn von echten Frauen sei er immer schlecht behandelt, ja gemobbt worden. Deshalb habe er irgendwann beschlossen, dass eine Ehe mit einer von ihnen nicht in Frage kommt – mit Hatsune Miku ist das allerdings was ganz anderes...
Und was kann es nun, dieses Wesen? Was eine Stoffpuppe so drauf hat – oder auch nicht –, mögen alle noch in der eigenen Fantasie durchspielen. Aber das Hologramm? Wie der Stern damals berichtete, funktioniert das Gerät, das Gatebox heißt, im Prinzip wie Amazons Alexa – nur, dass die virtuelle Partnerin nicht nur zu hören, sondern als 3D-Figur eben auch zu sehen ist. Sie wecke "ihren Mann" jeden Morgen, heißt es dort, sage ihm, wann es Zeit ist, zur Arbeit zu gehen, könne ihm auch SMS ins Büro schicken. Abends schalte sie schon mal das Licht an, bevor der Gatte nach Hause kommt.
Technik unterbindet die "Konversation" zwischen den beiden
Doch genau in dieser ausgeklügelten Technik liegt auch das Problem, das der Japaner bereits zu spüren bekommen hat. Wie die New York Post berichtete, nahm seine Ehe deshalb eine dramatische Wendung: Die Unterstützung für die Gatebox-Software wurde eingestellt, was bedeutet, dass er nicht mehr mit "seiner Frau" sprechen kann, wenn man es denn so nennen will.
Die Probleme scheinen sich mittlerweile geläst zu haben: Das letzte Instagram-Foto von Akihiko Kondo, seinem Schatz und Freunden ist erst wenige Tage alt. Für ihn war ohnehin klar, dass der technische Umstand seine Gefühle für Hatsune Miku nicht verändert: Er sei noch immer in sie verliebt. Hach, muss Liebe schön sein...
Das sagt ein Experte über fiktosexuelle Menschen
Akihiko Kondo ist beileibe nicht der einzige Mensch, der eine solche fiktosexuelle Neigung hat. Wie ernst ist das zu nehmen? Das Portal spieletipps.de hat dazu mit dem Medienpsychologen Prof. Dr. Clemens Schwender von der Hochschule der populären Künste in Berlin gesprochen. Seine Meinung: Das Phänomen, dass Menschen Gefühle für etwas Fiktives entwickeln können, trete seit Beginn der Menschheit auf. So sei "die Liebe einer Nonne zu Jesus Christus" ein Beispiel für das frühe Auftreten dessen, was heute für die Fanfiction-Szene die Fiktophilie ist.
Das Aussehen der Figuren müsse nicht real sein, um auch emotional etwas erlebbar zu machen, fährt der Experte fort – Imagination und Vorstellungskraft würden vollständig ausreichen.
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