Hund oder Katze unterm Baum? Bitte nicht!

Warum du an Weihnachten keine Tiere verschenken solltest

Ein flauschiger weißer Welpe mit roter Haarschleife sitzt in einer festlich verzierten Box vor einem weihnachtlichen Hintergrund.
© Adobe Stock
So süß er auch ist: An Weihnachten solltest du deine Liebsten nicht mit einem Hund beschenken. Welches Leid dahinter steckt, erklärt eine Expertin.

Die Kinder wünschen sich schon so lange ein Haustier? Warum du ihnen diesen Wunsch an Weihnachten nicht erfüllen solltest, erklärt eine Expertin im Interview mit BILD der FRAU.

Überraschung! Statt einem Puppenhaus oder einer Rennbahn liegt in diesem Jahr ein pelziges Präsent unter dem Weihnachtsbaum. Mit einer kleinen Schleife um den Hals sieht der Welpe einfach zu niedlich aus! Doch nach der ersten Begeisterung ist die Freude über den Familienzuwachs schnell wieder verflogen. Was nun?

Haustierbesitzer aufgepasst! Hier lauern Gefahren zu Weihnachten

Unsere Expertin weiß: Das ist nur einer von vielen Gründen, warum du an Weihnachten keine Tiere verschenken solltest. Was noch dagegen spricht, hat sie BILD der FRAU ausführlich erklärt.

Tiere als Weihnachtsgeschenke: Diese Gründe sprechen dagegen

Mit Weihnachtsgeschenken ist das so eine Sache... Dass nicht immer der Geschmack der beschenkten Person getroffen wurde, ist nicht zuletzt an den Unmengen an Retouren und Umtauschware abzulesen, die sich unmittelbar danach anhäufen. Leider gehören auch Lebewesen dazu, die leichtsinnigerweise ebenfalls unterm Baum landeten.

Jahr für Jahr werden Tausende Tiere aus dem illegalen Handel entdeckt. "Das lässt uns mit großer Sorge auf das kommende Weihnachtsgeschäft blicken", sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Die klare Aussage der Expertin: bitte unbedingt von Tieren als Weihnachtsgeschenk absehen! Denn jeder im illegalen Handel erworbene Welpe hat zur Folge, dass viele weitere Tiere leiden müssen – so die bittere Bilanz des miesen Geschäfts mit den jungen Hunden.

Was passiert, wenn das tierische Geschenk nicht gut ankommt?

BILD der FRAU: Liebe Frau Schneider, warum raten Sie von einem Tier als Geschenk zu Weihnachten ab?

Eine junge Frau mit welligem blondem Haar, Brille und heller Jacke lächelt leicht in die Kamera vor verschwommenem, modernen Hintergrund. | © Vier Pfoten / Fred Dott
Foto: Vier Pfoten / Fred Dott
Daniela Schneider ist Kampagnen- Verantwortliche für Heimtiere bei Vier Pfoten

Daniela Schneider: Tiere sind keine Ware, sondern fühlende Wesen, die auch eine Verantwortung mit sich bringen. Nicht nur finanziell: Natürlich braucht man auch Geduld und die Zeit, sich um ein Tier entsprechend zu kümmern.

Tiere können tolle Begleiter sein, doch es darf eben nicht riskiert werden, dass die Freude und die Begeisterung sich nach ein paar Tagen wieder legt und die Beschenkten sich nicht mehr um das Tier kümmern wollen. Doch leider entpuppen sich Spontankäufe oft als Fehlentscheidungen, unter denen das Tier dann leidet.

Was passiert in der Regel mit den Tieren, die "nicht gut ankamen"?

Insbesondere Tiere aus Spontankäufen landen spätestens im Sommer, wenn die Urlaubs-Saison bevorsteht, im Tierheim oder – noch schlimmer – werden einfach ausgesetzt und sich selbst überlassen. Wir alle kennen die Bilder und Geschichten.

Vor allem für Welpen und Junghunde ist es schwer traumatisierend, wenn sie nach ein paar Tagen oder Wochen in der neuen Familie einfach wieder abgegeben werden, nur weil den Schenkenden oder Beschenkten nicht ausreichend klar war, welche Bedürfnisse Lebewesen haben.

Dabei muss man sich immer bewusst machen, dass Hunde in ihren Menschen ein Rudel sehen und es für sie emotional höchst dramatisch ist, wenn sie von ihrem eigenen Rudel im Stich gelassen werden.

Geschenk-Alternativen, die tierlieben Menschen eine Freude machen

Warum ist vom Online-Handel besonders abzuraten?

Weil die Gefahr, hier ein Tier aus illegalem Handel zu erwerben, einfach enorm groß ist. Die Nachfrage nach Hundewelpen boomt – vor allem im Zuge der Corona-Pandemie hat sie nochmal zugenommen. Dies machen sich Kriminelle zunutze und bieten viel zu junge, oft schwerkranke und traumatisierte Hundewelpen an, die meist in Vermehrerstationen regelrecht produziert werden. In dunklen Kellern und Verschlägen fristen die Mutterhündinnen oft jahrelang ohne Tageslicht ein trauriges Dasein – nur, um dort Welpen zu gebären, die ihnen dann nach kurzer Zeit wieder entrissen werden. Die Tiere leben in ihrem eigenen Kot, es stinkt grauenvoll.

Meist werden verschiedene Rassen – je nachdem, welche gerade besonders gefragt sind – produziert. Viel zu jung werden die Welpen dann in engen Kisten und Käfigen quer durch Europa gekarrt. Deutschland ist dabei ein großes Abnehmer- sowie Transitland. Angeboten werden die Tiere über Online-Plattformen und soziale Medien, denn hier herrscht keine Verifizierungspflicht, d. h. sie können die Tiere einfach anonym und unter verschiedenen Accounts anbieten und nach dem Verkauf ungestraft abtauchen. Eine Rückverfolgbarkeit ist so kaum möglich. Daher braucht es dringend eine Verifizierungspflicht der Anbietenden sowie der Tiere, damit ihre wahre Herkunft und Zugehörigkeit schon vor dem Inserieren überprüft werden können. Nur so können die Anbietenden identifiziert, rückverfolgt und strafrechtlich belangt werden.

Es gibt zahlreiche andere – und in jedem Fall bessere – Möglichkeiten, Tierliebhaber*innen an Weihnachten eine Freude zu machen. Zum Beispiel, indem man in ihrem Namen eine Futterspende an Tierheime gibt. Außerdem können Tierpatenschaften eine Geschenkalternative sein, von der Tier und Mensch gleichermaßen profitieren. Kindern kann man auch spannende Sachbücher über Heimtiere schenken.

Wenn's ein Tier sein soll: Was halten Sie für eine sinnvolle Alternative?

Bevor man sich ein Heimtier anschafft, sollte man sich im regionalen Tierheim erkundigen. Ein Tierheimbesuch ist eine Chance, um zu schauen, ob dort ein Tier auf eine neue Familie wartet, das dann auch wirklich zu einem passt. Bei Gassigängen und regelmäßigen Besuchen können sich Tier und Mensch erstmal in Ruhe kennenlernen. Was immer klar sein sollte: Wer ein Tier verschenkt, verschenkt ein Leben.

→ Vier Pfoten ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Im Fokus stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen.

Zählbild
Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: