Zu früh hat oft verheerende Folgen!

Wann dürfen Tierbabys von ihren Müttern getrennt werden?

Junger, hellbraun-weiß gefleckter Welpe, der von einer Person in einem blau gestreiften Oberteil gehalten wird.
© Getty Images / Os Tartarouchos
Sooo süß, so ein Hundewelpe. Aber wie früh dürfen Tierbabys von ihren Müttern getrennt werden? Wir haben eine Expertin nach deren Meinung gefragt.

Alle wollen möglichst junge Haustiere aufnehmen. Werden Tierbabys aber zu früh von ihren Müttern getrennt, hat das meist schreckliche Folgen für sie, wie man sich ja leicht denken kann. Nur: Was ist denn zu früh? BILD der FRAU hat nachgefragt.

Wer sich dazu entschieden hat, ein Haustier bei sich aufzunehmen, will in der Regel gerne ein möglichst junges haben: Schließlich will man ja die Erziehung gerne selbst in die Hand nehmen, und weil Tierbabys zugegebenermaßen außerordentlich niedlich sind, können sie gar nicht winzig genug sein. Was viele dabei vergessen: Auch ein Tierbaby braucht seine Mama nach der Geburt – je länger, desto besser. Kein noch so liebevolles menschliches Zuhause kann die Geborgenheit bei der Mutter ersetzen!

Der erste eigene Hund: Alles, was du darüber wissen musst

Nun will ja hoffentlich niemand ein Tierbaby traumatisieren, ihm Leid zufügen. Dafür ist es aber wichtig zu wissen, ab welchem Alter es für die Kleinen zumutbar ist, von ihren Müttern getrennt zu werden. Was eine Expertin rät.

Wann kann man Tierjunge von ihrer Mutter trennen? Eine Expertin antwortet

Jana Hoger ist Expertin für tierische Mitbewohner bei der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland. Mit BILD der FRAU spricht sie darüber, wie früh eine Trennung von der Mutter Tierbabys zuzumuten ist und was eine zu frühe Abnabelung für Folgen haben kann.

BILD der FRAU: Liebe Frau Hoger, wann darf man junge Hunde, Katzen oder auch andere Haustiere von ihren Müttern trennen?

Professionelles Porträt einer Frau mit langen dunklen Haaren und einem dunkelblauen Anzug. Sie blickt direkt in die Kamera, mit einem freundlichen, aber ernsten Gesichtsausdruck. | © PETA
Foto: PETA
Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland

Jana Hoger: Ob Hund, Katze oder Meerschweinchen – die ersten Lebenswochen sind für die Tierkinder eine ganz besondere und wichtige Phase. In dieser Zeit lernen sie für ihr ganzes Leben. Die Erfahrungen, die sie nun machen, beeinflussen und prägen ihr Verhalten maßgeblich. Das bedeutet auch, dass eine zu frühe Trennung von der Mama und den Geschwistern schwere Probleme mit sich bringen kann, körperlich, aber auch psychisch.

Für Hunde ist in der derzeitigen Tierschutz-Hundeverordnung klar definiert, dass ein Welpe nicht vor der 8. Woche von der Mutter separiert werden darf. Abhängig von dem jeweiligen Individuum wird bei Hunden empfohlen, sie bis mindestens zur 10. bis 12. Lebenswoche bei der Hündin zu lassen.

Auch Katzenmütter und ihre Kitten sollten nicht vor der 8. Lebenswoche voneinander getrennt werden.

Meerschweinchen können schon etwas früher ohne die Mutter gut klarkommen – doch hier ist zu beachten, dass auch die Meerschweinchenkinder in ihren ersten Lebenswochen noch einiges lernen. Daher sollten die Jungtiere mit einer Gruppe von erwachsenen Meerschweinchen vergesellschaftet werden. So kann die Erziehung der Jungtiere von den Erwachsenen übernommen werden, sie bekommen Sicherheit und lernen in geschütztem Umfeld ihre Umwelt kennen.

Was ist in der ersten Zeit zu beachten, um den Jungtieren die Trennung so einfach wie möglich zu machen?

Der Umzug und die Trennung von der Hundefamilie sind für den Welpen mit viel Stress, emotionaler Belastung und Aufregung verbunden. Umso wichtiger ist es, dem kleinen Vierbeiner nun die Anfangszeit im neuen Zuhause so einfach und schön wie nur möglich zu machen. Der Welpe sollte unbedingt die Möglichkeit haben, in Ruhe anzukommen und seine Umgebung zu entdecken. Da Hundekinder bis zu 22 Stunden am Tag schlafen, benötigen sie einen ruhigen Schlafplatz, an den sie sich ungestört zurückziehen können. 

Frau mit langen dunklen Haaren, die einen kleinen weißen Hundewelpen hält. Die Frau betrachtet den Welpen liebevoll, während dieser sie mit aufmerksamen Augen ansieht. | © PETA Deutschland e.V.
Foto: PETA Deutschland e.V.
Viel zu früh von der Mutter getrennt: PETA-Mitarbeiterin Jana Hoger mit einem geretteten Hundewelpen aus illegalem Handel.

Alle Familienmitglieder sollten ihm an diesem Ort die benötigte Ruhe gönnen. Welpen müssen erst lernen, stubenrein zu werden. Viele kleine Gassirunden in bekannter Umgebung sind unerlässlich, damit sich der Vierbeiner an sein Umfeld gewöhnen kann und lernt, sich in der Natur zu lösen – also sein Geschäft zu verrichten. Dies sollte übrigens immer positiv bestärkt werden! Spaziergänge mit anderen sozialen Vierbeinern geben dem Welpen Sicherheit und Orientierung. So fühlt sich der kleine Neuzugang nach wenigen Tagen im neuen Zuhause pudelwohl!

Zu frühes Abnabeln kann durchaus auch Spätfolgen haben

Woran merkt man, dass Tiere zu früh abgenabelt wurden?

Hunde, die zu früh von ihrer Mama getrennt wurden, sind häufig emotional weniger belastbar. Sie zeigen sich in unterschiedlichen Situationen verängstigt, entwickeln schneller Trennungsängste und können im schlimmsten Fall in gewissen Situationen zuschnappen. Häufig sind dies Hunde, die aus illegalen Vermehrerzuchten stammen. Dort sind sowohl die Kleinen als auch ihre Mütter massivem Stress ausgesetzt.

Teils wachsen sie in dunklen Verschlägen auf und sind in vielen Fällen schon mit wenigen Wochen krank. Da sich besonders kleine, junge Hunde gut in Internetportalen verkaufen lassen, nehmen skrupellose Händler die Welpen oftmals schon vor der 8. Lebenswoche ihren Müttern weg. Illegal importiert werden die Hundebabys dann auf Internetplattformen zum Kauf angeboten. Welches Leid die kleinen Tierkinder hinter sich haben, wissen viele Käufer nicht.

Ob Hund oder Katze: Niemals sollten Welpen vor der 8. Lebenswoche abgegeben werden. Bestenfalls bleiben Hunde- und Katzenkinder etwas länger bei ihrer Mama. Mit zehn bis zwölf Wochen sind die Kleinen dann bereit für den Umzug in ein neues Zuhause.

Drei kleine weiße Hundewelpen, die gemeinsam in einer hellgrauen Plastikwanne liegen, welche mit einem blauen Handtuch ausgelegt ist. Die Welpen schauen nach oben. | © PETA Deutschland e.V.
Foto: PETA Deutschland e.V.
Und auch diese viel zu kleinen Hundewelpen wurden von PETA-Mitarbeiter*innen aus illegalem Handel beschlagnahmt.

Wichtig! Werden Tiere aus dem Ausland eingeführt, auch vom Auslandstierschutz, gilt: Hunde- und Katzenkinder dürfen nicht vor der 15. Lebenswoche aus der EU importiert und nach Deutschland eingeführt werden, da sie neben einem EU-Heimtierausweis und einem Microchip auch eine Tollwutimpfung zur Einreise benötigen. Sie dürfen aber erst ab der 12. Lebenswoche geimpft werden, so dass der immunologische Schutz und damit die Einreise erst ab der 15. Lebenswoche möglich sind.

Machen Tiere unter Umständen ein ganzes Leben lang damit herum, wenn sie zu früh getrennt wurden?

Die frühzeitige Trennung von der Hunde- oder Katzenmama kann in vielen Fällen auch erst später auffallen, wenn die Vierbeiner erwachsen sind. Manche Tiere werden aggressiv, zeigen übersteigerte Angstreaktionen oder entwickeln Stressverhalten wie das sogenannte Stresslecken (bei Hunden und Katzen). Sie können auch zu Dauerbellen oder Unsauberkeit neigen. Hier sollte man mit einem professionellen Tiertrainer oder Tierverhaltenstherapeut zusammenarbeiten. Wichtig ist, dass sie den Vierbeinern den emotionalen Druck nehmen und mit positiver Bestärkung arbeiten. So kann (fast) jedes Problem zwischen Mensch und Tier gelöst werden.

 

→ PETA Deutschland e.V. ist Deutschlands größte Tierrechtsorganisation. Ihr Ziel ist es, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen. Um das zu erreichen, setzt PETA sich für die Aufdeckung von Tierquälerei, die Aufklärung der Öffentlichkeit und die Vermittlung einer achtsamen und respektvollen Lebensweise ein.

Tiere zu schützen und auf ihr Wohl zu achten: Das sollten wir viel häufiger tun. Und es ist auch so einfach, täglich tierfreundliche Entscheidungen zu treffen, sagt Tierschützerin und PETA-Gründerin Ingrid Newkirk unter anderem im Interview mit BILD der FRAU.

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