Wenn das geliebte Haustier stirbt

Tierbestattungen: Dürfen Hund und Mensch zusammen beerdigt werden?

Gedenkszene für ein verstorbenes Haustier. Im Vordergrund hält eine Person eine weiße Rose in den Händen, was Trauer und Abschied symbolisiert. Auf einem kleinen Holztisch steht ein gerahmtes Foto eines Hundes.
© Adobe Stock / Pixel-Shot
Es ist so schwer, vom geliebten Haustier Abschied zu nehmen! Welche Möglichkeiten der Bestattung und Trauerbewältigung es gibt, weiß ein Experte.

Stirbt das Haustier, ist die Trauer groß. Doch bei allem Schmerz ist einiges rund um die Bestattung zu klären. Ein Experte erklärt, wo die verstorbenen Lieblinge begraben werden dürfen, wie das früher so war und was bei der Trauerbewältigung helfen kann.

Ein krankhaftes Bild der Trauer ist, wenn ein Mensch körperlich und geistig und somit auch seelisch am extremen Gefühl der ersten Trauer festhält – dann spricht man von krankhafter Trauer. Also wenn ein Prozess aus der Trauer heraus auch über einen langen Zeitraum nicht möglich ist.

Wer schon einmal selbst einen Hund, eine Katze oder ein sonstiges Haustier verloren hat, weiß, wie schmerzhaft der Abschied sein kann. Die europäische Haustier-Seite Wamiz hat ermittelt: 92 Prozent der deutschen Haustierhalter*innen empfinden einen solchen Verlust so schlimm wie den einer verwandten oder bekannten Person!

In genau diesen Trauer-Momenten kann Stefan H. Gass helfen: Er hat im niederbayerischen Neuburg am Inn das Unternehmen "Lichtung Tierbestattungen" gegründet. Mit BILD der FRAU hat er darüber gesprochen, wie Haustiere beerdigt werden können und was nicht möglich ist, wie das früher so war und was bei der Trauerbewältigung helfen kann.

Interview mit einem Tierbestattungsexperten: Wo und wie du dein Haustier begraben darfst

Lieber Herr Gass, darf ich mein Haustier eigentlich im (eigenen) Garten bestatten?

Stefan Gass: Dies muss mit der jeweiligen Kommune abgeklärt werden, es ist sehr oft möglich und durchaus auch sinnvoll im Einzelfall.

Ist eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier möglich?

In manchen Städten wie z. B. Hamburg werden bereits gemeinsame Friedhöfe bzw. Grabstellen gestaltet und vorgehalten. Die Beisetzung von Mensch oder Tier ist rechtlich generell eine unterschiedliche Situation. Bei der Beigabe ist die Kremationsasche des Tieres als Grabbeigabe allerdings immer möglich!

Mehr als 90 Prozent der in der Wamiz-Studie befragten Hunde- und Katzenhalter*innen würden übrigens die Einführung eines Rechts auf Sonderurlaub wie beim Tod einer oder eines engen Familienangehörigen begrüßen.

Ist eine Tierbestattung auf jedem Friedhof erlaubt?

Auf den meisten Friedhöfen leider nicht, wenn es um eine Körper- bzw. Erdbestattung des Tieres geht, da viele Kommunen nicht offen sind dafür und thematisch darauf nicht eingehen wollen.

Gibt es so etwas wie eine Trauerfeier für Tiere? Auch christlich abgehaltene?

Eher nicht, da der Abschied eher im alltäglichen Leben stattfindet. Es ist ein Prozess, der über längere Zeit andauert. Ein Zeremoniell entfällt im christlichen Sinn, ist auch nicht möglich. Segnen kann jede*r Tierbesitzer*in das verstorbene Tier auch selbst!

Laut der Wamiz-Studie behalten 79 Prozent der Befragten nach einer individuellen Einäscherung die Urne mit dem verstorbenen Tier bei sich zu Hause.

Wenn die Trauer Überhand nimmt

Welche Extremformen kann die Trauer annehmen?

Die kürzlich von Wamiz veröffentlichte Studie zum Thema hat hingegen gezeigt, dass die meisten Deutschen ihr Haustier durch ein Foto oder Spielzeug in Erinnerung behalten.

Wie sollte man mit der Trauer um das geliebte Tier umgehen?

Wir von "Lichtung Tierbestattungen" empfehlen: den eigenen Verlust nicht zu lange festhalten! Dem verstorbenen Tier auch das Weiterleben in der geistigen Welt gönnen, man kann es auch Jenseits nennen – aber ich glaube es ist nicht so weit weg, gefühlsmäßig!

Endgültig Abschied zu nehmen vom geliebten Haustier fällt vielen Besitzern sehr schwer – zumal, wenn es eingeschläfert werden muss. Eine Tierärztin erklärt, wie eine Einschläferung für den Hund oder die Katze schonender wird, um ein Leiden in den letzten Minuten möglichst gering zu halten.

Tierbestattungen in alten Kulturkreisen

Gab es auch schon viel früher Tierbestattungen?

Tiere wurden in vielen älteren Kulturen auch bereits bestattet, in Ägypten z. B. Viele verschiedene Adelige in Europa haben sich auch mit ihren Hunden bestatten lassen. Bekannt ist Friedrich der II . als großer Hundenarr in Sanssouci.

Tiere wurden in vielen älteren Kulturen auch bereits bestattet, in Ägypten z. B. Viele verschiedene Adelige in Europa haben sich auch mit ihren Hunden bestatten lassen. Bekannt ist Friedrich der II . als großer Hundenarr in Sanssouci.

In Japan werden die Lieblinge auch manchmal präpariert bzw. ausgestopft und dann wieder im Haus aufgestellt – eine für mich sehr gruselige Vorstellung, zudem das echt heftige Vorgänge sind, die da vorgenommen werden.

Wie ist das mit Klonen von Haustieren?

In China gibt es Unternehmen, die das Klonen von Haustieren anbieten. Hierzulande ist ein Fall aus Sachsen bekannt, wo ein Paar seine Bulldogge klonen ließ. Die Wamiz-Studie zeigt jedoch, dass 91 % der deutschen Haustierhalter*innen diesen Schritt moralisch verwerflich finden.

Was raten Sie Trauernden, wie sie ihren Schmerz bewältigen können?

Aktiv reingehen in das Gefühl und es auch bearbeiten und damit arbeiten – allerdings gibt es da viele verschiedene Bedürfnisse, die Trauer zu bearbeiten und zu bewältigen. Das ist ein Prozess und muss eruiert werden mit der Zeit.

Laut der Studie haben 42 Prozent der Befragten in Deutschland ihrer Trauer in sozialen Netzwerken Ausdruck verliehen.

Gibt es Vereine o.ä., die bei der Trauerbewältigung beim Tod von Haustieren helfen?

Es gibt aktive Trauerbegleiter*innen, die sich auch auf diese Thema spezialisiert haben. Auch eine Teilnahme an Gruppen und ein Austausch aktiv mit Gleichgesinnten darin ist zu empfehlen. Diese Gruppe muss auch nicht immer themenbezogen (Verlust Haustier) sein. Ich habe über die Jahre festgestellt, dass auch andere Gruppenaktivitäten oder Reisen, Ausflüge oder Kurse in Gemeinschaft hilfreich sein können, da ein Aktivsein meistens aus der Trauer hilft und eben auch ein Gemeinschaftsgefühl und ein gegenseitiges Mitgefühl, sofern es echt ist, immer sehr hilfreich ist in einer Gruppe – da tut sich dann einfach mehr!

Alle Ergebnisse aus der Wamiz-Studie können Sie hier nachlesen.

 

Und hier geht's zur Webseite "Lichtung Tierbestattungen".

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