Tipps für den schweren Abschied

Wenn eine Einschläferung unumgänglich ist: So hilfst du deinem Haustier

Kleiner Hund, der auf einem Sofa liegt. Er wirkt entspannt und schläfrig, während eine Hand ihn sanft am Kopf streichelt. Der Hund hat dichtes, weiches Fell und seine Augen sind halb geschlossen.
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Wenn ein Haustier eingeschläfert werden muss, ist das keine leichte Situation für Mensch und Tier. Eine Expertin erklärt, welche Rolle der Besitzer*innen in dem Moment spielt, und wie er sich verhalten sollte.

Endgültig Abschied vom geliebten Haustier zu nehmen: Das fällt vielen Besitzer*innen sehr schwer – zumal, wenn es eingeschläfert werden muss. Eine Tierärztin erklärt, wie eine Einschläferung für den Hund oder die Katze schonender wird, um ein Leiden in den letzten Minuten möglichst gering zu halten.

Der Hund oder die Katze sind treue Begleiter*innen der Menschen. Oft ist das geliebte Haustier ein ganzes Leben lang an ihrer Seite. Zusammen erleben sie so viele schöne Stunden, die dabei entstehende Nähe und Vertrautheit ist enorm.

Abschied vom Haustier

Irgendwann heißt es jedoch Abschied nehmen – für immer. Ein Tier einschläfern zu lassen, ist ein schwieriger Moment für Besitzer*innen – und häufig auch für das Tier.

Tiere einschläfern: So schlimm kann der Moment für das Tier sein

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Es ist traurig, das Haustier zu verlieren. Wer es einschläfern lassen muss, leidet sehr darunter.

Bei Twitter hat Userin Jessi Dietrich einmal darüber berichtet, was es heißt, wenn das geliebte Haustier eingeschläfert werden muss. Sie erklärte, wie schlimm die letzten Minuten für die Tiere sein können, wenn die Besitzerin oder der Besitzer bei der Einschläferung nicht für das Tier da ist. Der Post bekam weltweite Aufmerksamkeit.

BILD der FRAU hat mit Tierärztin Dr. Barbara Juara Gusman über die Einschläferung von Hunden und Katzen gesprochen. Auch für die Expertin kein leichtes Thema – aber eines, über das man reden sollte. Denn auch in den letzten Minuten sollten Besitzer*innen und Tiere den Weg zusammen gehen.

Wann ist eine Einschläferung sinnvoll?

BILD der FRAU: Was ist der häufigste Grund, dass Haustiere eingeschläfert werden müssen?

Dr. Barbara Juara Guzman: Das fortgeschrittene Alter der Tiere.

Ist es oft so, dass Besitzer*innen zu lange mit dem Einschläfern warten?

Zu oft würde ich nicht sagen, aber es kommt immer wieder vor. Besitzer*innen denken in dieser Situation leider mehr an sich, weil sie nicht ohne das Tier leben wollen. Deshalb zögern sie den Entschluss, das Tier einschläfern zu lassen, immer weiter hinaus, obwohl das manchmal aus medizinischer Sicht ein bisschen früher sinnvoller gewesen wäre.

Wann sollte man über eine Einschläferung nachdenken? Gibt es bestimmte Anzeichen?

Ja, zum Beispiel, wenn das Tier Schmerzen hat und ohne oder sogar mit Schmerzmitteln nicht mehr schmerzfrei leben kann. Und wenn zudem klar ist, dass sich dieser Zustand auch nicht mehr verbessern wird – zum Beispiel bei einer Arthrose oder einer Tumorerkrankung – sollte über eine Einschläferung nachgedacht werden. Oder auch, wenn das Tier nicht mehr richtig laufen kann oder inkontinent wird. Dadurch sinkt die Lebensqualität für das Tier enorm. Wenn Besitzer*innen unsicher sind, sollten sie mit ihrer Tierärztin bzw. ihrem Tierarzt über das Thema sprechen, so können dem Tier eventuell unnötige Leiden erspart werden.

Das passiert bei einer Einschläferung

Wie ist es für Sie, wenn Sie ein Tier einschläfern müssen?

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wenn ich zum Beispiel einen alten oder kranken Hund sehe und ich erkenne, dass er leidet, weil er beispielsweise nicht mehr aufstehen kann oder nicht mehr richtig frisst, dann macht mir das nichts aus, dieses Tier einzuschläfern. Ich denke in dem Moment daran, dass es jetzt das Beste für das Tier ist. Es muss nicht bis zum bitteren Ende kämpfen, bis es von alleine soweit ist, sondern ich kann ihm helfen und es von seinen Qualen befreien.

Wie sehr mich eine Einschläferung persönlich mitnimmt, hängt aber immer auch davon ab, wie die Besitzer*innen das auffassen. Manche sind ganz gefasst, andere fangen an zu weinen – und dann muss ich mich auch immer sehr zusammenreißen.

Wie läuft eine Einschläferung ab?

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Bei der Einschläferung erhält das Tier zuerst eine Narkose-Spritze. Erst wenn es fest schläft, folgt die endgültige Spritze.

Normalerweise wird das Tiere zunächst in Narkose gelegt. Dafür kriegt es eine Spritze, meistens in den Muskel. Es dauert so ca. fünf bis zehn Minuten, bis das Tier danach fest eingeschlafen ist – die Zeit variiert, je nach Dosis oder Vorerkrankung. Im Tiefschlaf bekommt das Tier anschließend die endgültige Spritze, mit der es eingeschläfert wird. Aber zu dem Zeitpunkt schläft es bereits richtig tief und bekommt davon nichts mehr mit.

Verspüren die Tiere dabei Schmerzen?

Natürlich spüren sie die Narkose-Spritze an sich, das ist ein kleiner Stich, den merken sie. Ansonsten sollte die Einschläferung komplett schmerzfrei sein.

Tipps für Besitzer*innen während der Einschläferung

Wie sollen sich Besitzer*innen in so einer Situation verhalten?

Sie sollten tatsächlich bei der Einschläferung dabei sein, zumindest bis zu dem Moment, in dem das Tier eingeschlafen ist. Noch besser ist es natürlich, wenn sie wirklich bis zum Schluss an der Seite ihres Tieres bleiben.

Außerdem ist es schonender für das Tier, wenn die Einschläferung zu Hause, in gewohnter Umgebung, stattfindet und das Tier keine langen Transportwege mehr zurücklegen muss.

Merken die Tiere in dieser Situation, dass etwas nicht stimmt?

Die Tiere merken in dem Moment natürlich, dass etwas anders ist. Ihre Besitzer*innen sind aufgeregt oder aufgewühlt. Das kann die Tiere in eine Stress-Situation versetzen. Am besten ist es, wenn sie ganz ruhig dabei bleiben. Das Tier einfach streicheln, mit ihm reden und für es da sind. Die Situation oder vielmehr das Stresslevel steht und fällt mit der Stimmung des Herrchens oder Frauchens.

Das sollten Besitzer*innen unbedingt vermeiden

Gibt es ein Verhalten von Besitzer*innen, für das Sie kein Verständnis haben?

Ich habe selbst Tiere und ich persönlich kann nicht verstehen, dass Besitzer*innen in dem letzten Moment nicht dabei sein möchten. Dass man das Tier bei der Ärztin oder beim Arzt abgibt und sagt: 'Machen Sie es bitte', das finde ich sehr egoistisch in dem Moment. In solchen Situationen kann ich leider nichts machen, ich kann niemanden zwingen, dabei zu sein. Aber das Verhalten finde ich unangebracht. Das Tier war ein treuer Begleiter, da haben die Besitzer*innen auch eine gewisse Verpflichtung, den Weg mit dem Tier bis zum Ende zu gehen.

Haben Sie in dem Moment der Einschläferung mehr mit den Menschen zu tun als mit dem Tier selbst?

Nein, in dem Moment bin ich ganz konzentriert darauf, dass alles professionell abläuft und dass dieser Moment des Einschläferns dann schnell über die Bühne geht. Im Augenwinkel kriege ich natürlich mit, was Besitzer*innen machen, aber ich konzentriere mich wirklich nur auf das Tier.

Vor und nach der Einschläferung kümmere ich mich meist mehr um die Menschen. Ich versuche sie beispielsweise zu bestätigen, dass die Entscheidung richtig ist und dass alles gut ist. Durch gutes Zureden werden sie meist entspannter, das hilft der ganzen Situation.

Kann jedes Tier eingeschläfert werden?

Haben Sie schon mal eine Einschläferung verweigert?

Klar habe ich diese Situation schon erlebt. Wenn es keinen medizinischen Grund für die Einschläferung gibt, dann lehne ich das auch ab. Zum Beispiel wenn ich das Gefühl habe, dass finanzielle Gründe oder andere persönliche Interessen der Besitzer*innen dahinter stecken. Wenn sie das Tier einfach nur loswerden wollen.

Ein Landwirt hat mich einmal darum gebeten, seinen Hund einzuschläfern. Als ich auf den Hof kam, lief mir der Hund sehr glücklich entgegen. Ich konnte keinen wirklichen medizinischen Grund erkennen, in dem Fall habe ich die Einschläferung verweigert.

Was passiert mit den Tieren nach der Einschläferung?

Das ist den Besitzer*innen vorenthalten. Wenn nach der Einschläferung kein spezieller Wunsch besteht, was mit dem Tier geschehen soll, kommt sein Kadaver zur Tierkörperbeseitigungsanstalt. Viele wollen ihr Haustier aber selbst begraben. Es gibt natürlich Vorschriften, was das angeht, aber vor allem auf dem Land und auf Höfen werden die meisten Haustiere – und hiermit sind vor allem die Hunde gemeint – im Garten vergraben. Herrchen oder Frauchen können sich auch für andere Wege entscheiden, zum Beispiel für eine Einäscherung oder für ein Grab auf einem Tierfriedhof.

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