Eine Autorin verrät in ihrem Buch

Vegetarische Ernährung, antiautoritäre Erziehung: Warum das gut für meinen Hund ist

Frau und Hund sitzen auf einem Heuballen und genießen einen Sonnenuntergang auf einem Feld.
© Getty Images / Westend61
Kathrin Hartmanns "dringenden Wunsch nach einer anderen, besseren Welt" hat ihr Hund Toni sogar noch befeuert, sagt die Journalistin. (Symbolfoto)

Einen Hund bestrafen? Geht gar nicht, findet Kathrin Hartmann. Über ihr Leben mit Hund Toni hat sie jetzt ein Buch geschrieben – und verrät im Interview, warum Menschen sich nicht als Chef gegenüber Hunden sehen sollten, weshalb ihr Vierbeiner Vegetarier und die Rudelführertheorie Unsinn ist.

Die Deutschen sind absolut tierlieb – zumindest, wenn es darum geht, ein Haustier zu halten: Allein mehr als zehn Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Auch Kathrin Hartmann gehört dazu. Über ihr Leben mit Toni sagt die Journalistin: "Mich darauf einzulassen, die Natur durch seine Augen wahrzunehmen, seiner Neugier zu folgen, das finde ich wahnsinnig bereichernd."

Dürfen Hunde Himbeeren essen? Tipps für eine gesunde Ernährung beim Hund

Kathrin Hartmann hat ein Buch über die vielen schönen Seiten des Zusammenlebens mit einem Hund geschrieben – in "Mein grüner Hund" geht es aber auch darum, inwiefern das Miteinander ökologisch verantwortlich gestaltet werden kann, was Menschen von Hunden lernen können und was Wölfe mit Hunden tatsächlich verbindet. Sie greift außerdem die Themen Straßen- und Zuchthunde auf, fühlt sogar dem illegalen Welpenhandel und mächtigen Futtermittelkonzernen auf den Zahn. Mit BILD der FRAU hat die Autorin über ihr Buch, vegetarisches Futter und auch darüber gesprochen, ob der Hund mit ins Bett darf.

Interview mit Buchautorin Kathrin Hartmann über ihr Leben mit Hund

Fröhliche Frau, die einen kleinen, schwarz-weißen Hund im Arm hält. Sie befinden sich im Freien mit einer atemberaubenden Bergkulisse im Hintergrund. | © Oliver Nagel
Foto: Oliver Nagel
Kathrin Hartmann mit ihrem Hund Toni

Liebe Frau Hartmann, Ihr Buch ist so etwas wie eine Hommage an das Leben mit Hund: Warum dieses und kein anderes Tier?

Kathrin Hartmann: Mich fasziniert, wie ähnlich uns Hunde sind, wie gut man mit ihnen kommunizieren und eine enge Beziehung aufbauen kann. Und dass sie Spaß haben, gemeinsam Dinge mit uns zu unternehmen. Ein faires Zusammenleben mit ihnen ist gut möglich, denn anders als die meisten Tiere wollen sie unbedingt bei uns Menschen sein.

Was hat Sie bewogen, dieses Buch zu schreiben?

Seit Toni bei uns ist, ist mir aufgefallen, wie sehr Hunde missverstanden werden und wie viele leiden. Und das, obwohl wir Menschen seit mehr als 30 000 Jahren mit Hunden leben. Das reicht von der Ernährung bis hin zu Qualzuchten, illegalem Welpenhandel, autoritärer Erziehung und unprofessionellem Tierschutz. Dafür will ich Bewusstsein schaffen.

Darf der Hund bei Ihnen mit ins Bett? Wo geht die Vermenschlichung von Hunden Ihrer Meinung nach zu weit?

Na klar! Ich finde das sehr beruhigend. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Mensch und Hund davon gesundheitlich und seelisch profitieren. Ich glaube, "Vermenschlichung" wird oft verwendet, um Fürsorge und Zuwendung als etwas Negatives darzustellen. Hundemäntel zum Beispiel. Dabei brauchen manche Hunde einen, weil sie sonst frieren. Problematische Vermenschlichung ist es, dem Hund böse Absichten zu unterstellen, ihn auszuschimpfen, "nein", "lass das" oder "böser Hund" zu schreien und zu glauben, er verstünde das. Das tut er nicht.

Hunde brauchen in der stressigen Menschenwelt viel Geduld und Verständnis

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit Ihrem Hund?

Cover des Buches "Mein grüner Hund" von Kathrin Hartmann. Es zeigt einen schwarz-weißen Border Collie, der direkt in die Kamera blickt. | © Blessing-Verlag
Foto: Blessing-Verlag
"Mein grüner Hund" von Kathrin Hartmann ist im Blessing-Verlag erschienen.

Am schönsten ist, dass mich Toni wieder stärker zur Natur zurückführt. Ich war zwar schon immer gerne draußen, aber wenn ich mit Toni nun durch die Wälder streife, an der Isar entlang wandere oder Berge hinauf kraxle, nehme ich all das noch intensiver wahr.

Hand aufs Herz: Wann waren Sie so richtig sauer auf Ihren Hund?

Ehrlich, noch gar nicht. Er hat bis heute nichts kaputt gemacht außer einem Flipflop. Aber ich gebe zu, dass ich mit ihm als Welpe anfangs überfordert und zu ungeduldig war. Wie so viele wollte ich, dass Toni schnell "funktioniert". Aber das ist falsch. Stattdessen müssen wir auf die Bedürfnisse der Hunde achten und sie mit Geduld und Verständnis an unsere stressige Menschenwelt heranführen, damit sie darin zurechtkommen.

Sie ernähren Ihren Hund überwiegend vegetarisch, schreiben Sie. Was sagen Sie Menschen, die das unverantwortlich finden?

Ja, Toni ist Vegetarier, so wie ich seit mehr als 30 Jahren. Deshalb dachte ich, ich könnte nie einen Hund haben. Hunde sind aber mit der Anpassung an den Menschen zu Allesfressern geworden, sie brauchen nicht das Fleisch, aber das, was drin steckt. Durch ihren hohen Fleischverzehr haben Hunde einen ziemlich großen CO2-Pfotenabdruck, das belegen immer mehr Studien. Also müssen wir uns Gedanken machen, wie wir auch unsere Hunde mit weniger Fleisch füttern. Aber wenn Toni ein Würtschen zugesteckt bekommt, darf er das natürlich fressen.

In Hunden steckt gar kein "böser Wolf"

Ein Unterkapitel umschreiben Sie so: Wie das falsche Bild ihrer Vorfahren unser Verhältnis zu unseren Hunden beeinflusst. Was meinen Sie damit?

Bis heute hält sich hartnäckig das Märchen vom aggressiven Alpha-Wolf, der sein Rudel dominiert. Tatsächlich leben Wölfe in Familienverbänden mit flachen Hierarchien. Dennoch bestimmt diese falsche Vorstellung immer noch den Umgang mit Hunden: die Überzeugung, in jedem Hund stecke ein "böser Wolf", der nur darauf warte, sich zum "Rudelführer" aufzuschwingen, wenn man ihn nicht mit harter Hand erzieht, ist immer noch weit verbreitet. Zum Schaden der Hunde.

Was sind die größten Fehler, die Ihrer Meinung nach von den meisten Menschen ihren Hunden gegenüber begangen werden?

Zu glauben, man müsse Hunde ständig bestrafen oder ihnen autoritär beibringen, wer "der Chef" ist und dass sie in der "Rangordnung" ganz unten stehen. Die Rudelführertheorie ist wissenschaftlich seit Jahrzehnten widerlegt. Hunde sind – wie auch Wölfe – kooperativ. Und sie lernen – genau wie wir – am besten in stressfreier Stimmung, mit positiver Bestärkung und Belohnung. So trainieren wir auch mit Toni. Ich will ja nicht, dass er Angst vor mir hat, sondern mir vertraut. Das ist Arbeit. Aber die macht uns dreien Spaß. Und mittlerweile sind wir ein richtig gutes Team. Das ermöglicht sowohl uns als auch ihm viel Freiheit.

Ihr Tipp an alle Hundehalter*innen?

Ich kann allen empfehlen, die Perspektive zu wechseln. Den Hund nicht mehr als defizitäres Wesen zu betrachten, der dies oder jenes soll, muss oder nicht kann oder darf. Sondern zu bewundern, was er alles bewältigt und welches Potential in ihm steckt. Und natürlich dafür, wie sehr er unser Leben bereichert.

Kathrin Hartmann hat sich in ihrem Buch auch mit Hunden aus Züchtungen beschäftigt – solchen, "die so überzüchtet sind, dass sie gar kein Hundeleben führen können, ja, nicht einmal richtig atmen", wie sie sagt. Auch die sogenannten Teacup-Dogs gehören dazu, wie viele weitere sehr kleine Hunde. Warum sie so unter Qualzucht zu leiden haben.

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