Vor allem das Online-Geschäft boomt

Illegaler Welpenhandel: So mies ist das Geschäft mit den Tieren

Mehrere junge Hunde, die in einem Metallkäfig eingesperrt sind. Es sind verschiedene Rassen zu erkennen.
© Adobe Stock / nellas
Jungtiere, die für den Handel bestimmt sind, werden viel zu früh von ihren Müttern getrennt und sind in der Regel kränklich und schwach, wie das Tierheim Berlin mitteilt. Woran du illegalen Welpenhandel erkennst.

Der illegale Welpenhandel boomt: Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, genauso wie die vielen Angebote von jungen Hunden gerade auf Online-Plattformen. Schlimm, denn die Tiere müssen oft sehr leiden. Mit welchen Tricks Händler*innen arbeiten, worauf Interessierte unbedingt achten sollten.

Es ist nach wie vor ein Thema, der illegale Welpenhandel auf Online-Plattformen: Die Nachfrage dort ist nach wie vor hoch, immer mehr junge Hunde werden dort wie Ware verschachert. "Nach wie vor ist der Handel mit Tieren im Internet gar nicht oder nur unzureichend reguliert. Das hat zur Folge, dass jeden Tag Tausende, größtenteils viel zu junge und häufig kranke Welpen von Kriminellen anonym auf Online-Plattformen angeboten werden.

Der erste eigene Hund: Alles, was du darüber wissen musst

Das Leid, das diese Tiere durchlebt haben, und die grausamen Bedingungen, unter denen die Tiere in Vermehrerstationen regelrecht produziert werden, ist in den Anzeigen nicht erkennbar", sagt Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei der Stiftung für Tierschutz Vier Pfoten.

Weil Hunde möglichst klein und damit süß sein sollen, um die Verkaufs-Chancen zu erhöhen, werden sie ihrer Mutter meist viel zu früh entrissen, in enge Kisten gepfercht und ohne Wasser und Futter zum Verkauf gefahren. Oft sind die Welpen todkrank – überleben sie, bleiben sie häufig verhaltensgestört. BILD der FRAU hat beim Tierheim Berlin zum Thema illegaler Welpenhandel nachgefragt.

Mieses Geschäft illegaler Welpenhandel: Händler*innen nutzen Gutgläubigkeit der Interessierten aus

BILD der FRAU: Woran liegt es, dass der Welpenhandel so boomt?

Pressesprecherin Beate Kaminski: Zum einen sind Welpen einfach immer noch viel zu leicht verfügbar. Alle, die möchten, können sich im Prinzip ein Tier im Internet "besorgen". Neben verantwortungsvollen Züchter*innen tummeln sich dort leider viel zu viele schwarze Schafe, Hobby-Vermehrer*innen und illegale Händler*innen.

Die Nachfrage bei Züchter*innen ist ungebrochen. Die verantwortungsvollen unter ihnen richten ihre Zuchtmenge aber nicht nach Anzahl der Anfragen, sondern lassen ihre Tiere trotzdem nur so oft werfen, wie es vorgeschrieben und vertretbar ist. Ergo gibt es lange Wartelisten. Und alle, die nicht warten wollen, greifen dann eben leider gern mal auf fragwürdige Anbieter*innen zurück.

Junge Hunde, die in einem Käfig auf einem Gitterboden gehalten werden. Einige der Welpen sind wach und bewegen sich, während andere schlafen. | © Adobe Stock / Dogora Sun
Foto: Adobe Stock / Dogora Sun
Jungtiere, die für den Handel bestimmt sind, werden viel zu früh von ihren Müttern getrennt und sind in der Regel kränklich und schwach, wie das Tierheim Berlin mitteilt.

Warum fallen so viele Menschen auf Betrüger*innen bzw. schlimme Händler*innen herein?

Leicht fallen ihnen gerade die Menschen zum Opfer, die es eigentlich gut meinen und auf deren Mitleid es die Welpenhändler*innen abgesehen haben. Sie möchten leidende Tiere retten, kurbeln damit aber natürlich den Welpenhandel weiter an.

In letzter Zeit geschah es auch, dass sich Händler*innen als ausländische "Tierschutzorganisation" tarnten und die Menschen ihnen so gutgläubig auf den Leim gingen. Generell sind dubiose Händler*innen immer schwerer an ihren Internetangeboten zu erkennen, weil sie sich immer besser tarnen.

Tieren werden sogar Aufputschmittel gespritzt, damit sie bei der Übergabe munter wirken

Worunter haben die Welpen beim Online-Handel zu leiden?

Gerade Berlin ist seit Jahren ein florierender Umschlagplatz für die osteuropäische Welpenmafia. Die betroffenen Hunde stammen nicht von seriösen Züchter*innen, sondern aus Tierfabriken in Osteuropa, wo sie vermehrt werden. Zuchttiere verbringen ihr Leben unter abscheulichen Bedingungen: auf engstem Raum eingepfercht, schlecht versorgt und im eigenen Unrat dahinvegetierend. Die Jungen, die für den Handel bestimmt sind, werden viel zu früh von ihren Müttern getrennt, sind in der Regel kränklich und schwach.

Illegale Hundehändler*innen schrecken auch nicht davor zurück, kranken Welpen vor der Übergabe an die neuen Besitzer*innen Aufputschmittel wie beispielsweise Adrenalin zu spritzen. Wenn dann die Wirkung nachlässt und das eben noch so muntere Tierchen auf einmal teilnahmslos wird und Krankheitsanzeichen zeigt, sind die Betrüger*innen längst mit dem Geld der Kundinnen und Kunden verschwunden.

Ist von jedem Online-Welpenhandel abzuraten?

Jein. Wenn seriöse Züchter*innen im Internet Tiere anbieten sollten, kann man das unter Umständen ja über einen Zuchtverein abklären. Auch gibt es natürlich Privatpersonen, die aus akuten Gründen ihr Tier abgeben müssen und dann im Internet nach Abnehmer*innen suchen. Deshalb ist es umso wichtiger, nicht blindlings drauf einzugehen, sondern sich alles genau anzuschauen und zu hinterfragen. Im Zweifel empfiehlt es sich, Fachleute hinzuzuziehen.

Daran erkennst du, ob du es mit illegalem Welpenhandel zu tun hast

Auf welche Kriterien sollten Käufer*innen unbedingt achten?

Absolute Vorsicht ist geboten, wenn:

  • mehrere unterschiedliche Rassen von einer Person angeboten werden
  • sehr viele und sehr häufig Welpen von der gleichen anbietenden Person annonciert werden
  • Interessierten keine Fragen hinsichtlich ihrer Tierhaltung, ihres Wohnumfelds und ihrer Lebensumstände gestellt werden
  • keine Wohnadresse, sondern öffentliche Orte zur Übergabe genannt werden und wenn die Übergabe nicht in, sondern vor einem Haus, auf einem Parkplatz o. ä. stattfinden soll
  • man den Interessierten die Elterntiere nicht zeigen kann oder möchte
  • das direkte Umfeld, die Schlaf- und Wohnstätten der Tiere unsauber und nicht gesichert und geeignet erscheinen
  • kein ordentlicher Schutzvertrag abgeschlossen werden soll
  • Fragen bezüglich der Welpen und ihrer Elterntiere nicht beantwortet werden können
  • es sich um einen Auslandshund unter der 16. Lebenswoche handelt (Hintergrund ist, dass Welpen erst ab der 12. Lebenswoche gegen Tollwut geimpft werden dürfen und dann mindestens 21 Tage nach der Impfung vergehen müssen, bevor sie in ein anderes Land transportiert werden dürfen. Tiere unter der 16. Lebenswoche aus anderen Staaten einzuführen, verstößt also immer gegen Reise- bzw. Einfuhrbestimmungen. Wird ein solcher Verstoß von Veterinärämtern festgestellt, werden die Tiere amtlich sichergestellt und auf Kosten des Besitzers vier Wochen quarantänisiert.)

Ein sehr wichtiger Punkt: Laut Berliner Hundegesetz, §16, Absatz 3 und 4, dürfen Hundewelpen (Hunde bis zu einem Jahr) ausschließlich von Personen verkauft/verschenkt/weitergegeben werden, die über einen Sachkundenachweis nach §11 Tierschutzgesetz verfügen. Das heißt: Alle, die einen Hundewelpen erwerben, ohne sich diesen Sachkundenachweis in Kopie aushändigen zu lassen, verstoßen gegen das Berliner Hundegesetz und machen sich damit strafbar. Im Fall einer Kontrolle wird ihnen das Tier entzogen. Sie erhalten keinerlei Entschädigung und haben mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren zu rechnen.

Interessierte müssen deshalb in Berlin und auch anderen Bundesländern immer nach dem Sachkundenachweis fragen und sich eine Kopie aushändigen lassen!

Gelten die Gefahren des Online-Handels auch für andere Jungtiere, etwa Katzen, Kaninchen, Vögel...?

Im Grunde ja, denn leider bekommt man, wenn man will, ja fast alle Tiere inzwischen relativ leicht im Internet. Sie werden gehandelt wie Ware – sehr traurig.

Aber natürlich sprechen gerade Katzen- und Hundewelpen sowie Kleintiere wie Kaninchen das Niedlichkeitsradar der meisten Menschen besonders an.

Es müssen nicht zwingend Welpen sein: Warum nicht ausgewachsene(re)n Tieren eine Chance geben?

Warum sollten auch erwachsene(re) Hunde in Betracht kommen? Machen Sie doch mal Werbung für sie!

Erwachsene Tiere sind meist schon erzogen und machen den Start in ein Leben mit einem Hund oft deutlich einfacher. Sie kennen meist schon alle Kommandos, sind stubenrein und sind ans Zusammenleben mit dem Menschen gewöhnt. Welpen brauchen deutlich mehr Aufmerksamkeit als viele denken. Sie sind wie Kleinkinder, müssen ständig beaufsichtigt werden, kennen noch kein Gassigehen, sind nicht stubenrein. Das ist viel Arbeit und Stress, auch wenn es niedlich ist. Diese Geduld muss man haben, sonst hat das alles wenig Sinn. Welpen und Junghunde sind lebhaft und brauchen viel Betreuung und Erziehung.

Ein sicherer Weg ist es, einem Tier aus einem Tierheim ein neues Zuhause zu geben, zum Beispiel aus dem Tierheim Berlin. Viele Tiere warten dort sehnsüchtig auf ein Zuhause. Auf unserer Internetseite www.tierschutz-berlin.de können Interessenten unseren Bestand durchforsten und sich bei Interesse bei uns melden. Man kann auch gezielt nach Welpen fragen, da diese nicht immer gleich online auf unserer Seite abgebildet werden. Unsere Mitarbeiter*innen sind gern bereit, ausführlich zu beraten und persönliche Termine zu vereinbaren. Vielleicht ergibt sich aus der Schilderung der Lebensumstände dann doch, dass es ein erwachsenes oder etwas älteres Jungtier wird.

Wer sich einen Welpen woanders holt, sollte sich vorher gut informieren und sich im Internet über entstehende Kosten einlesen – Tierarzt, Impfung, evtl. Kastration … das geht ins Geld!

Wer sich hingegen für einen Hund aus dem Tierschutz entscheidet, sollte den Tierpfleger*innen vertrauen – sie kennen ihre Tiere, machen das ja schließlich hauptberuflich – und unter Umständen auch warten können. Vielleicht gibt es gerade kein passendes Tier, das sieht einige Tage später aber vielleicht schon ganz anders aus. Sich ein Haustier anzuschaffen, muss gut überlegt und sollte kein Schnellschuss sein – und das kann eben auch mal ein bisschen dauern. Dafür wird’s dann umso schöner.

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