Woher weiß ich, dass sich mein Haustier einsam fühlt?
Kaum jemand kann sein Haustier rund um die Uhr betreuen – viele Fellnasen wollen das auch gar nicht. Doch fühlen sich Haustiere nicht auch irgendwann einsam? Eine Tierärztin verrät, woran du erkennst, dass dein Liebling zu viel allein ist.
Du kommst nach einem langen Tag zur Tür herein und wirst mit einem lauten Bellen oder Miauen begrüßt: Ist das ein Zeichen der Freude oder möchte dein Tier dir damit sagen, dass es sich einsam gefühlt hat, während du weg warst? Ob und wie lange Haustiere alleine gelassen werden können, weiß Tierärztin Jasmin Grau.
Woran erkenne ich, dass sich mein Haustier einsam fühlt? Das sagt die Tierärztin
Liebe Frau Grau, wieviel Alleinsein kann man Tieren zumuten?
Jasmin Grau: Generell kommt das auf das Tier beziehungsweise die Tierart an. Katzen zum Beispiel sind von Natur aus eher Einzelgänger*innen und machen oftmals 'ihr Ding'. Speziell wenn es sich um Freigang-Tiere handelt, also Katzen, die nicht nur in der Wohnung leben.
Oftmals sind die Bediensteten der Katze – hier sind die Besitzer:innen gemeint – zwar praktisch, um die Futterdose zu öffnen. Für mehr werden sie von Katzen aber in der Regel gar nicht benötigt – zumindest nicht bei schönem Wetter. Im Winter sieht das wieder etwas anders aus.
Hunde wiederum sind da schon eher auf den Menschen fixiert und brauchen mehr Ansprache. Sicher auch kein 24-Stunden-Entertainment, aber ein Spaziergang und ein paar kognitive Schubser sind sicher gerne willkommen.
Auch bei Nagertieren oder Hasen verhält es sich ähnlich. Schön ist, wenn sie einen Freilauf haben und somit auch Umweltreizen ausgesetzt sind. Je weniger sie in ihrer Umgebung erleben können, desto mehr Aufmerksamkeit brauchen sie. Was nicht heißen soll, dass ein Freigehege ein 'sich kümmern' ersetzt.
Woran erkenne ich, ob mein Tier unter Einsamkeit leidet?
Das wird sich von Tier zu Tier unterschiedlich darstellen – wenn man sein Tier kennt, wird man Verhaltensveränderungen in irgendeiner Art und Weise wahrnehmen. Wenn es zu extremen Verhaltensauffälligkeiten kommt, zum Beispiel im Kreis laufen oder an sich selbst so lange rumnagen, bis Wunden entstehen und ähnliches mehr, sind natürlich dramatische Zustände erreicht, bei denen schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden sollte.
Dein Tier will wissen, dass du wiederkommst
Mögen Tiere es nicht, länger allein zu sein?
Wenn genügend Abwechslung und Aktivität im tierischen Leben vorkommen, hat sicher kein Tier ein Problem damit, auch mal alleine daheim zu bleiben – vermutlich wird es sich einfach mal denken: Jetzt hab ich kurz Zeit für ein bisschen 'dolce far niente' und lass mir die Sonne auf den Bauch – oder Pelz – scheinen.
Kann ich etwas tun, damit mein Tier besser alleine zu Hause bleibt?
Ein positiver Input, um das Alleinsein nicht als negativen Faktor zu bewerten, ist sicher immer gut. Vielleicht versucht man es am Anfang auch einfach mit ganz kleinen Schritten des Wegseins, indem man beispielsweise den Müll runterbringt. Tiere haben von Natur aus ein anderes Zeitgefühl als wir Menschen – das merkt man in der Regel bereits an der Freude beim Zurückkommen, selbst vom raschen Wegbringen des Mülls – , die uns das Tier dann zuteil werden lässt.
Tieren ist es wichtig, dass man wiederkommt und sie dies auch wissen lässt. Deshalb einfach ein wenig üben. Wenn dann aus den fünf Minuten irgendwann einmal vielleicht auch drei Stunden werden, ist das Ergebnis in der Regel dasselbe. Das Tier weiß nämlich, es ist nur kurz alleine – und Frauchen oder Herrchen kommen ja 'gleich' wieder.
Wenn Tiere aber partout nicht alleine zu Hause bleiben wollen, braucht es Geduld, viele positive Reize und womöglich den Rat von Spezialist*innen. Mit Hektik oder Bestrafung kommt man da sicher nicht zu einem positiven Resultat – im Gegenteil!
→ Mehr über unsere Expertin Jasmin Grau und deren Tierarztpraxis erfährst du hier.
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