Gehörst du dazu?

Mit diesem Einkommen giltst du in Deutschland als arm

Eine leere Geldbörse und ein paar Cent-Stücke liegen auf einem weißen Untergrund.
© Getty Images/Javier Zayas Photography
Obwohl Deutschland ein vermögendes Land ist, leiden viele Menschen unter Armut.

Deutschland ist ein reiches Land. Dennoch sind einige Menschen von Armut betroffen. Doch ab welchem Einkommen fällt man unter die Armutsgrenze? Wir verraten es dir.

An was denkst du beim Thema Armut? An abgetragene Kleidung, das billige Essen vom Discounter, abgestellten Strom oder geflickte Handschuhe? Zugegeben, hierbei handelt es sich oftmals um abgegriffene Klischees, die wohl eher nur in Filmen zutreffen. Doch da diese Gedanken offensichtlich nur wenig mit Realität zu tun haben, stellt sich die Frage: Was bedeutet Armut in Deutschland? Ab welchem Einkommen gilt man offiziell als arm? Wir erklären dir, welches Gehalt du mindestens kassieren solltest, um nicht als arm eingestuft zu werden.

Ab wann gilt man in Deutschland als arm?

In reichen Industrieländern wie Deutschland wird Armut meist relativ erhoben. Das heißt: Es kommt in erster Linie darauf an, wie du mit deinem Einkommen im bundesweiten Durchschnitt dastehst. Von starker Armut betroffen gelten in Deutschland Menschen, die monatlich über weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Haushaltsvermögens verfügen. Dabei wird diese Schwelle von Ökonominnen und Ökonomen offiziell auch als sogenannte Armutsrisikogrenze oder Armutsgefährdungsschwelle bezeichnet. Mittlerweile sind rund 16,8 Prozent der Menschen in Deutschland von Armut betroffen, wie es der Paritätische Armutsbericht 2024 aufzeigt.

Doch neben der Definition der relativen Armut gibt es zudem noch den Begriff der absoluten Armut. Diese definiert dabei den Zustand, dass das Überleben eines Menschen unmittelbar bedroht ist, weil er über so wenig Geld verfügt. Die Weltbank definiert  einen Menschen als extrem arm, wenn ihm pro Tag weniger als 1,90 US-Dollar (entspricht ca. 1,81 Euro) zur Verfügung stehen. Dieser Betrag gilt weltweit als finanzielles Minimum, den ein Mensch zum Überleben benötigt.

Bei welchem Einkommen liegt die Armutsgrenze?

Wir wissen nun, dass das monatliche Nettoeinkommen darüber entscheidet, ob man als arm oder reich gilt. Dabei variiert die Armutsrisikogrenze von Haushaltstyp zu Haushaltstyp. So unterscheidet das Statistische Bundesamt zwischen Single-und Paar-Haushalten mit und ohne Kinder sowie Alleinerziehenden. Wenn du dabei weniger als die unten aufgeführten Beträge monatlich zur Verfügung hast, giltst du in Deutschland zumindest auf dem Papier als arm:

  • Singles: 1.189 Euro
  • Alleinerziehende, ein Kind unter 14 Jahren: 1.546 Euro
  • Paar ohne Kinder: 1.783 Euro
  • Alleinerziehende, zwei Kinder unter 14 Jahren: 1.902 Euro
  • Paar, zwei Kinder unter 14 Jahren: 2.496 Euro
  • Paar, zwei Kinder ab 14 Jahren: 2.973 Euro
  • Paar, zwei Kinder unter 14 Jahren und ein Kind ab 14 Jahre: 3.329 Euro

Immer mehr Rentner*innen sind im Alter von Armut betroffen

Obwohl die meisten Menschen ihr Leben lang gut verdient haben, sind immer mehr Rentner*innen im Alter von Armut betroffen. So liegt laut dem Bundessozialministerium etwa jede fünfte Rente in Deutschland unter 500 Euro. Damit lässt es sich nur schwer leben – kaum verwunderlich also, dass immer mehr Menschen im Rentenalter in Deutschland die Grundsicherung in Anspruch nehmen müssen: Waren es 2020 noch 414.000, sind es 2023 bereits 469.000 Menschen gewesen. Dabei sind es oftmals Frauen, die von ihrer mageren Rente kaum leben können.

Wer eine schmale Rente bekommt, gilt in Deutschland aber zumindest auf dem Papier nicht unbedingt als arm. Denn auch bei Rentner*innen orientiert sich die Armutsrisikogrenze am mittleren Einkommen der Gesamtbevölkerung. Zudem ist auch in diesem Fall wieder entscheidend, ob die Personen alleine oder mit jemandem zusammenleben.

  • Folgt man der Definition des Statistischen Bundesamtes, gilt ein*e alleinstehende*r Rentner*in als arm, wenn ihre/seine Rente weniger als 781 Euro (netto) pro Monat beträgt.
  • Das sogenannte Medianeinkommen liegt für alleinstehende Rentner*innen dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge bei etwa 1.954 Euro pro Monat.
  • Laut der Bundesregierung, die eine Anfrage der Linken im Bundestag erhalten hatte, wurde vor wenigen Wochen bekanntgegeben: Von etwas mehr als 19 Millionen Rentnerinnen und Rentnern in Deutschland waren 2023 18,4 Prozent armutsgefährdet – Frauen deutlich häufiger. 

Altersarmut betrifft insbesondere Frauen

Wenn man sich die offiziellen Statistiken zur Altersarmut anschaut, erkennt man sofort, dass insbesondere Frauen im Alter mit ihrer Rente kaum über die Runden kommen. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Frauen heutzutage im Schnitt deutlich weniger verdienen als Männer.

Darüber hinaus sind Frauen primär immer noch für die Kinderbetreuung zuständig und steigen hierfür meist für eine längere Zeit aus dem Beruf aus oder übernehmen eine Teilzeit-Stelle. Sind die Kinder groß und aus dem Haus, fällt auf sie oftmals die Pflege von Eltern oder Schwiegereltern zurück. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Frauen sich um ihre Altersvorsorge kümmern – unabhängig vom Partner und so früh wie möglich. Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge sind zum Beispiel die Riester-Rente oder ETF-Sparpläne.

Quellen:
aktion-deutschland-hilft.de, wsi.de, stern.de, zdf.de und tagesspiegel.de
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