Häusliche Gewalt: Dieses Handzeichen gilt als stiller Hilferuf!
Häusliche Gewalt erfahren leider viel zu viele Menschen – gerade an einem Ort, an dem man sich besonders sicher fühlen sollte: in den eigenen vier Wänden. Auch wenn die Situation oft ausweglos erscheint, hat sich eine kleine Geste als stiller Hilferuf etabliert. Wie diese aussieht und was im Ernstfall zu tun ist.
Ob Frauen oder Männer – viele Menschen werden in ihrer Partnerschaft zum Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt. Sie ziehen sich zurück, verlieren ihre sozialen Kontakte und fühlen sich in einer ausweglosen Situation gefangen. Hilfe suchen? Oft undenkbar. Zu groß ist die Angst vor dem gewaltbereiten Partner oder der Partnerin. Aus Kanada geht ein stiller Hilferuf um die Welt: das Handzeichen für häusliche Gewalt. Es lässt sich immer anbringen, wo Sichtkontakt gegeben ist – ob in der Öffentlichkeit oder auch diskret via Videotelefonie. So kannst du Hilfe holen!
Häusliche Gewalt: Dieses Handzeichen kann Leben retten
Etwa jede dritte Frau in Deutschland ist bereits Opfer psychischer oder sexueller Gewalt geworden. In vielen Fällen steckt der eigene Partner dahinter. Und auch umgekehrt passiert Gewalt ausgehend von der Partnerin gegen den Mann erschreckend oft – rund 19 Prozent der Männer sind laut einer kriminalistischen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamts betroffen.
Doch es fällt schwer, um Hilfe zu bitten. Besonders in Zeiten, in denen man mit dem gewaltbereiten Partner oder der Partnerin auf engstem Raum lebt und sich nicht aus dem Weg gehen kann. In denen aufgrund der beengten Lage besonders oft Reibereien entstehen. Was also tun, wenn man noch weniger als sonst um Hilfe bitten kann?
Die Geste ist klein und nahezu unauffällig – und zwar mit Absicht. Sie soll dem Gegenüber im Videochat auffallen – nicht jedoch demjenigen, von dem das Gewaltpotenzial ausgeht. Sie ist ein stiller Hilferuf. Das kleine Zeichen kann andere im Videochat darauf aufmerksam machen, dass etwas im Argen liegt. Überlegt hat sich die Geste die kanadische Stiftung für Frauen (Canandian Women's Foundation). Mit ihr können Frauen (aber auch Männer und Kinder) im Videochat zeigen, dass sie dringend Hilfe benötigen.
Und so sieht das Handzeichen für Gewalt aus
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Hebe die Hand senkrecht nach oben, als würdest du deinem Gegenüber winken wollen – mit der Handinnenfläche nach vorne.
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Knicke dann den Daumen nach innen ein, so dass er auf der Handinnenfläche liegt.
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Dann lege die anderen vier Finger langsam über den Daumen zur Faust.
Handzeichen für häusliche Gewalt erkannt? Jetzt solltest du schnell handeln
Wenn du selbst mit jemandem per Video telefonierst und dein Gegenüber macht das Zeichen, ist das also ein klarer Hilferuf an dich. Handel zwar sofort, aber bitte mit Bedacht, um dein Gegenüber nicht unnötig zu gefährden – oder auch dich selbst.
Die kanadische Stiftung rät dazu, dem Gegenüber dann kurze Fragen zu stellen, die sich mit "Ja" oder "Nein" beantworten lassen. So lässt sich das Risiko möglicherweise reduzieren, dass der gewalttätige Partner oder die Partnerin etwas vom Gesprächsinhalt mitbekommt. Wichtig dafür ist natürlich, dass die um Hilfe bittende Person Kopfhörer trägt.
So verhälst du dich im Gewaltfall richtig
Solange der Täter oder die Täterin keinen Zugang zum Smartphone des Opfers hat, lässt sich über Messenger oder Social Media Kontakt halten. Dort lassen sich Fragen nach dem aktuellen Befinden stellen – wie kann man weiterhelfen, soll man sich regelmäßig melden?
Anlaufstelle für Opfer von Gewalt:
Egal ob Frau oder Mann, Opfer von Gewalt können sich, sofern Zugang zu einem Telefon oder dem Internet besteht, an diverse Stellen wenden. Frauen können sich anonym melden bei der Stelle "Gewalt gegen Frauen", die auch rund um die Uhr unter der 08000 116 016 erreichbar ist. Hier gibt es auch Dolmetscherinnen. Männer können sich unter der Rufnummer 0800 123 99 00 melden, wenn sie von häuslicher oder sexueller Gewalt betroffen sind.
"Ist Luisa da?" – weitere Codewörter bei sexueller Gewalt
Das Handzeichen für häusliche Gewalt ist nicht das einzige Hilfsmittel, welches sich etabliert hat. Für unterschiedliche Alltagssituationen gibt es noch weitere Tipps und Codewörter.
Wirst du zum Beispiel in einer Bar oder in einem Club sexuell belästigt, kannst du dich an die Mitarbeitenden wenden und fragen: "Ist Luisa da?". Das Thekenpersonal ist dementsprechend geschult, kann sofort diskret eingreifen und den Sicherheitsdienst verständigen.
Auch in anderen öffentlichen Einrichtungen können sich Betroffene unbemerkt Hilfe suchen. Um Opfern häuslicher oder sexueller Gewalt zu helfen, wurde auch ein Geheim-Code als Hilferuf in der Apotheke etabliert, da besonders in der Corona-Krise mit mehr Gewalt gegen Frauen gerechnet wurde. Betroffene Frauen können sich bei Gewalt auch an ihre Gynäkologen wenden. Die sollen extra dafür geschult werden, Zeichen von Gewalt zu erkennen. Im Notfall können Frauen, die Gewalt erfahren haben, das Hilfetelefon kontaktieren.
Sogar im Krankenhaus sind sexuelle Übergriffe keine Seltenheit. Und auch bei Treffen via Dating-Apps kommt es zu sexueller Belästigung. Viel zu häufig müssen sich Frauen verbale Übergriffe von Männern gefallen lassen, die von denen als harmlose Anmache abgetan werden. Doch auch Catcalling müssen sich Frauen nicht gefallen lassen.
Umso wichtiger, dass es entsprechende Hilfestellen, Codewörter und Handzeichen gibt, mit denen die Opfer auf sich aufmerksam machen können. Wir kämpfen für starke Frauen!