Wann du einschreiten solltest 

Aus dem Nest gefallen: Mit diesen zwei Dingen rettest du einen Baby-Vogel im Sommer 

Ein junger Vogel mit grauem, geflecktem Gefieder sitzt ruhig im grünen Gras.
© GettyImages/Catherine McQueen
Ein Baby-Vogel ist aus dem Nest gefallen? Es gibt Anzeichen, ob er wirklich Hilfe braucht.

Im Frühling und Sommer schlüpfen viele Baby-Vögel. Doch, wenn das Wetter verrückt spielt, es oft regnet und stürmt, fallen die kleinen einheimischen Vögel auch ab und zu aus dem Nest. Wie du den Piepmatz mit zwei Dingen aus deinem Flur und Bad retten kannst, weiß BILD der FRAU. 

Oh nein. Du läufst durch den Garten, bist auf dem Weg zur Arbeit oder gehst im Park spazieren. Plötzlich sitzt ein flauschiges, kleines Vogel-Baby vor dir. Aber was ist jetzt zu tun? Solltest du dem Jungvogel helfen? Oder braucht der kleine Piepmatz dich gar nicht?

Darüber hat BILD der FRAU mit Janice Pahl gesprochen. Sie ist Referentin für Naturschutz- und Umweltinformationen beim Naturschutzbund Deutschland e. V. Wann dein Helferinstinkt anspringen sollte, hat sie BILD der FRAU verraten:

Vogel im Garten gefunden? So erkennst du, ob er ein Ästling ist

BILD der FRAU: Liebe Frau Pahl, welche Anzeichen deuten darauf hin, dass ein Jungvogel in Not ist?

Janice Pahl: Zunächst sollte man schauen, ob der Vogel wirklich Hilfe benötigt oder ob es nicht vielleicht doch ein Jungvogel ist, bei dem es schon normal ist, dass dieser außerhalb eines Nestes gefunden wird. Bei vielen Vogelarten ist es unproblematisch, dass Jungvögel das Nest verlassen, ohne vollständig eigenständig und flugfähig zu sein. Diese Jungvögel werden von den Eltern auch noch außerhalb des Nestes weiter versorgt.

Wenn die Jungvögel das Nest verlassen, sind sie schon weitestgehend befiedert. Sie sehen mitunter noch etwas gerupft aus, aber die wichtigsten Federn sind körperbedeckend vorhanden. Diese sogenannten Ästlinge sind in der Regel schon recht aktiv. Mitunter kann man sie beobachten, wie sie vorsichtig die Umgebung erkunden und erste Flugübungen machen. Wenn man einen Jungvogel findet, sollte man diesen also nicht gleich einsammeln.

Wenn du unsicher bist, ob ein Jungvogel wirklich noch von den Eltern versorgt wird, solltest du ihn einige Zeit lang beobachten. Wenn man sieht, dass die Eltern weiterhin vorbeikommen oder in der Umgebung sitzen, lässt man den Vogel, wo er ist und gibt den Vogeleltern Raum, um zu ihrem Nachwuchs zu fliegen.

Vogel am Straßenrand gefunden? So rettest du ihn richtig

Was ist, wenn der Baby-Vogel in Gefahr ist?

Sollte ein junger Vogel mal an einer für ihn gefährlichen Stelle sitzen, zum Beispiel zu nah an einer Straße, kann man ihn vorsichtig ein Stück weiter an eine sichere Stelle, beispielsweise in eine Hecke oder Ähnliches setzen.

Was ist mit Vögeln, die noch kein Gefieder haben?

Findet man einen nackten oder weitestgehend ungefiederten Jungvogel, braucht dieser Hilfe. Durch die Federn kann sich ein Vogel selbst warmhalten. Bei den ungefiederten Jungvögeln ist der Schutz durch das Nest, die Geschwister und gegebenenfalls auch einen Elternvogel notwendig. 

Meistens liegen oder sitzen solche jungen Vögel dann auch nur still auf dem Boden. Wenn man das Nest in der näheren Umgebung finden kann, aus dem das Küken stammt, kann man es in dieses zurücksetzen, vorausgesetzt der Vogel ist unverletzt.

Findet man das Nest nicht oder ist der Jungvogel verletzt, ist es das Beste, wenn man ihn in einen schließbaren Karton mit Luftlöchern (das reduziert den Stress für den Vogel) und einem alten Handtuch setzt. Dann sollte man Kontakt mit einer Wildtierauffangstation aufnehmen, die einen zu den nächsten Schritten beraten kann und möglicherweise den Jungvogel auch zur Pflege aufnehmen kann.

Sich zunächst einmal telefonisch beraten zu lassen ist auch ratsam, da die meisten Auffangstationen rein ehrenamtlich betrieben und durch Spenden finanziert werden. Dadurch sind die Kapazitäten der Stationen begrenzt sind und diese geraten schnell an ihre Aufnahmegrenzen, wenn man ihnen direkt jeden gefundenen Vogel bringt – unabhängig davon, ob der Vogel überhaupt Hilfe benötigt oder nicht.

Mauersegler und Co: Diese Jungvögel brauchen immer Hilfe

Gibt es bestimmte Arten von Jungvögeln, bei denen es wahrscheinlicher ist, dass sie Hilfe benötigen?

Während man normalerweise bei Jungvögeln erst einmal schaut, ob diese wirklich Hilfe benötigen, indem man die Situation einige Zeit beobachtet, brauchen junge Mauersegler, die man auf dem Boden findet, immer Hilfe. Bei diesen ist es nicht natürlich, dass sie auf dem Boden sitzen – auch nicht, wenn sie bereits etwas älter sind.

Was sind die potenziellen Risiken oder Herausforderungen, wenn man versucht, einen Jungvogel selbst zu pflegen?

Die Pflege von Jungvögeln setzt Ahnung und auch Zeit voraus. Wenn man einen Jungvogel aufziehen möchte, sollte man sich bewusst sein, dass es sich bei dem Vogel um ein empfindliches Lebewesen handelt und man schnell einiges falsch machen kann. Die Jungvogelaufzucht ist je nach Situation recht schwierig, weswegen es in den meisten Fällen besser ist, den Vogel in die Hand von Expert*innen zu geben.

Jungvögel: Warum eine Tierauffangstation oft die beste Wahl ist

Bei Jungvögeln kommt es auf die richtige Fütterung an. Hier muss neben der Art der Nahrung auch die Fütterungshäufigkeit und Futtermenge beachtet werden. Ebenso ist die Unterbringung des Vogels wichtig. Am besten ist es, wenn Jungvögel mit Artgenossen aufgezogen werden, zu denen sie einen Bezug aufbauen können. Andernfalls ist es möglich, dass der Vogel sich auf den Menschen fehlprägt. 

Auch kann es wieder hilfreich sein, sich an eine Tierauffangstation zu wenden, da die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es dort bereits andere Jungvögel gibt, mit denen ein gefundener Vogel zusammen gepflegt werden kann. Sollte es doch mal nicht anders gehen und ein Vogel in Privathand aufgezogen werden, ist es ebenso empfehlenswert den Kontakt zu einer Auffangstation aufzunehmen, wo eine umfassende und situationsspezifische Beratung durch die Expert*innen möglich ist.

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