Warum kommen Wespen im Spätsommer – und was futtern sie uns am liebsten weg?
Wespen lieben Zucker – oder? Nun, nicht unbedingt. Aber Fleisch mögen (und brauchen) sie alle. Woran das liegt...
Eigentlich können wir ja mit der schwarz-gelben Pest fest rechnen, sobald wir ein süßes Teilchen in der Hand haben oder gerade dabei sind, unser wohlverdientes Eis zu schlecken. Doch auch bei der Grillparty kommen sie plötzlich aus allen Ecken angeflogen – bevorzugt im Spätsommer: Wespen mögen Fleisch. Und auf der Jagd werden sie mitunter richtig aggressiv. Das hat auch seine Gründe. Wir sind der Sache nachgegangen.
Wespen und Fleisch: eigentlich naheliegend
Wespen fliegen zwar auf Zucker – sie benötigen ihn jedoch nicht so dringend. Denn die kleinen Tierchen, die so vielen Menschen mit ihrem Stachel Angst einjagen, sind eigentlich Raubtiere. Das macht sie übrigens auch so wichtig für die Natur.
Eigentlich jagen Wespen nämlich Insekten – Fliegen und Mücken. Ohne Wespen würde uns also vermutlich schnell eine Mückenplage das Leben zur Hölle machen. Dann doch lieber hin und wieder mal vor einer Wespe Reißaus nehmen als nachts von wilden Blutsaugern zerstochen zu werden und am nächsten Morgen mit juckenden Quaddeln aufzuwachen, oder?
Wespen säbeln Fleischstücke geradezu heraus
Besonders in der Zeit, in der die Wespen sich verstärkt um ihren Nachwuchs kümmern müssen, sind sie auf Fleischjagd. Das fressen die ausgewachsenen Wespen nämlich nicht nur, sondern sammeln es und verfüttern es an ihre Larven. Und neben Insekten kann das eben auch mal ein Stück des schon praktisch auf dem Teller angerichteten Grill-Steaks sein. Ausschlaggebend ist das enthaltene Eiweiß, das für die Entwicklung der Larven lebenwichtig ist.
Die Mundwerkzeuge der Wespen sind extrem stark und scharf. Damit sind sie in der Lage, ganze Brocken aus einem Stück Fleisch herauszuschneiden. Auf Süßes greifen Wespen hingegen für den eigenen Bedarf zurück.
Darum sind Wespen im Spätsommer so aggressiv
Uns allen ist wahrscheinlich schon aufgefallen, dass Wespen zum Sommerende hin aggressiver werden. Am Anfang des Sommers nehmen wir sie kaum wahr – nämlich so lange die Lindenblüte zu Gange ist. Ist die Blütezeit der Linde vorbei, wird die Nahrungssuche fürs eigene Wohl allerdings zurückgestellt. Dann muss der Nachwuchs mit Nahrung versorgt werden.
Die Arbeiterinnen der Stöcke schwärmen also aus und gehen auf Jagd. Und je weniger sie im Laufe des Sommers finden, desto eher schwirren sie um unseren reich gedeckten Tisch herum. Auch Wespen und deren Larven haben eben einfach Hunger.
Doch die Aggressivität nimmt aus einem anderen Grund zu. Gegen Spätsommer geht die Lebenszeit der Arbeiterin einfach zu Ende. Die Larven sind versorgt, der eigene Hunger ist noch da – aber es findet sich immer weniger Futter. Den Herbst und Winter überlebt nur die Königin.
Was tun gegen Wespen? Bloß nicht anpusten
- Hektische Bewegungen vermeiden – das ist wohl der Hauptspruch, den wir bei der Verteidigung gegen Wespen im Kopf haben. Und in der Regel stimmt das auch. Hektische Bewegungen provozieren eine Wespe nur.
- Gleiches gilt fürs Anpusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft ist für die Tiere ein Alarmsignal – sie greifen eher an.
- Wer draußen essen will, aber bereits weiß, dass Wespen in der Nähe sind, tut gut daran, Speisen und Getränke immer gut abzudecken, um zu vermeiden, dass aus Versehen ein Tier verschluckt wird. Denn das kann schlimme Folgen haben.
- Kindern solltest du den Mund nach dem Essen immer gut abwischen, am besten mit einem feuchten Tuch.
- Du kannst Wespen aber auch leicht vom eigenen Tisch ablenken, indem du etwa ein süßes Getränk oder ein Stück "Opferfleisch" weiter weg gut zugänglich für die Tiere aufstellst. Allerdings sollte das Wespenfutter weit genug weg platziert werden, sonst ziehst du die Tiere erst recht an.
- Auch ein simulierter Regenschauer kann helfen. Eine Sprühflasche mit Wasser solltest du also in Ihrer Nähe haben. Die fungiert auch gleich als Abkühlung für dich selbst bei heißen Temperaturen. Wespen lassen sich also auch natürlich vertreiben.
Vorsicht: Wespen stehen unter Naturschutz
Übrigens nerven uns am Tisch nur zwei der eigentlich zahlreichen Wespenarten – und zwar die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Wie alle anderen Wespen benötigen sie das Eiweiß aus Insekten und eben auch Fleisch. Anders als andere Arten mögen sie aber eben auch Süßes und ziehen so den Ruf aller anderen Wespenarten herunter.
Die Sächsische Wespe beispielsweise, eine Langkopfwespenart, leidet sehr unter diesem Ruf. Anders als die Deutsche und die Gemeine Wespe, die in dunklen Höhlen nisten, nistet sie in frei hängenden Nestern, etwa auf Dachböden – und wird als möglicher Störenfried oft bekämpft.
Dies ist allerdings eigentlich verboten, denn Wespen stehen unter Naturschutz. Ein Entfernen von Nestern und Töten ganzer Stöcke kann daher richtig teuer werden. Außerdem stehen bereits fast 50 Prozent aller heimischen Wespenarten auf der Roten Liste und sind damit vom Aussterben bedroht – und das könnte schlimme Folgen für die Population an Mücken und Fliegen und damit auch für uns haben.
Solltest du irgendwo einen frei hängenden Stock sehen, aus dem Wespen schwirren, kannst du in der Regel beruhigt sein, da es sich dabei meist um friedliche Arten handelt. Also: hektische Bewegungen meiden. Die Wespe lässt dich dann schon in Ruhe.
Exkurs: Bienen leben vegetarisch
Wild- und Honigbienen hingegen leben übrigens vegetarisch und ernähren sich von Pollen und Nektar. Das war aber nicht immer so, denn die Biene stammt von der Wespe ab – das vermuten Forscher*innen jedenfalls. Warum Bienen aber heute vegetarisch leben, haben sich Fachleute vom Museum für Naturkunde Berlin und dem Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung genauer angesehen.
Dazu haben sie sich 195 Gene von über 180 Wespen- und Bienenarten angeschaut und daraus einen Stammbaum erstellt. Der mögliche gemeinsame Vorfahre? Ein Vorfahre der heutigen Grabwespen. Und die haben vor allem Gewittertierchen gefressen, die sich hauptsächlich von Pollen ernähren. Es war also immer etwas Pollen am Fressen – die Wissenschaftler*innen vermuten, dass sich die Wespen bzw. später Bienen im Laufe der Zeit so sehr daran gewöhnt haben. Und nun reicht diese Art der Ernährung also auch dem Bienennachwuchs. Zudem ist Pollensammeln auch weitaus ungefährlicher als jagen…
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