Unter die Lupe genommen

Kunstrasen im Garten: Darum schwören immer mehr auf die grünen Halme aus Plastik

Sonnige Terrasse mit grüner Kunstrasenfläche, Tisch und Stühlen unter einem großen Sonnenschirm, daneben ein offenes Wohnzimmer.
© Getty Images/John Keeble
Immer schön grün und pflegeleicht. Dennoch besteht die Frage: Ist Kunstrasen für den Garten wirklich ideal?

Löst nun der Kunstrasen den echten Rasen in unseren Gärten ab? Angesichts der Vorteile wäre dies denkbar. Doch die Nachteile des künstlichen Grüns sind nicht zu unterschätzen.

Den Rasen im Garten gepflegt und grün zu halten, ist mittlerweile eine echte Herausforderung. Das ständige Mähen macht Arbeit, das Bewässern auch. Und kommt die nächste Hitzewelle, sind Gärtner*innen angewiesen, die Grünfläche nicht mehr zu bewässern, um Wasser zu sparen.

Und dann war die ganze Arbeit, die man zuvor in den grünen Teppich gesteckt hat, umsonst. Der Rasen ist durch die Trockenheit schnell hinüber und verdorrt als gelbe Steppe. Wer von solchen Rasen-Dramen genug hat, interessiert sich vielleicht für eine Alternative: den echten Rasen im Garten durch Kunstrasen zu ersetzen. Aber ist das wirklich eine gute Lösung?

Kunstrasen statt echtem Rasen im Garten: Ist das sinnvoll?

Auf den ersten Blick könnten Gartenbesitzer*innen am Kunstrasen Gefallen finden, da er zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Doch täuschen sie uns? Wiegen die Nachteile nicht viel schwerer?

Schauen wir uns die Problematik doch einmal genauer an. Beginnen wir mit den Gründen, warum Kunstrasen im heimischen Garten heutzutage in Betracht gezogen wird:

  • Sieht täuschend echt aus und ordentlich (Es wächst auf dem künstlichen Grün kein Unkraut)
  • Macht keine Arbeit (kein Mähen, kein Bewässern, kein Düngen)
  • Strapazierfähig und somit eine lange Haltbarkeit (um die 15 Jahre, bei zum Beispiel Kricket spielenden Kindern oder buddelnden Hunden kommt es nicht zu kahlen Stellen)
  • UV-beständig
  • Wasserdurchlässig (Regenwasser staut sich auf dem Kunstrasen nicht)
  • Tierkot lässt sich leicht hochnehmen und schadet dem künstlichen Rasen nicht
  • Geringere Rutschgefahr (beispielsweise bei Pool-Nutzung auf dem Rasen)

Kunstrasen: Ein Graus für die Natur

Das hört sich erst einmal alles gut an, oder? Sollten wir also Kunstrasen in unseren Gärten verlegen? Nicht so voreilig! Die Schattenseiten, die der Austausch von echtem Rasen gegen Kunstrasen hätte, sind ebenso präsent und haben womöglich ein stärkeres Gewicht. Das sind die Nachteile:

  • Der Kunstrasen hinterlässt Mikroplastik und das in einer Zeit, in der wir uns immer mehr von Plastik verabschieden wollen.
     
  • Echter Rasen ist essenziell für die Artenvielfalt. Kunstrasen ist dagegen eine tote Fläche. Marc Marx vom Umweltbundesamt erklärte das Dilemma vom künstlichen Grün im Garten gegenüber dem Magazin Geo so: "Es wird keine Insekten darauf geben, keine Wildbienen und keine Nahrung für Vögel. Die heimische Fauna profitiert nicht davon".
     
  • Auch darunter sieht es trüb aus. Denn der Kunstrasen verhindert, dass der Boden organisches Material von oben bekommt. In dessen Folge stirbt der Boden ab, wie Moritz Nabel vom Bundesamt für Naturschutz dem genannten Magazin erklärte.
     
  • Des Weiteren leistet echter Rasen einen Beitrag zur Umgebungstemperatur. Während echtes Gras aufgrund des Verdunstungseffekts die Umgebungstemperatur ein wenig senken kann, heizt sich Kunstrasen stark auf.
     
  • Obendrein würden wir unserem Nachwuchs falsche Werte vermitteln. Man würde ihm vorleben, dass die Natur uns nervt und wir etwas gegen sie unternehmen müssen. Das Verständnis für Natur- und Klimaschutz verliefe genau in die falsche Richtung.

Expertenmeinung zum Kunstrasen

Wie man sieht, sprechen nicht wenige Gründe gegen den Kunstrasen, doch auch einige dafür. Da ist es nicht verwunderlich, wenn Gartenbesitzer*innen aus der Flut an Argumenten für und gegen den künstlichen Rasen nicht herausfiltern können, ob die Plastikalternative nun wirklich so eine Katastrophe für den eigenen Outdoor-Bereich darstellt oder ob die Defizite noch verträglich sind.

Aus diesem Grund haben wir von BILD der FRAU den Gartenexperten Mattias Nemeth von Landidee befragt, was seine Meinung zum Kunstrasen ist – und die ist eindeutig:

"Kunstrasen ist die Plastikversion des Schottergartens. Mal davon abgesehen, dass es Mikroplastik im Garten freisetzt, ist auch die Herstellung bereits umweltschädlich. Dort, wo ein Kunstrasen liegt, finden Insekten keinen Schutz und weder Vögel noch Insekten Nahrung. Auch Bodentiere und Mikroorganismen sterben ab und damit auch der Boden. Der Lebensraum für unsere Insekten und Vögel ist ohnehin schon knapp, deshalb ist es umso schlimmer, wenn Gartenbesitzer diesen Lebensraum auch noch mit einem Kunstrasen zerstören und mit Mikroplastik verseuchen."

Na, nun immer noch interessiert am Kunstrasen oder schätzt du nun wieder deinen alten echten Rasen, selbst wenn dieser etwas löchrig und voll Unkraut ist? Zumindest gibst du damit Insekten und Co ein Zuhause und tust etwas für die Umwelt.

Alle, die also den echten Rasen im Garten bevorzugen, wollen diesen aber sicher so schön wie möglich aussehen lassen. Hierfür muss man sich um das eigene Stück Grün gut kümmern. Dazu gehört auch das Düngen. Doch wie oft düngt man den Rasen eigentlich im Jahr? Das folgende Video verrät es dir:

Rasen düngen: Wie oft im Jahr?

Wer jedoch den Kunstrasen immer noch als Alternative in Betracht zieht, kann im Folgenden nachlesen, wie sich Kunstrasen im Garten verlegen lässt.

Wie Kunstrasen im Garten verlegt wird

  • Vorbereitung des Bodens: Sträucher, Bäume und alter Rasen müssen entfernt werden. Anschließend wird der Boden per Rüttelplatte verdichtet. Er muss fest und ebenmäßig sein.
     
  • Nun kommt dort eine gleichmäßige Sandschicht von ungefähr 5 bis 6 cm darauf. Sie wird auch per Rüttelplatte verdichtet. Dann wird sie bewässert und erneut mit der Rüttelplatte bearbeitet. Es muss darauf geachtet werden, Unebenheiten auszugleichen, bevor es an den nächsten Schritt geht.
     
  • Danach wird Geovlies verlegt. Es soll zunächst an allen Rändern um die 10 cm länger sein. Werden mehrere Bahnen verlegt, sollten auch diese im gleichen Maß überstehen.
     
  • Jetzt wird der Kunstrasen ausgelegt, der auch circa 10 cm übersteht. Richte den Kunstrasen so aus, dass die Halme genau in die entgegengesetzte Richtung der Hauptblickrichtung zeigen.
     
  • Um Zwischenräume zwischen den Bahnen zu vermeiden, schneidest du beide Ränder sauber zu, sodass du sie, sich mittig treffend, auf ein Nahtband kleben kannst, das du auf dem Untergrund platziert hast. Drücke die Ränder nun noch mit Kraft auf den Klebestreifen.
     
  • Wenn das künstliche Grün richtig liegt, werden die Kunstrasenüberstände auf das richtige Maß gebracht.
     
  • Bestreue den Kunstrasen mit Quarzsand. Es sollen 5 kg pro Quadratmeter verteilt werden.
     
  • Die Kunstrasenränder werden mithilfe eines Metallherings am Boden fixiert.
     
  • Jetzt noch den Kunstrasen gegen den Strich aufbürsten und fertig ist dein künstliches Grün.

Im Garten gibt es noch so viel mehr zu tun, als sich nur um die Wiese zu kümmern. Schau dir auch noch diese Tipps zu gängigen Gartenarbeiten an:

Quellen:
geo.de, rbb24.de, wo-blumenbilder-wachsen.de, mdr.de, hornbach.de, toom.de
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