UV-Schutz wichtig

Alte Sonnencreme: Experte verrät, ob du sie noch nutzen kannst

Eine Frau am Strand mit Hut und Bikini schmiert sich die Schulter mit Sonnencreme ein. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau.
© gettyimages/avid_creative
Abgelaufene Sonnencreme? Ein Dermatologe erklärt, woran man das erkennt und ob es dann für die Haut schädlich werden kann.

Die ersten Sommertage erwarten uns. Bei Sonnenschein treibt es die meisten raus in die Natur, ins Café oder gleich an den Badesee. Vor allem für ungebräunte Haut ist Sonnenschutz jetzt wichtig. Die meisten habe vermutlich noch eine Tube aus dem Vorjahr im Badschrank verstaut. Doch schützt die überhaupt noch ausreichend vor UV-Strahlen? Drei einfache Tests und ein Experte helfen weiter!

Der Juni macht Vorfreude auf den Sommer. Doch Obacht, Sonnencreme nicht vergessen! Kann man bedenkenlos zur angebrochenen Tube aus dem vergangenen Jahr greifen oder sollte man Sonnencreme besser neu kaufen? Denn die kann ablaufen. Das bedeutet, sie verliert ihren UV-Schutz mit der Zeit und wird unwirksam. Darüber hinaus kann sie aber auch schädlich werden

Das alles passiert aber nicht von heute auf morgen. Es lohnt sich, alte Sonnenmilch regelmäßig zu testen. Und das wiederum klappt mit 3 einfachen Tricks.

Prof. Dr. med. Dietrich Abeck ist Facharzt für Dermatologie, Venerologie und Allergologie und einer der Experten des Dermatologie-Portals derma.plus. Er erklärt, was genau an alter Sonnencreme so schädlich werden kann.

Sonnencreme noch haltbar? Darum ist Vorsicht angesagt

Je kräftiger die Sonne scheint, desto eher müssen wir unsere Haut vor ihr schützen. Das klappt einerseits mit Kleidung. Aber die ist im Sommer so eine Sache und bedeckt auch nicht alle Hautstellen. Daher sollten wir mit Sonnencreme, Sonnenmilch oder Sonnenspray nachhelfen. Die verlängert nämlich den Eigenschutz unserer Haut gegen UV-Strahlung.

Das Problem bei abgelaufener Sonnencreme aber ist: Der UV-Schutz kann mit der Zeit abnehmen. Das passiert nicht von jetzt auf gleich, aber eine Sonnencreme vom Vorjahr oder von vor zwei oder gar drei Jahren könnte durchaus weniger schützen als eine frische.

Wir können uns also nicht mehr auf den auf der Packung angegebenen Schutz verlassen. Das ist für jeden Hauttyp wichtig zu wissen, besonders sollte man aber bei Kindern oder Menschen mit heller, empfindlicher Haut auf eine noch gute Sonnencreme zurückgreifen.

Auch problematisch: Sonnencreme kann kippen und ranzig werden. Und die wollen wir dann wirklich nicht mehr auf der Haut haben. Denn mit der Zeit verändert sich die Zusammensetzung der Creme, das kann dann durchaus zu Hautirritationen und sogar zu Ausschlag führen.

Und nicht nur das: Abgelaufene Sonnencreme kann mitunter richtig schädlich werden.

Sonnenschutz mit Octocrylen: Vorsicht vor krebserregendem Abbauprodukt

Schau einmal genau auf die Inhaltsliste deines Sonnenschutzes. Findest du den Bestandteil Octocrylen? Der Stoff ist nicht per se schädlich, sagt Prof. Abeck: "Die sehr preiswerte Substanz ist in sehr vielen Sonnenschutzpräparaten enthalten, da sie den Vorteil einer synergistischen Wirkung mit anderen UV-Filtern aufweist und somit maßgeblich am Aufbau des gewünschten breiten Absorptionsspektrums für das krebserzeugende Sonnenlicht beteiligt ist." Sprich: Sie erweitert den Sonnenschutz. "Zudem verursacht die Substanz keine endokrinologischen Störungen."

Das Problem an Octocrylen liegt aber in der Zeit: Denn französische Forscher*innen konnten nachweisen, dass in Sonnenschutzmitteln mit dem Stoff auch die Verunreinigung Benzophenon nachgewiesen werden konnte – und zwar in allen getesteten. Getestete Mittel ohne Octocrylen wiederum zeigten die Verunreinigung nicht.

Warum ist das schlimm? "Benzophenon ist ein Schadstoff, der immer wieder als Verunreinigung in verschiedenen Kosmetikprodukten nachgewiesen wird und potenziell krebserregend ist. Unter UV-Licht, wie es im Sonnenlicht vorkommt, kann die chemische Verbindung nachgewiesenermaßen das Erbgut verändern und dadurch die Entstehung von Krebs fördern", erklärt Dr. Abeck. Mäuse etwa hatten in einem Versuch verschiedene Formen von Leberkrebs und andere Krebsarten entwickelt.

"Zusätzlich scheint Benzophenon in den Stoffwechsel der Schilddrüse einzugreifen. Sein Abbauprodukt p-Hydroxybenzophenon wirkt außerdem ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen."

Der Knackpunkt: Octocrylen wird mit Benzophenon als einem der Ausgangsstoffe hergestellt. Wird es zu lange unter falschen Bedingungen gelagert, kann es aber wieder zerfallen. Und das scheint die entscheidende Ursache für Benzophenon in Sonnenschutz zu sein, so Prof. Abeck: "Der größte Teil des Benzophenon in den Sonnenschutzmitteln entstand im Rahmen des Abbaus von Octocrylen."

Das heißt so viel wie: Octocrylen an sich ist nicht schädlich – frischer Sonnenschutz kann also unbedenklich genutzt werden. Anders sieht es aus, wenn das Mittel vom Vorjahr stammt oder noch älter ist und/oder zu warm gelagert wurde.

Sonnencreme: Auf die Lagerung kommt's an

So hundertprozentig fest ist die Monatsangabe auf der Verpackung übrigens nie. Wir erinnern uns: "bei sachgemäßer Lagerung". Das heißt nichts anderes als: Bitte kühl und trocken lagern. Am besten sogar im (sauberen) Kühlschrank.

Es kommt also vor allem auf die Lagerung an – ob du nun einen Sonnenschutz mit Octocrylen besitzt oder ohne: Die Sonnencreme, die den ganzen Sommer über im Auto herumliegt, wird viel eher das Zeitliche segnen als eine, die kühl und trocken aufbewahrt wird. Und auch auf die Entnahme kommt es an. Versuche am besten, die Öffnung nicht direkt anzufassen. Und säubere sie, wenn sie schmutzig geworden ist. In diesen Fällen entscheiden dann Geruchs- und Konsistenztest.

Octocrylen

  • Sonnencreme mit Octocrylen: Gegen die Nutzung frischer Tuben und Flaschen spricht nichts. Denke daran: Immer schön kühl und trocken lagern. Am besten entsorgst du diese Präparate dennoch nach einer Saison, um dich nicht der Gefahr durch Benzophenon auszusetzen.
  • Sonnencreme ohne Octocrylen: Hier gilt: Sind Geruchs- und Konsistenztest (siehe unten) bestanden, kannst du eine immer schön kühl aufbewahrte, aber eigentlich abgelaufene Sonnencreme vom Vorjahr oder vielleicht vom Jahr davor verwenden. Dann aber ruhig etwas großzügiger sein. Denn nachlassenden UV-Schutz sehen wir mit bloßem Auge nicht. Unsere Haut aber wird's uns danken.

3 Tipps verraten abgelaufen Sonnencreme

Aber woran erkennt man denn nun, ob der Sonnenschutz noch gut ist?

3. Tipp: Konsistenz und Farbe

Oder einfach ein bisschen Creme aus der Tube drücken. Kommt nur Flüssigkeit raus oder sind Konsistenz und Farbe nicht mehr cremetypisch, ist die Sonnencreme ein Fall für den Müll.

Neuer Sonnenschutz: 3 Tipps vom Experten beachten

Und wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kauft je nach Bedarf lieber jedes Jahr eine kleinere Packung. Dann auch gleich auf die Inhaltsstoffe achten! Prof. Abeck gibt 3 Tipps:

  1. Mineralische Filter haben kein allergenes Potential und sind chemischen UV-Filtern daher vorzuziehen. Kosmetisches Problem daran: Sie lassen sich schwerer verteilen und haben den sogenannten "Weißeleffekt" – die Sonnencreme hinterlässt weiße Stellen auf der Haut. Sonnenschutz mit mineralischen Filtern beinhalten meist Substanzen wie Zink oder Titandioxid, die das Sonnenlicht einfach reflektieren.
  2. Für den Kopfhautschutz eignet sich am besten ein Spray.
  3. Reifere und trockenere Haut, etwa im Gesicht, kommt am besten mit einer leichten Creme-Formulierung klar, für den Lippenschutz eignen sich Wachse oder Öle mit UV-Schutz.
Quellen:
Unser Experte: Prof. Dr. med Dietrich Abeck ist Facharzt für Dermatologie, Venerologie, Allergologie, apl. Professor für das Fachgebiet Dermatologie und Allergologie an der Technischen Universität München, Mitglied des Prüfungsausschusses im Gebiet Haut- und Geschlechtskrankheiten der Bayerischen Landesärztekammer, Mitglied des Facharbeitergremiums "Haut- und Geschlechtskrankheiten" der Bayerischen Landesärztekammer. Zudem ist er einer der Dermatologie-Experten auf dem Informationsportal derma.plus.
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