Yes - We Swim! macht Kinder wasserfest

Sicherheit im Wasser: Jedes Kind soll schwimmen lernen

Zwei Kinder mit badekappe und schwimmbrille werden mit Schwimmbrettern an das Wasser gewöhnt.
© gettyimages/ Mariakray
Alle Kinder sollten schwimmen lernen! Dafür möchte der Verein "Yes - We Swim! e.V." sorgen.

Schwimmen zu können ist überlebenswichtig. Es unkompliziert zu lernen, sollte also selbstverständlich sein - ist es aber nicht: Die Kurswartezeiten sind lang - bis zu drei Jahre.

Je nach Anbieter zahlen Eltern mehrere Hundert Euro. "Das muss sich ändern", findet die Hamburgerin Juliane Eisele (45). 2021 gründete sie darum den Verein "Yes  - We Swim! e.V.": Für 120 Euro schwimmen die Kinder bis zum Erwerb des Seepferdchen-Abzeichens, egal wie lange sie dafür brauchen. Familien, die sich das nicht leisten können, zahlen nichts.

Jedes Kind soll sicher schwimmen lernen

"Schwimmen ist wie Radfahren, Lesen und Schreiben – eine Lebenskompetenz, die jedes Kind erlernen sollte", erzählt uns Juliane am Rande des Schwimmbeckens. "Bildung im Wasser ist ebenso wichtig wie an Land." Deshalb ging es für ihre Tochter Sophie (heute 12) und ihren Sohn Jonathan (14) schon mit sechs Monaten ins kühle Nass.

Schwimmkurse für Kinder: Teuer und oft ausgebucht

"Um Kosten zu sparen, haben mein Mann und ich die Ausbildung zu sicheren Schwimmern selber übernommen. Immer am Sonntagabend, wenn es im Bad leer und ruhig war." Juliane schmunzelt: "Danach gab es beim Umziehen die Abendbrot-Stulle und wir haben dort auch Zähne geputzt."

Sie rät Eltern, wenn es keine Kurse gibt, die Wassergewöhnung selbst in die Hand zu nehmen. Sogar, wenn sie selbst nicht schwimmen können. "Es hilft schon, wenn man als Nichtschwimmer-Eltern ins Kleinkinderbecken geht." Wichtig sei nur, betont die engagierte Lehrerin, dass man dabei ist. Diese Erfahrung musste sie selber auch machen.

Beinahe wäre ihr Sohn früher in einem Spaß-Bad-Strudel trotz des Seepferdchen-Abzeichens ertrunken. "Es ging ganz schnell, zum Glück stand ich direkt daneben."

In ihrer Freizeit macht Juliane Mädchen und Jungs wasserfest

Ihre heutigen Schützlinge Sianna (5), Jakob (6) und Lukas (7) kommen im 25-Meter-Becken mit bunten Schwimmnudeln an sie heran. Lukas ist gar nicht mehr zu bremsen. Er ruft glücklich: "Guckt mal, wie schnell ich bin." Dann klettert er raus und springt wieder hinein.  "Vor drei Wochen hätte er sich das noch nicht getraut", sagt seine Mama Johanna Kleine-Finke. "Hier wurde ihm so viel Mut gemacht." Der Erstklässler ist zu einer Wasserratte geworden. "Darum machen wir das", sagt Juliane über ihr ehrenamtliches Engagement. "Es ist eine Herzensangelegenheit, ein Versprechen an die Zukunft jeder einzelnen Kinderseele."

Natürlich ging das nicht alles reibungslos: Eigentlich wollte die 45-Jährige zu Beginn gar nicht selber ins Wasser steigen. Zu viele Mittelohrentzündungen hatte sie schon und auch Probleme mit dem Trommelfell. Aber als kurz nach Vereinsgründung zwei fest eingeplante Schwimmlehrer absagten, war für sie klar: "Ich lasse mich ausbilden. Wer es ernst meint, mit dem Engagement, muss auch eigene Grenzen überwinden."

"Yes  - We Swim! e.V." vermittelt Spaß und Kompetenz im Wasser

Zwei- bis dreimal die Woche ist die Grundschullehrerin nun nach dem Unterricht an ihrer Schule hier im Hallenbad, steigt mit maximal zehn Kindern für jeweils 90 bis 135  Minuten ins Becken und zeigt, wie man durchs Wasser krault. Ein oft stressiger Spagat zwischen Job, Familie und all den anderen Aufgaben, aber so wichtig. Mit Anika, Kyara (beide 15) und Karam (16) hat sie mittlerweile auch ihre ehemaligen Schülerinnen und Schüler begeistert, in den Kursen zu helfen. Nachwuchs von morgen!

"Eigentlich ist es ja so, dass Wasser auf Kinder eine magische Anziehungskraft ausübt. Doch der Spaß kann schnell zur Gefahr werden, wenn das Schwimmen nicht sicher beherrscht wird", sagt Juliane.  "Darum gehört Schwimmen auf den Lehrplan jeder Grundschule. Und die Kinder sollten nach dem Seepferdchen immer auch Bronze und Silber machen, denn nur dann kann man es sicher."

Mehr ehrenamtliche Angebote wären nötig

Außerdem wäre es fein, wenn es mehr dieser ehrenamtlichen Angebote in 25-Meter-Schwimmbecken gäbe. "Um die Kurs-Not einzudämmen, entstanden mit Schwimm-Containern kreative Notlösungen. Sie sind mit sehr viel Liebe erdacht, aber eher was für die Wassergewöhnung. Richtig lernen kann man darin nicht.

"Yes - We Swim! e.V." ist klein, aber die Wirkung riesig. Neben der Technik lernen die Kleinen auch Selbstvertrauen und entdecken die Freude an der Bewegung für sich. "Es gibt kaum etwas Ermutigenderes, als in die Gesichter der Kinder zu schauen, wenn sie zum ersten Mal alleine durch das Becken gleiten", schwärmt Juliane mit leuchtenden Augen. Wasser sei doch auch etwas, worin wir selber herangewachsen sind, im Mutterleib. Umgeben von Flüssigkeit, Geborgenheit und Wärme.

Wichtige Erfolgserlebnisse für die Kinder

Am Ende der Stunde gibt es wieder ein tolles Erfolgserlebnis: "Mamiiiiii, ich habe mein Seepferdchen geschafft", hallt es durch das Schwimmbad. Lilly hüpft aufgeregt und plitschnass in Christina Bax‘ Arme. Die 36-Jährige lächelt mit ihrer kleinen Maus um die Wette: "Das ist einfach toll, dass der erste Schritt geschafft ist. Schwimmen lernen ist lebenswichtig, deshalb sind wir so hinterher. Wir sind dankbar, hier endlich einen Platz bekommen zu haben."

Und dann - ist Schluss für heute. Auch wenn kein Kind richtig raus möchte, lockt Juliane ihre Bande mit "funkelnden Diamanten". Stolz sucht sich Leona einen aus, um ihn daheim auf den Schreibtisch zu legen, als Erinnerung an die Stunde. Bald wird auch sie ihr Seepferdchen machen. Und dann jede Welle nehmen ...

Wie wir unterstützen können

  •  Die Wassergewöhnung früh beginnen
  •  Regelmäßig schwimmen gehen
  •  Kinder nie aus den Augen lassen
  •  Auf Farben achten: rote Badeanzüge sieht man unter Wasser besser als blaue

Wo sind wir abgetaucht?

Im Bäderland Hamburg Süderelbe. Hier gibt die Grundschullehrerin ehrenamtlich Schwimmunterricht.

Redakteurin: Alexandra Kemna

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