Schicksal mit Sonne und Mondknoten: Glaubst du an Astrologie?

"Du glaubst doch nicht etwa an den Quatsch!?" Wie oft ich diesen Satz schon gehört habe... Ich habe nicht mitgezählt. Inzwischen antworte ich nur noch mit einer Gegenfrage: "Glaube – du hältst Astrologie also für eine Religion?" Zugegeben, das ist etwas provokativ, aber reine Selbstverteidigung. Die Frage ist damit natürlich nicht beantwortet.
Wieso können mich die Menschen nicht fragen, ob ich Astrologie liebe? Darauf käme meine Antwort wie aus der Pistole geschossen: "JAAA!" Wenn ich gefragt werde, ob ich daran glaube, fühle ich mich gleich unter Druck, wohingegen die zweite Frage mein Herz höherschlagen lässt.
Überzeugungsarbeit: Wer will hier eigentlich wen missionieren?
In einer wissenschaftlichen Diskussion über die Funktionsweise der Astrologie wäre ich unterlegen. Ich kann nicht einschätzen, wie sich Astrolog*innen schlagen würden, die sich schon seit 40 Jahren und mehr mit dem Thema beschäftigen. Deutlich besser vermutlich, aber könnten sie Hardcore-Skeptiker*innen den Diskussions-Wind aus den Segeln nehmen? Ich habe oft den Eindruck, dass sich viele Menschen ein Urteil gebildet haben, an dem ohnehin nicht mehr zu rütteln ist, ganz egal, was man sagt.
Gott sei Dank bin ich auf keiner Mission und habe nicht die geringsten Ambitionen, jemanden von irgendetwas zu überzeugen. Vielleicht wegen meiner astrologischen Grundausbildung möchten sich gerade Menschen, die Astrologie für kompletten Humbug halten, mit mir messen und mich von ihrer Meinung überzeugen. Da beißen sie natürlich umgedreht auf Granit, denn ich habe auch schon eine unumstößliche Meinung.
Inzwischen habe ich eine gute Kommunikation gefunden, um mich gar nicht erst in solche Streitgespräche zu begeben. Agree to disagree – das ist völlig fein für mich. Ich weiß, was ich von der Astrologie zu erwarten habe und wie sie mein Leben bereichert. Andere Menschen kommen ganz wunderbar ohne Astrologie durch das Leben. Auch völlig in Ordnung.
Kritik an der Astrologie – und warum ich trotzdem begeistert bin
Als ich vor ein paar Jahren mit der astrologischen Grundausbildung begann, kannte ich bestenfalls einige der typischen Eigenschaften der 12 Zeichen. Die nannte ich damals noch Sternzeichen, weil ich es nicht besser wusste (fachlich korrekt müsste von Tierkreiszeichen bzw. Sonnenzeichen die Rede sein.) Häuser interessierten mich nur, wenn sie architektonisch wertvoll waren, und das Transit-Konzept war für mich gar nicht von Bedeutung, weil ich dafür zu jung und politisch uninteressiert war. Ich weiß nur noch, dass die Straßen wirklich in einem desolaten Zustand waren und mir als Kind immer schlecht wurde – egal, ob Transit-Strecke oder nicht.
Dennoch hielt ich mich damals für besonders schlau und maximal überlegen. Rückblickend kann ich mich glücklich schätzen, dass in meinem Umfeld so wenig Interesse an Astrologie bestand. Ich schäme mich fast ein bisschen für meine Arroganz, denn inzwischen weiß ich es besser und kann die Komplexität der Sternenkunde besser einschätzen. Dementsprechend bin ich sehr demütig geworden.
Diese Komplexität macht es mir so schwer, Menschen Astrologie zu erklären, die auf dem Wissensstand sind, auf dem ich damals war. Es ist mir einfach nicht möglich.
Natürlich kenne ich auch die kritischen Schriften und missglückten Experimente, Astrologie zu beweisen. Insofern kann ich den Zweifel an ihr gut nachvollziehen. Wissenschaftlich beweisen lässt sie sich nicht, auch wenn sie lange als Wissenschaft galt und an Universitäten gelehrt wurde.
Sie basiert auf Jahrtausenden der Beobachtung der Sterne und ihrer Deutung. Es geht hier nicht um ein Ursache-Wirkungs-Prinzip. Planeten haben keine Wirkung auf uns. Vielmehr geht es um Entsprechungen: Wenn diese Planeten-Konstellation stattfindet, ist jenes auf der Erde zu beobachten.
Genau dieser Punkt weckte und weckt bis heute meine Begeisterung, denn: Wann immer ich eine Konstellation in meinem Geburtshoroskop, einen Transit oder eine Auslösung gedeutet (bekommen) habe, hat sie gestimmt – und ich habe mich darin wiedergefunden. Wurden stattdessen Horoskopfaktoren von anderen Menschen gedeutet, hätte ich das nicht auf mich beziehen können. So viel also zum Thema: Deutungen sind austauschbar. Sind sie eben nicht!
DAS hat mich im Laufe der Jahre überzeugt, dass mehr an der Astrologie dran sein muss, als der wissenschaftliche Blick darauf erkennen lässt.
Um zu dieser Meinung zu kommen, braucht es aus meiner Sicht keinen Glauben, sondern an erster Stelle mal die Offenheit, sich für Konzepte zu öffnen, die fremd erscheinen. Mir hat es daran nie gemangelt.
Die Astrologie als Lebensprävention
Selbstverständlich hat die Astrologie Grenzen. Und ja, es gibt auch einen gewissen, aber sehr überschaubaren Spiel- bzw. interpretatorischen Freiraum, Konstellationen zu deuten. Deshalb finde ich, dass astrologische Deutung und Beratung in versierte Hände gehören und von Menschen durchgeführt werden sollte, die sich darüber im Klaren sind, dass sie eine Verantwortung haben.
Kommen Menschen mit einem Anliegen, das sie astrologisch gedeutet bekommen möchten, in die Beratung, suchen sie nach Hilfe, sind unsicher und verletzbar. Daraus im Minutentakt Geld zu schlagen oder horrende Honorare aufzurufen, finde ich in der Tat schwierig. Allerdings müssen Astrolog*innen auch von etwas leben, die Vorbereitung auf eine Beratung dauert auch ihre Zeit, wenn sie gründlich und gut gemacht ist.
Sind diese Punkte fair, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, mit der Astrologie einen völlig neuen Blick auf uns und unser Leben zu werfen. Gerade dieser sonderbare Perspektivwechsel kann zu neuen, hilfreichen Erkenntnissen führen. Das begeistert übrigens nicht nur mich. Durch solche Erlebnisse fanden sogar Skeptiker*innen manchmal den Weg zur Astrologie und wurden plötzlich selbst zur Expertin bzw. zum Experten.
Schicksalhaftes Ereignis mit Sonne-Mondknoten-Konjunktion?
Ich habe damit angefangen, mein Geburtshoroskop und darüber mich selbst besser zu verstehen. Anfangs habe ich fast im Stundenrhythmus nach Transiten und Auslösungen geschaut, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Doch Astrologie taugt nicht zur exakten Vorhersage und sollte auch keine Lebensprävention sein. Inzwischen schaue ich NACH wichtigen Ereignissen, wie die Planeten standen.
Aber ja, manchmal lese oder schreibe ich etwas über die Zeitqualität, die uns in der kommenden Woche erwartet. Wenn dann etwas in meinem Leben passiert, erinnere ich mich an die Konstellation und überlege, ob sich das mit der Deutung deckt.
So habe ich erst gestern eine vielversprechende neue Bekanntschaft gemacht. Danach fiel mir ein, dass Sonne und aufsteigender Mondknoten in meinem Zeichen (Fische) gerade eine Konjunktion gebildet haben. Die Sonne steht für unser Sein, unsere Bewusstheit und Strahlkraft. Die Mondknoten werden von vielen Astrolog*innen, wenn auch nicht von allen, mit Karma und Schicksal in Verbindung gebracht. Eine mögliche (vereinfachte) Deutung: Etwas Karmisches/Schicksalhaftes ereignet sich, das zu mehr Bewusstsein und uns selbst führt.
War das Gespräch gestern Schicksal? Immerhin so viel kann ich schon mal sagen: Eine Tür hat sich geöffnet und mich zum Wachstum eingeladen. Ich werde Neues lernen, neue Menschen kennenlernen und vielleicht sogar mich selbst. Und wer weiß, vielleicht werde ich rückblickend sagen, dass das Gespräch und die Bekanntschaft gestern Schicksal waren. Ich halte dich auf dem Laufenden...
Glaubst du an Astrologie? Mir reicht es, wenn du von ihr begeistert bist. Ist das der Fall, lade ich dich herzlich ein, auch meine anderen Kolumnen zu lesen:
- Astro-Kolumne #1: Merkur machts (un)möglich: Zum Löwe-Vollmond muss ich journaln
- Astro-Kolumne #2: Was, wenn die Sternzeichen-Eigenschaften nicht stimmen