Astro-Kolumne #1 

Merkur machts (un)möglich: Zum Löwe-Vollmond muss ich journaln  

Eine Frau liegt auf dem Boden und schreibt in ein Tagebuch.
© Pexels/ Anastasia Shuraeva via Canva.com
Was du nicht im Kopf hast, musst du aufschreiben... Doch das Journaln scheint wirklich eine Kunst zu sein.

Viele meiner Freundinnen journaln, denn es ist eine herrliche Möglichkeit, persönliches Wachstum zu begleiten. Und nicht umsonst sagt der Volksmund: Wer schreibt, der bleibt. 

Auch ich sollte mehr journaln. Dieser revolutionäre Gedanke kam mir letzte Woche zum revolutionären Löwe-Vollmond am 12.02.2025, der – wenn man Instagram & Co glaubt – unfassbar revolutionär werden sollte. Das Netz war voll mit Superlativen und bahnbrechenden Tipps, wie man diesen besonderen Vollmond und seine Energien für sich nutzen könne.

Das Besondere an der Planetenkonstellation war das Quadrat zu Uranus. Der Herrscher über das Zeichen Wassermann steht in der Astrologie für plötzlichen Wandel, Überraschung und Neuerung. Es wurden geradezu explosive Situationen angekündigt, die jede*n befürchten ließen, das Leben würde danach nicht mehr dasselbe sein.

Ich spoilere nicht gern – aber so krass war mein Vollmond nicht. Keine Explosion, nicht mal eine klitzekleine Überraschung war drin. Und dafür kann man in der heutigen Zeit wirklich dankbar sein, wenn man bedenkt, dass Uranus ein sogenannter überpersönlicher Planet ist und auf gesellschaftlicher Ebene gedeutet wird. Der Blick in die Welt lässt es leider an explosiven Situationen nicht mangeln. Grauenvolle Dramen spielen sich rund um den Globus ab. So wie das Zeichen Wassermann für Polarität und Extreme steht, so extrem zeigen sich auch die politischen Entwicklungen.  

Löwe-Vollmond: Aktuelle Transite im persönlichen Horoskop

Doch natürlich schauen wir auch immer auf die Transite in unserem persönlichen Horoskop, um herauszufinden, was die aktuellen Planetenkonstellationen über unser Leben verraten.

Was ist ein Transit? Unser Horoskop zeigt, wie die Planeten zum Zeitpunkt unserer Geburt standen. Diese Positionen sind unveränderlich. Aber die Planeten bleiben ja nicht stehen, sondern wandern weiter. Wo sie aktuell in einem persönlichen Horoskop stehen, nennt man einen Transit. Vereinfacht ausgedrückt am Beispiel des Planeten Venus: Es gibt eine Geburts-Venus (die Venus in deinem Horoskop – unveränderlich) und es gibt eine Transit-Venus (veränderlich – steht immer an einer anderen Position).

Um den Vollmond gut für sich nutzen zu können, sollte man auch das Wissen darum haben, wo Mond und Sonne aktuell durch das persönliche Horoskop ziehen.

Mal grundsätzlich: Beim Vollmond stehen sich Sonne und Mond im Tierkreis gegenüber. Am 12.02.2025 stand der Mond im leidenschaftlichen Zeichen Löwe und die Sonne gegenüber in Wassermann. Wichtig zu schauen, ist dementsprechend: Wo befinden sich diese Zeichen in deinem persönlichen Horoskop.

In meinem Fall ereignete sich der aktuelle Vollmond in den Häusern 4 und 10 – also auf der Häuserachse, die für "Heim und Familie" (4) und "Beruf und Berufung" (10) stehen. Um genau diese Themen ging es also für mich bei diesem Vollmond.

Damit immer noch nicht genug. Eine Freundin wies mich darauf hin, dass ich berücksichtigen müsse, was beim letzten Neumond in Löwe/Wassermann passiert sei, wenn ich diesen Vollmond richtig nutzen wolle.

Besagte Freundin schlug eines ihrer zahlreichen wie wunderschönen Journals auf, um in ihrer Vergangenheit zu stöbern. Ich muss an dieser Stelle wohl kaum erwähnen, dass sie Krebs ist. Ein typischer Teil dieses Sternzeichens ist sein Blick in die Vergangenheit. Wie kaum ein anderes Zeichen schaut er mutig zurück und arbeitet fleißig auf – das macht seine emotionale Tiefe aus und ist Teil seiner Liebe für seine (Wahl-)Familie.

Ich mag diese Nostalgie. In dieser Situation beneidete ich meine Freundin, denn sie wusste sofort, was sie am 04.08.2024 getan hatte.

Ich sollte mehr journaln, dachte ich und erinnerte mich an diese traumhaft schönen Bücher, die ich immer mal wieder verschenke, wenn ich keine echte Geschenkidee habe und die ich natürlich auch selbst schon oft geschenkt bekommen habe. Mir fielen auch die bunten Stifte ein, die sich, versteckt in einer kleinen Holzkiste im Schrank, nach Benutzung sehnen.

Tagebuch schreiben mit Merkur im Zeichen Fische

Doch würden mich Journal und umfangreiches Stiftsortiment in Zukunft vor solchen Vergangenheitswissenslücken retten? War ich überhaupt noch in der Lage, Tagebuch zu schreiben? (So hieß das früher, bevor man es "Journaln" nannte.)

In der Vergangenheit hatte ich Tagebuch geführt, sogar recht früh damit angefangen. Vielleicht, weil ich keine Freund*innen hatte. Kaum konnte ich den Füller halten, kaufte ich auch schon das erste Tagebuch. Kürzlich machte ich mir den Spaß, die Bücher – immerhin drei Stück – vom Schrank herunterzuholen und darin zu lesen, obwohl das dann doch kein Spaß im herkömmlichen Sinne war.

Ein grünes kleines Buch mit zwei gezeichneten Kindern liegt auf einem Holztisch. | © Privatarchiv
Foto: Privatarchiv
Hat alle Umzüge überstanden: Mein erstes Tagebuch hatte ich im Alter von zehn Jahren.

An dieser Stelle muss ich gestehen: Mein Merkur – der Planet des Denkens, Schreibens und Kommunizierens – steht bei mir im 5. Haus im Zeichen Fische. Bedeutet in Kurzform: Das kreative Schreiben und das Schreiben über Gefühle stehen bei mir unter einem guten Stern.  Wenn ich allerdings nicht diszipliniere, ist mein Schreibstil eher diffus, blumig und indifferent.

Typisch Fische: Scheu und sensibel

Der Merkur meiner Freundin steht übrigens – so wie ihre Sonne – im Zeichen Krebs. Ich glaube, es macht ihr nichts so viel Freunde, wie ihre vergangenen Erlebnisse für die Ewigkeit festzuhalten. Ich beschließe, ihr zum nächsten Geburtstag das schönste Journal zu schenken, was man für Geld bekommen kann.

Was aber lese ich mit meinem Fische-Merkur in meinen Tagebüchern? Epische Beschreibungen dessen, wie ich mich fühle, weil irgendetwas passiert oder eben nicht passiert ist. Was genau meine Gefühle ausgelöst hat und was ich möglicherweise erlebt haben könnte, steht hier nicht. Vielleicht war irgendeine Freundin blöd zu mir, der Typ, in den ich aktuell verliebt war, würdigte mich keines Blickes, meine Eltern verstanden mich einfach nicht. Etwas in der Art. Klare Fakten sind meinem Geschreibsel nicht zu entnehmen.

Mein Tagebuch hilft mir überhaupt nicht, mich daran zu erinnern, was in meiner Kindheit und Jugend passiert sein könnte. Ich weiß nur, dass ich irgendwie traurig war, wie man das eben in diesem Alter ist.

In diesem Moment wünschte ich mir einen Jungfrau-Merkur, der alle Ereignisse schon im Alter von 10 Jahren in einer Excel-Liste erfasst haben dürfte. Aber an dem Merkur in meinem Geburtshoroskop ist jetzt nicht mehr zu rütteln. Ich tröstete mich damit, dass ich ganz passable Songtexte schreibe und früher auch Gedichte verfasst habe, die sogar in einem Buch meiner Jugendschreibwerkstatt veröffentlicht wurden.

Neue Arbeitsroutinen: Das Beste aus diesem Vollmond herausholen

Habe ich in den letzten 30 Jahren eventuell neue Skills entwickelt, die mich zum Journaln befähigen? Ich bin nicht überzeugt. Die bunten Stifte drapiere ich demonstrativ auf meinem Schreibtisch, weil sie dort so schön aussehen und weil ich sie auch für die nächste Einkaufsliste verwenden kann. Das Journal hebe ich auf. Dafür wird sich bestimmt eine sinnvollere Verwendung finden. Vielleicht fange ich ja in der Rente wieder an, Gedichte zu schreiben – dafür ist es perfekt.

Stattdessen konzentriere ich mich an diesem Löwe-Vollmond-Tag auf das Hier und Jetzt. Gut, dass ich Urlaub habe und mir dafür Zeit nehmen kann. Mein iPad im Gepäck fahre ich zu meiner Freundin und nach dem Frühstück beginne ich, mir eine neue Tagesroutine zu erarbeiten.

  • Wie will ich in den Tag starten?
  • Wie gestalte ich meinen Arbeitsablauf interessant und effektiv?
  • Welche Workflows kann ich optimieren? Wie bekomme alle Daily Doings unter?
  • Wie viel Zeit will ich mir wofür nehmen?
  • Welche Projekte und damit verbundenen Aufgaben sind besonders erfolgversprechend?

Nicht zu fassen, aber ich brauche drei Stunden, um meine neue Routine zu planen. Danach bin ich nicht nur extrem stolz auf mich, denn für solche "Arbeiten" bleibt selten Zeit, sondern auch hoch motiviert.

Ich hatte einen herrlichen Vormittag bei meiner Bestie – also mit meiner Wahlfamilie – und damit habe ich mich glücklich gemacht und mein 4. Haus bedient. Auch im Sinne der Beruf/Berufungs-Achse vom 10. Haus hätte ich gar nichts Besseres an diesem Vollmond tun können, als mich mit der Konzeptionierung von Arbeitsroutinen zu beschäftigen.

Das Uranus-Quadrat habe ich auch berücksichtigt, denn ich werde neue Wege beschreiten und noch effektiver arbeiten. Und: Bei meiner Planung ist mir ganz sicher auch das Wissen der Lektüre diverser Zeitmanagementbücher zugutegekommen – gut möglich, dass ich das Letzte am 04.08.2024 gelesen habe.

Verpasse nicht das aktuelle Mondhoroskop und lies auch dein Tageshoroskop!

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