Sind es Hämorrhoiden oder eine Analthrombose?
Ein dunkler, schmerzender Knoten am After – Alarmzeichen? Wahrscheinlich nicht, es ist oft eine Analthrombose. Sie trifft fast jede*n irgendwann.
Veränderungen und Schmerzen "da unten" und "da hinten" sind immer noch Tabuthemen. Deshalb sind auch häufige Erkrankungen der Analregion so gut wie unbekannt, zumindest bis sie einen selbst treffen.
Wenn plötzlich ein schmerzender Knubbel am After auftaucht, denken viele zunächst an eine Hämorrhoide oder bekommen gar Panik, es mit einem Tumor zu tun zu haben. Die wahre Ursache ist jedoch häufig eine Analthrombose.
Proktolog*innen – also Ärzt*innen, die auf Krankheiten des Enddarms spezialisiert sind – sehen sie in der Praxis regelmäßig und erleben nach der Diagnose bei ihren Patient*innen Überraschung und Unwissen.
Analvenenthrombosen treffen uns fast alle
"Analvenenthrombosen sind ein viel häufigeres Problem als angenommen und betreffen zu einem großen Teil junge Menschen zwischen 20 und 50. Kaum jemand wird in seinem Leben davon verschont bleiben, allerdings wird eine Analthrombose oft gar nicht als solche erkannt und ist natürlich auch ein Tabu-Thema.
Leute sagen höchstens 'Ich hatte da mal eine schmerzhafte Hämorrhoide'", berichtet der Münchner Proktologe Dr. Bernhard Hofer.
Im Interview erklärt er hier was eine Analthrombose für Symptome verursacht, wie die Diagnose und Behandlung abläuft und wie sich die Knubbel von anderen Beschwerden wie Hämorrhoidalleiden oder Abszessen unterscheiden lassen.
Was sind die Symptome einer Analthrombose?
Dr. Hofer: "Eine Analthrombose zeigt sich als Knubbel – reiskorn- bis pflaumengroß – am Eingang des Analkanals. Der Knoten fühlt sich glatt an und scheint bläulich bis schwarz durch die Haut, dies ist das geronnene Blut in seinem Inneren.
Die Analvenenthrombose verursacht meist am Anfang ein Druckgefühl und Schmerzen, die sich innerhalb von ca. einer Woche wieder legen. Seltener platzt sie von selbst auf und der Patient findet Blutspuren in der Unterwäsche.
Das ist kein Grund zur Sorge, denn es handelt sich nicht um eine aktive Blutung, sondern um das sich wieder auflösende, geronnene Blut in dem Thromboseknoten."
Wie kommt es zu einer Analthrombose?
Dr. Hofer: "Venen sind die Blutgefäße, die das Blut aus dem Körper zurück zum Herzen führen. Ein Venengeflecht durchzieht auch den Analbereich als feine Adern.
Wenn sich Druck in der Bauchhöhle aufbaut, z.B. bei schwerem Heben oder Pressen, wird das Blut zurück in die Vene gepumpt, der Blutfluss bleibt "stehen" und das Blut gerinnt – ein Klumpen bildet sich."
Ist eine Analvenenthrombose gefährlich?
Dr. Hofer: "Beim Wort 'Thrombose' denken die meisten Menschen zunächst an die bekannten tiefen Beinvenenthrombosen, die eine lebensgefährliche Lungenembolie auslösen können. Damit hat eine Analvenenthrombose zum Glück nichts zu tun.
Durch die Lage im Körper und der Eigenschaften der Venen dort, kann sich kein Blutpfropfen lösen und bis zur Lunge vordringen. Eine Analthrombose ist generell ungefährlich und braucht in den meisten Fällen auch keine besondere Behandlung."
Wie sieht bei Analthrombose die Behandlung aus?
Dr. Hofer: "Wenn Menschen unter Schmerzen wegen eines Knotens im Analbereich zum Arzt müssen, sind sie natürlich besorgt und verunsichert. Wir können eine Analthrombose recht schnell diagnostizieren und oft ist schon allein die Gewissheit, keine gefährliche Krankheit zu haben, sehr hilfreich für Patienten.
Sie können erstmal nur abwarten, in den allermeisten Fällen verschwindet eine Analvenenthrombose ungefähr innerhalb eines Monats von selbst, weil der Körper geronnenes Blut abbaut.
Gegen die Schmerzen empfehle ich gängige rezeptfreie Schmerzmittel wie z.B. Ibuprofen und falls Patienten dem schmerzenden Knoten lokal behandeln wollen, gibt es auch spezielle Salben.
Sie enthalten betäubende Wirkstoffe und sind ebenfalls rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Es geht vor allem darum, die akute Situation erträglicher zu machen, die Schmerzen sind an den ersten zwei bis drei Tagen am stärksten, weil sie entstehen, wenn die Venenwand gedehnt wird. Danach legen sich normalerweise etwa innerhalb einer Woche wieder.
Ich würde in der Regel nicht empfehlen, den Knubbel chirurgisch zu entfernen, weil die entstehende Wunde wahrscheinlich länger besteht und schmerzhafter ist, als es die Analthrombose an sich wäre. Außerdem kann es sein, dass sich nach der Entfernung in dem Hohlraum sofort eine neue Thrombose bildet, der Eingriff also umsonst war."
Was sind Risikofaktoren für eine Analthrombose?
Dr. Hofer: "Generell kann eine Analthrombose wirklich jede und jeden treffen, Situationen, in denen Druck auf dem Unterleib ausgeübt wird, begünstigen sie. Das kann z.B. beim Gewichtheben vorkommen, während des Gebärvorgangs oder auch nur bei Husten oder starkem Pressen auf der Toilette."
Wie grenzt man eine Analthrombose von Hämorrhoiden, Krebs umd Co ab?
Dr. Hofer: "Für Proktolog:innen ist eine Analvenenthrombose meist leicht zu erkennen, schon allein, weil wir sie so häufig bei unseren Patienten sehen. Andere Ursachen für einen Knoten im Afterbereich kann man anhand verschiedener Eigenschaften abgrenzen, z.B.:
- Hämorrhoiden sind in der Farbe eher rosa bis rot, sie sind Gewebepolster am Abschluss des Enddarms. Jeder Mensch hat sie und sie sind nicht krankhaft. Sie fallen erst auf, wenn sie vergrößert sind und aus dem Analkanal nach außen gedrückt werden und Brennen und Jucken verursachen. Ärzte können sie einfach von einer Analthrombose abgrenzen, da sie typischerweise die Oberflächenstruktur der Schleimhaut des Enddarms aufweisen."
- Abszesse oder Fisteln entstehen, wenn bei einer Entzündung Eiter im Gewebe eingeschlossen wird, das kann auch im Analbereich passieren. Dadurch kann sich ein schmerzender Knoten unter der Haut bilden. Allerdings ist die Umgebung meistens rot und geschwollen und die Schmerzen nehmen mit der Zeit zu und nicht ab.
- Tumore sind im Bereich des Afters insgesamt eher selten, aber natürlich ist dies oft der erste Gedanke, wenn jemand einen Knoten am Po ertastet – das kann auch Analkrebs sein. Anders als eine Analthrombose treten Tumoren aber normalerweise nicht so plötzlich auf. Für Proktolog*innen können ist eine Analvenenthrombose leicht zu erkennen und von Krebs zu unterscheiden. Sollten wirklich Zweifel bestehen, kann ausnahmsweise eine Entfernung zur mikroskopischen Untersuchung des Knotens erforderlich werden."
Wichtig: "Wenn eine Analthrombose nicht innerhalb eines Monats stark schrumpft oder verschwindet und Schmerzen bestehen bleiben oder sogar zunehmen, müssen Sie unbedingt noch einmal zum Arzt.
All das können Hinweise sein, dass es sich doch nicht um eine Analthrombose, sondern etwas anderes handelt. Dann sind weitere Untersuchungen nötig, um zu bestimmen, was genau in dem Knoten steckt.
Bei der Analthrombose handelt es sich salopp gesagt um eine Diagnose, bei der man den Arzt nur braucht, um sicherzugehen, dass man den Arzt nicht braucht."
Hämorrhoiden werden oft durch Verstopfung begünstigt, die viele Frauen betrifft. Gegen eine träge Verdauung und die unangenehmen Folgen können Sie selbst mit Hausmitteln gegen Verstopfung viel tun. Und gegen Hämorrhoiden gibt es ebenfalls wirksame Hausmittel.
Unser Experte: Dr. Bernhard Hofer ist Facharzt für Facharzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie, Proktologie mit eigener Praxis in München.