Fibromyalgie: Diese Symptome sind typisch
13 Symptome sind relevant, um Fibromyalgie zu diagnostizieren – und diese sind vielfältig. Lesen Sie hier, welche es sind und wie die Erkrankung behandelt werden kann.
Kopfschmerzen, Gliederschmerzen aber auch Darmsbeschwerden – Patient*innen, die an Fibromyalgie leiden, sind häufig von Pontius zu Pilatus gelaufen bis sie eine zutreffende Diagnose erhielten. Denn die Symptome der Erkrankung sind vielfältig. Auf welche Anzeichen Sie achten sollten, erfahren Sie hier.
Fibromyalgie: Typische Symptome
Das Problematische am Fibromyalgiesyndrom (kurz FMS) ist: Mit gängigen Diagnose-Methoden wie Röntgen, MRT und Laboruntersuchungen lässt sich nur ausschließen, dass es sich um rheumatoide Arthritis oder Arthrose handelt. Einen Nachweis für den chronischen Faser-Muskel-Schmerz, so eine andere Bezeichnung für Fibromyalgie, bringen all diese Tests nicht. Die einzigen Hinweise liefern dann die Symptome. Und die können mitunter sehr unterschiedlich ausfallen.
Symptome der Fibromyalgie reichen von Schmerzen bis zur depressiven Verstimmung
Die 13 wichtigsten Anzeichen des Syndroms sind:
- Chronischer Schmerz, meist über Monate hinweg und an wechselnden Stellen des Körpers. Dabei sind vor allem Rücken, Nacken, Brustkorb und die Gelenke der Arme, Hände, Beine und Füße betroffen. Der Schmerz wird meist als dumpf und brennend empfunden. Auch das Raynaud-Syndrom kann als Symptom auftreten, ebenso wie das Restless-Legs-Syndrom.
- Nicht nur Gelenke schmerzen, sondern auch Muskelpartien. Es kommt zu Verspannungen und Schmerzen, die sich ähnlich anfühlen wie ein heftiger Muskelkater.
- Erhöhte Druckempfindlichkeit an bestimmten Stellen des Körpers, den 18 sogenannten Tenderpoints, galten lange Zeit als spezielle Diagnosepunkte. Sie sind häufig dort zu finden, wo Sehnen an den Muskeln ansetzen. War an mindestens elf dieser Punkte die Druckschmerzempfindlichkeit erhöht, untermauerte dies den Verdacht auf ein Fibromyalgie-Leiden. Mittlerweile sind diese Tenderpoints aber keine hinreichenden Kriterien mehr.
- Erschöpfung, Konzentrationsschwäche und ständige Müdigkeit/Fatigue bis hin zum Chronischen Erschöpfungssyndrom.
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Morgensteifigkeit der Gelenke
- Kreislaufbeschwerden
- Reizdarm (Bauchschmerzen, Darmkrämpfe, wechselnd Durchfall und Verstopfung)
- Reizblase (Druck auf der Blase, häufiger Harndrang)
- trockene, empfindliche Haut, trockene Schleimhäute, auch geschwollene Augen
- Überempfindlichkeit gegenüber Kälte, Licht, Lärm, teilweise Sehstörungen
- psychische Probleme wie Ängste, innere Unruhe oder depressive Verstimmungen
Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, hängt individuell von der Verfassung der Betroffenen ab und ist auch tagesabhängig. So kann Kälte die Schmerzen verstärken. Betroffene merken aber auch Verschlechterungen bei emotionalem Stress. Die Fibromyalgie löst damit auch Schmerzen aus, die durch Gefühle verursacht werden können.
Störung der Schmerzverarbeitung als mögliche Ursache der Fibromyalgie
Warum Muskeln und Gelenke schmerzen und eine allgemeine Überempfindlichkeit besteht, hat die Forschung noch nicht herausgefunden. Vermutet wird, dass die Schmerzverarbeitung im Gehirn zu stark reagiert. Reize, die normalerweise kaum weh tun, führen bei Patienten mit Fibromyalgie zu einem deutlichen Schmerz.
Vermutet werden unter anderem hormonelle Veränderungen. Bei Fibromyalgie-Patienten konnte anhand von Untersuchungen etwa festgestellt werden, dass Botenstoffe aus dem Gleichgewicht geraten sind.
Viele Nichtbetroffene denken – auch, weil die Krankheit so wenig erforscht und verstanden ist –, dass sich Patienten die Schmerzen und Fibromyalgie-Symptome nur einbilden. Es handelt sich jedoch um tatsächlich empfundene Schmerzen.
Die Behandlung von Fibromyalgie: Diese Therapie-Bausteine gibt es
Heilbar ist Fibromyalgie bis heute noch nicht, gängige Schmerzmittel zeigen sich als wirkungslos. Setzt die Behandlung jedoch frühzeitig ein, verschwinden die Schmerzen immerhin bei jedem zweiten Patienten auf Dauer. Vor allem Bewegung kann vielen helfen, denn viele Patienten leiden unter hohen Muskelverspannungen, die wiederum zu stärkeren Schmerzen führen, da bestimmte Bewegungen gemieden werden, die nun einmal schmerzen. Aber Bewegung bringt auch eine Entspannung der Muskulatur mit sich. Jedoch gibt es kein allgemeingültiges Rezept für eine hilfreiche Therapie – vielmehr muss hier ganz individuell und auf den Patienten abgestimmt entschieden werden.
Zur Therapie der Fibromyalgie gehören folgende Maßnahmen:
- Ausdauertraining: flottes Spazierengehen, Nordic Walking oder Fahrradfahren, pro Woche dreimal für mindestens 30 Minuten, auch Schwimmen oder Tanzen
- Funktionstraining: Gymnastik oder Wassergymnastik, um Gelenke und Muskeln gezielt zu stärken
- Physikalische Therapie: Wärmebehandlungen helfen den meisten, wobei Kälte Schmerzen meist verstärkt. Manchen Patient*innen scheint aber eine Ganzkörperkältetherapie zu helfen. Ansonsten wirken medizinische Bäder im Rahmen einer Balneotherapie schmerzlindernd. Vorsicht: Massagen werden nicht empfohlen.
- Entspannungstraining: etwa Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, autogenes Training oder auch Yoga, Tai Chi oder Quigong
- Verhaltenstherapie, um zu lernen, mit dem Schmerz besser umzugehen.
- Medikamente: zeitlich befristet Antidepressiva und auch Antikonvulsiva. Die blockieren bestimmte Botenstoffe in der Schmerzübertragung; normale Schmerzmittel besser nicht, wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) in ihren aktuellen Leitlinien zur Behandlung der Fibromyalgie betont.
- Vegetarische Ernährung bei Fibromyalgie: Patienten berichten, dass der Verzicht auf Fleisch und Wurst ihre Beschwerden lindert. Nachgewiesen ist dies aber nicht.
Heilbar ist die Fibromyalgie nicht. Doch wenn sie einmal als solche erkannt wurde, können Betroffene lernen, sie mit der richtigen Therapiekombination zu beherrschen. Körperliche, bleibende Schäden bleiben glücklicherweise keine zurück.
Warum Schmerzmittel nicht helfen
Zwar leiden Fibromyalgie-Patienten vor allem an Schmerzen, doch wird vom Gebrauch von klassischen Schmerzmitteln abgeraten – auch, weil sie gar nicht richtig wirken können und im schlimmsten Fall abhängig machen. Denn ursächlich für FMS sind nicht Entzündungsreaktionen, auf die Schmerzmittel wie Ibuprofen aber zugeschnitten sind. Und gerade bei Schmerzmitteln mit Opioiden ist Vorsicht geboten, denn diese können schnell abhängig machen. Die Leitlinie Fibromyalgie für Patienten der Deutschen Schmerzgesellschaft bietet eine weitere Übersicht.
In Deutschland sind rund drei bis vier Prozent der Bevölkerung von Fibromyalgie betroffen, die meisten davon sind Frauen. Die Dunkelziffer liegt jedoch vermutlich viel höher, weil sich die Diagnose ausschließlich auf die Symptome stützt und es bis dato keinen zuverlässigen Test auf die Schmerzkrankheit gibt.
Noch nicht lange als Krankheitsbild akzeptiert
Immer mehr wird versucht, die Krankheit ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. So setzt sich auch Lady Gaga dafür ein, dass endlich mehr Verständnis dafür aufgebracht wird. Die Künstlerin leidet selbst an Fibromyalgie.
Das Problem war lange Zeit, dass das "Weichteilrheuma", wie die Fibromyalgie lange bezeichnet wurde, nicht als Krankheit anerkannt worden war, weil die Diagnose eben so schwierig ist. Betroffene wurden als "Simulanten" verschrien, was noch mehr auf die Psyche schlug. Ähnliches Verhalten gab und gibt es noch immer bei psychischen Erkrankungen wie Depression oder auch beim Burnout-Syndrom. Doch mittlerweile gibt es Studien sowie viele belastbare Daten – Fibromyalgie ist als Krankheit mit sehr hohem Leidensdruck akzeptiert.