Reden, zuhören, verstehen

Kommunikation als Schlüssel: So bleibt die Beziehung trotz schwerer Krankheit stabil

Zu sehen ist ein älteres Paar. Die Frau sitzt auf der Couch und der Mann steht hinter ihr und hält ihre Hand.
© Shutterstock/Mangkorn Danggura
Eine schwere Krankheit ist eine Belastungsprobe für die Beziehung, aber mit der richtigen Kommunikation können auch diese Zeiten als Paar überstanden werden.

Eine chronische oder schwere Krankheit stellt jede Beziehung auf die Probe. Erfahre hier, wie Kommunikation dabei helfen kann, die Liebe und Verbindung zu stärken.

Es beginnt oft ganz unscheinbar. Eines Tages fällt dir auf, dass dein*e Partner*in immer erschöpft wirkt, oder dass die Schmerzen, über die er oder sie seit Wochen klagt, einfach nicht verschwinden wollen. Nach den ersten Arztbesuchen ist die Diagnose schließlich da – eine chronische oder schwere Krankheit. Und plötzlich verändert sich alles: die gemeinsamen Pläne für die Zukunft, der Alltag, der zuvor so selbstverständlich war, und die Art, wie ihr miteinander umgeht. Auf einmal dreht sich vieles um Arzttermine, Medikamente und Einschränkungen, die früher undenkbar schienen.

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In solchen Zeiten gerät auch die Liebe auf den Prüfstand. Was vorher noch wie ein starkes Fundament erschien, wird nun von Unsicherheiten, Ängsten und dem Gefühl, überfordert zu sein, erschüttert. Es ist leicht, in einem Strudel aus Sorgen und Stress zu versinken.

Doch genau hier kommt die Kraft der Kommunikation ins Spiel. Wenn Worte ausbleiben, entsteht Raum für Missverständnisse, Verletzungen und Entfremdung. Aber wenn ihr miteinander redet, ehrlich über eure Ängste und Bedürfnisse sprecht und aktiv zuhört, kann die Beziehung auch in den schwersten Zeiten wachsen und stärker werden.

1. Schritt: Sprecht über die Veränderung des Alltags durch die Krankheit

Eine chronische oder schwere Krankheit stellt nicht nur die Betroffenen vor immense Herausforderungen, sondern auch die Partner*innen. Physisch kann es bedeuten, dass die Betroffenen mit ständiger Müdigkeit, Schmerzen oder körperlichen Einschränkungen leben müssen. Aktivitäten, die früher selbstverständlich waren, wie gemeinsame Ausflüge oder auch einfache Haushaltsaufgaben, werden plötzlich zu großen Hürden.

Auf der anderen Seite stehen die Partner*innen, die oft versuchen, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen und den Alltag so normal wie möglich zu gestalten – doch auch hier kommen Erschöpfung und Überforderung ins Spiel.

Psychisch sind die Belastungen nicht weniger schwerwiegend. Erkrankte kämpfen möglicherweise mit Gefühlen von Schuld und Hilflosigkeit, da sie nicht mehr im gewohnten Maß zum gemeinsamen Leben beitragen können. Gleichzeitig müssen die Partner*innen oft die eigenen Ängste und Sorgen unterdrücken, um stark zu sein.

Solche inneren Kämpfe können leicht zu Spannungen und Missverständnissen führen. Die Veränderung der Routinen, Rollenverteilung und Beziehungsdynamik bringt Unsicherheiten mit sich – wer übernimmt welche Aufgaben, wie verändert sich die Intimität und wie geht ihr mit den neuen Herausforderungen um? Gerade diese Fragen müssen offen kommuniziert werden, um gemeinsam einen neuen, tragfähigen Weg zu finden.

Schritt 2: Offene Gespräche – Reden, Zuhören und Verstehen

Es ist ganz normal, sich zunächst zu fragen, wie man die Kommunikation in solch herausfordernden Zeiten überhaupt verbessern kann – wo soll man anfangen, wenn alles plötzlich so kompliziert wirkt? Oft scheint es überwältigend, doch schon kleine Schritte können den ersten wichtigen Unterschied machen.

  1. Offene und ehrliche Gespräche: Wenn du und dein*e Partner*in über Ängste, Bedürfnisse und Grenzen sprecht, schafft ihr Raum für Verständnis und Unterstützung. Es ist entscheidend, über die eigenen Gefühle zu sprechen, auch wenn es schwerfällt. Viele Paare vermeiden solche Gespräche aus Angst, den anderen zu belasten, aber gerade in solchen Momenten kann Ehrlichkeit helfen, die Verbindung zu stärken und Missverständnisse zu vermeiden.
  2. Aktiv zuhören: Wenn du deinem/deiner Partner*in zuhörst, ohne zu urteilen oder Lösungen vorzuschlagen, schaffst du Vertrauen. Es geht darum, präsent zu sein und dem anderen das Gefühl zu geben, gehört und verstanden zu werden. Oft ist es nicht nötig, jedes Problem sofort zu lösen – manchmal reicht es, einfach da zu sein und zuzuhören.
  3. Nonverbale Kommunikation: Mimik, Gestik und kleine Gesten können oft mehr ausdrücken als Worte. Ein liebevoller Blick, eine sanfte Berührung oder ein aufmerksames Lächeln zeigen deinem/deiner Partner*in, dass du an seiner Seite bist, selbst wenn die Worte fehlen.

Schritt 3: Findet die richtigen Kommunikationsstrategien

  1. Bewusst Gespräche planen: Um die Kommunikation in schwierigen Zeiten zu verbessern, ist es hilfreich, regelmäßige Gespräche einzuplanen. Findet bewusst Zeiten, in denen ihr ungestört seid und in Ruhe über eure Gedanken und Gefühle sprechen könnt. Diese Momente der Ruhe und Achtsamkeit schaffen den nötigen Raum, um sich wirklich aufeinander einzulassen, ohne von Alltagsstress oder Ablenkungen überwältigt zu werden.
  2. Ich-Botschaft verwenden: Ein weiterer wichtiger Schritt ist, deine Gefühle klar und offen auszudrücken. Mit "Ich"-Botschaften lässt sich vermeiden, dass das Gegenüber sich angegriffen fühlt. Anstatt zu sagen: "Du kümmerst dich nie um meine Bedürfnisse", könntest du formulieren: "Ich fühle mich manchmal überfordert und brauche mehr Unterstützung." So werden Missverständnisse vermieden und eine offene Atmosphäre gefördert, in der beide Seiten gehört werden.
  3. Paartherapie: In einem geschützten Rahmen können beide Partner*innen offen über ihre Ängste, Sorgen und Belastungen sprechen, ohne den anderen zu verletzen oder zu überfordern. Ein*e Therapeut*in unterstützt dabei, konstruktive Wege zu finden, mit der veränderten Lebenssituation umzugehen, und bietet Strategien, um Konflikte zu lösen, die durch die Krankheit entstehen können.

Schritt 4: Sucht euch externe Unterstützung

Auch wenn es oft schwerfällt: Man braucht auch oft die Unterstützung von außerhalb. Beratungsstellen bieten oft professionelle Beratung durch geschulte Fachkräfte an, die dabei helfen, neue Kommunikationswege zu finden und emotionale Belastungen gemeinsam zu bewältigen. Dort gibt es auch oft Informationen zu weiterführenden Angeboten, wie beispielsweise Selbsthilfegruppen. 

In Selbsthilfegruppen treffen sich Paare oder Einzelpersonen, die ähnliche Herausforderungen erleben. Der Austausch in einer solchen Gruppe schafft Verständnis und Solidarität und kann praktische Tipps für den Alltag liefern. Viele Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sind regional organisiert und einfach über das Internet oder über ärztliche Empfehlungen zu finden.

Mit Kommunikation gemeinsam stark bleiben

Auch wenn die Zeiten nicht einfach sein werden, können euch diese Kommunikationstipps dabei unterstützen, der Krankheit als Paar entschlossen gegenüberzustehen. Offen miteinander zu sprechen, einander zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden, stärkt eure Verbindung und schafft Halt inmitten der Herausforderungen. Jede Hürde, die ihr gemeinsam meistert, zeigt, wie viel Kraft in eurer Beziehung steckt. Mit Geduld und Verständnis könnt ihr zusammen diese Krise überstehen und als Paar sogar gestärkt daraus hervorgehen.

Auch im Job können Probleme bei chronischen oder schweren Krankheiten auftreten. Wie du dich verhältst, erfährst du bei BILD der FRAU.

Weitere spannende Ratgeberartikel findest du auf der BILD der FRAU Themenseite.

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