Ohne Versprechungen und kindgerecht

Wenn Mama oder Papa krank sind: Tipps, um Kindern schwere Krankheiten zu erklären

Eine junge Frau in grauem Cardigan sitzt beruhigend neben einem nachdenklichen Mädchen mit blondem Pferdeschwanz auf einem Sofa.
© Adobe Stock/fizkes
Es mag schwerfallen, mit dem eigenen Kind über die Krankheit von Mama oder Papa zu sprechen, aber es ist notwendig.

Erkrankt ein Elternteil schwer, stellen sich betroffene Mütter und Väter oftmals die Frage, wie sie ihr Kind über die Krankheit informieren sollen. Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch, wie vermittelt man Informationen über die Erkrankung ohne Angst zu schüren und welche Hilfsmittel gibt es womöglich? Bei solchen Fragen können Tipps helfen, wie innerhalb der Familie mit Kindern über schwerwiegende oder andauernde Krankheiten gesprochen werden kann.

Am liebsten möchte man die eigenen Kinder in ihrer kunterbunten Welt ihre Kindheit genießen lassen. Doch leider erfordern manche Situationen im Leben, dass Eltern mit ihren Kindern über ernste Themen reden. Dazu gehören Krankheiten, die im Kreis der Familie auftreten.

Ist Opa beispielsweise an Demenz erkrankt, leidet die ältere Schwester an einer psychischen Erkrankung oder hat Mama eine sichtbare, chronische Schuppenflechte oder ein Familienmitglied gar Krebs, ist es an Zeit, mit dem Kind über die Krankheit zu reden. Damit diese schwierige Aufgabe ein wenig leichter fällt, kann es helfen, sich mit folgenden Tipps auf das wichtige Eltern-Kind-Gespräch vorzubereiten.

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Wie sagt man dem eigenen Kind, dass Papa oder Mama krank sind?

Vorab ist zu sagen: Rede auf jeden Fall mit deinem Kind über deine Krankheit oder die Erkrankung eines/einer Angehörigen. Lasse dieses Thema nicht zum Tabu werden. Kinder spüren sowieso, dass etwas nicht stimmt. Sie bemerken es, wenn Eltern sich Sorgen machen oder Ängste ausstehen.

Wenn in einem solchen Fall schließlich keine offene Kommunikation innerhalb der Familie stattfindet, macht sich dein Kind womöglich seine eigenen Gedanken dazu. Es wird versucht, sich das Nichtausgesprochene selbst zusammenzureimen und zu erklären. Dass dies aufgrund der sprudelnden kindlichen Fantasie nicht immer gut geht, muss wahrscheinlich nicht extra angemerkt werden. Daher ist es wichtig, dass du das Gespräch mit dem Nachwuchs suchst. Gern kannst du dir als Vorbereitung darauf, die folgenden Empfehlungen durchlesen.

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Es gibt kein Patentrezept, das Eltern verrät, wie sie ihr Kind von ihrer eigenen Krankheit oder der des/der Partner*in in Kenntnis setzen. Jedes Kind ist einzigartig und reagiert anders. Doch die folgenden Hinweise können in den meisten Fällen verhindern, dass unbändige Sorgen und Ängste entstehen.

Stabilisiere dich zuerst selbst

Hast du oder dein*e Partner*in eine Krankheit diagnostiziert bekommen, die dir selbst seelische Probleme bereitet, sorge dich zuerst um dich. Durch Gespräche mit der/dem Partner*in, Freund*innen und der Familie, aber auch mithilfe von Psycholog*innen kannst du dein seelisches Wohlergehen stärken, um anschließend mit deinem Kind über die Erkrankung zu sprechen. Du solltest das Eltern-Kind-Gespräch jedoch nicht zu lang aufschieben. Je früher du in der Lage bist, dein Kind zu informieren, desto weniger Raum bleibt ihm für selbst kreierte Erklärungsversuche.

Sich Zeit nehmen, um Kindern Krankheiten zu erklären

Um deinem Kind die Krankheit von Mama oder Papa zu erklären, solltest du dir genügend Zeit nehmen. Das bedeutet: Das Gespräch sollte nicht zwischen Tür und Angel stattfinden und auch nicht abends vor dem Schlafengehen. Wähle stattdessen lieber einen ruhigen Wochenendtag, an dem ihr euch gemeinsam hinsetzt und kein weiterer Termin ansteht. Denn nach dem Gespräch sollte dein Kind besser nicht allein sein.

Kommen noch Fragen auf, kann es sich direkt noch mal an Mama oder Papa wenden. Ein wenig schöne, spielerische Ablenkung zu zweit oder zu dritt tut deinem Kind ebenfalls gut, um das Gespräch nicht mit diesem schweren Thema enden zu lassen.

Sachverhalt kindgerecht verpacken:

Du solltest Informationen über die Krankheit und die Symptome altersentsprechend vermitteln. Ein Kind im Vorschulalter kennt zum Beispiel Krebs womöglich nur als Tier. Demenz ist dem Kind überhaupt kein Begriff. Hier sollte kindgerecht in einfacher Sprache und ohne Angst zu machen erklärt werden, worin sich die Krankheit äußert und was Mama oder Papa womöglich dadurch gerade nicht mehr tun können. Beispielsweise können auch Bücher für Kinder, die altersgerecht über Krankheiten aufklären*, dabei helfen. Bei älteren Kindern hingegen kann es zunächst zu einer Abwehrhaltung kommen. Wird das Gespräch abgelehnt, solltest du aber dringend später erneut ein Gesprächsangebot machen.

Furchteinflößendes weglassen, aber bei der Wahrheit bleiben

Beängstigende Informationen, beispielsweise, dass ein Elternteil sterben wird, solltest du deinem Kind noch nicht direkt im ersten Gespräch mitteilen. Fange behutsam mit der Thematik an. Es wird weitere Gespräche zwischen euch geben, in denen mehr Informationen ausgetauscht werden können. Zudem solltest du dein Kind sowieso nicht mit jeder Menge Informationen überhäufen, denn gerade jüngere Kinder können so viel Input auf einmal gar nicht verarbeiten, geschweige denn konzentriert bei der Sache bleiben. Vor allem solltest du aber bloße Vermutungen oder unsichere bzw. noch nicht spruchreife Nachrichten erst einmal zurückhalten. Die Wahrheit solltest du jedoch immer sagen. Das ist wichtig für eure Vertrauensbasis zueinander.

Bitte sieh unbedingt auch von Versprechungen ab. Auch wenn du dir so sehr wünscht, dass der Vater oder die Mutter deines Kindes wieder gesund werden, leider gibt es dafür keine Garantie. Kommt es nicht zur Genesung, könnten die falschen Versprechungen zu Zorn dir gegenüber beim Kind führen. Auch Termine, beispielsweise das Entlassungsdatum des Elternteils aus dem Krankenhaus oder der Reha, sollten dem Kind nur mitgeteilt werden, wenn diese auch wirklich feststehen, um unnötige Enttäuschungen in dieser eh schon schwierigen Zeit zu vermeiden.

In der Gegenwart bleiben und Konstantes betonen

Die Zukunft ist besonders für Jüngere sehr abstrakt. Deswegen solltest du dich im Gespräch mit dem Spross auf die aktuelle Situation konzentrieren. Um deinem Kind Halt zu geben, erklärst du ihm, dass sich zwar einiges verändert, zum Beispiel, dass Operationen im Krankenhaus anstehen oder ein geliebter Mensch eventuell stark an Gewicht oder seine Haare verliert, dass aber auch vieles gleich bleibt. Gemeinsame Kuschelstunden am Abend oder zusammen Hörspiele hören bleiben beispielsweise bestehen. Versuche, in diese gemeinsamen Aktivitäten eine Routine zu bringen, soweit es möglich ist. Das gibt deinem Kind Sicherheit. Denn werden Tagesabläufe eingehalten, schaffst das innerlich mehr Ruhe.

Fragen und Freiraum zulassen

Gib deinem Kind das Gefühl, dass es dich jederzeit zu der Krankheit etwas fragen kann. So können kindliche Überlegungen gleich zusammenbesprochen werden und Dinge, die nicht verstanden wurden, noch einmal nachgefragt werden. Lasse deinem Kind außerdem freie, schöne Zeit. Es kann sich nicht alles nur um die Krankheit drehen. Dein Kind muss auch währenddessen Kind sein dürfen und sich mit schönen Aktivitäten vergnügen können.

Schuld und Last nehmen

Solltest du an deinem Kind Anzeichen wahrnehmen, dass es glaubt, an der Krankheit schuld zu sein, solltest du diesen Gedanken sofort entkräften. Dein Kind könnte glauben, dass es eine Art Bestrafung ist, weil es etwas getan hat, dass die Eltern verärgert hat. Versichere deinem Kind, dass die Krankheit rein gar nichts mit seinen Taten oder seinem Denken zu tun hat.

Außerdem solltest du in der Zeit dein Kind nicht mit Aufgaben überfordern. Möchte es beispielsweise mit dem Hund rausgehen und den Abwasch machen, dann kann es das gern als Unterstützung tun. Es sollte aber nicht zur Pflichtaufgabe werden, sodass das Kind glaubt, dass es all diese Hilfe leisten muss, damit der Alltag überhaupt noch funktioniert. Das würde zu viel Last und Verantwortung bedeuten. Dein Kind soll in dem Wissen leben, dass Mama oder Papa auch ohne das eigene Zutun gut versorgt sind, beispielsweise durch Familienangehörige, Freund*innen, Nachbar*innen sowie Ärzt*innen.

Gefühle zu zeigen, ist erlaubt

Dem Kind die Botschaft zu überbringen, dass ein Elternteil krank ist, kann manchmal auch dazu führen, dass Tränen fließen. Lasse diese ruhig fließen, bei dir wie bei deinem Kind. Versichere deinem Nachwuchs, dass es vollkommen in Ordnung ist, zu weinen und sich Sorgen zu machen, aber dass man füreinander da ist und gemeinsam durch diese schwierige Zeit geht.

Lehrer*innen einbeziehen

Bei den Krankheiten der Eltern muss es nicht immer um lebensbedrohliche Erkrankungen gehen. Wenn Papa gesundheitliche Probleme hat oder Mama krank ist, kann es sich auch um Krankheiten handeln, bei denen sich das Aussehen des betroffenen Elternteils verändert, zum Beispiel bei starker Schuppenflechte oder starker Akne.

In diesem Fall kommt bei den Kindern nicht das Gefühl Trauer, sondern Scham auf. Beispielsweise schämen sie sich vor Gleichaltrigen, wenn ihr Elternteil anders aussieht, als das bei den Eltern anderer Kinder der Fall ist. Hierbei ist es ratsam, auch die Lehrerschaft mit einzubeziehen. Das Thema könnte in den Unterricht einfließen. Ebenso könnte die Stärkung von Toleranz und des Diversitätsgedankens vom Lehrkörper stärker in den Fokus gerückt werden.

Den Tod als normal betrachten

Handelt es sich hingegen um eine Krankheit, die tödlich enden kann, ist es hilfreich, dem Kind generell und frühzeitig zu vermitteln, dass zum Leben auch der Tod gehört und dass dieser etwas Natürliches und nichts Bedrohliches ist. Eine Möglichkeit, dieses Thema abseits der Erkrankung eines Familienmitglieds zu behandeln, ist beispielsweise die Beschäftigung mit der Tatsache, dass lieb gewonnene Haustiere irgendwann gehen müssen. Der Tod sollte kein Tabuthema sein und nicht mit Schmerzen, Dunkelheit und Alleinsein assoziiert werden.

Hilfe suchen und annehmen

Wer Hilfe dabei benötigt, das eigene Kind mit einer Krankheit im Familienkreis zu konfrontieren, sollte sich nicht scheuen diese zu suchen. Diese gibt es in Form von Selbsthilfegruppen, Foren im Netz, Beratungsstellen und Psycholog*innen. In manchen Fällen hilft ein Austausch von Betroffenen untereinander, in anderen Fällen ist professionelle Unterstützung von Nöten.

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Quellen:

aproposgesund.de, krebsinformationsdienst.de, baer.bayern.de, krebsgesellschaft.de, rp-online.de, eigene Recherche

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