Keuchhusten: Dieses unscheinbare Symptom solltest du nicht ignorieren
Keuchhusten ist eine hochansteckende bakterielle Infektion der Atemwege, die durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht wird. Trotz der Verfügbarkeit von Impfstoffen bleibt die Krankheit weltweit eine erhebliche Gesundheitsgefahr, insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder. Wie du die Symptome der Krankheit erkennst, erklärt Prof. Christian Dohna-Schwake.
Keuchhusten (Pertussis) ist eine durch Bakterien verursachte hochansteckende Krankheit. Weltweit zählt sie zu den häufigsten Infektionen der Atemwege. Die Bakterien, die Keuchhusten auslösen, produzieren Toxine, die die Schleimhäute der Atemwege angreifen und schädigen.
In Deutschland tritt Keuchhusten vor allem bei Kindern und Jugendlichen auf, betrifft jedoch auch häufig Erwachsene. Besonders gefährdet sind junge Säuglinge, die noch keinen Impfschutz besitzen. Im exklusiven Interview erklärt Prof. Christian Dohna-Schwake, Leitender Oberarzt der Pädiatrischen Intensivmedizin und Infektiologie an der Universitätsmedizin Essen, was Eltern, Großeltern und Erkrankte wissen sollten.
Erkältung oder Keuchhusten? Diese Symptome solltest du kennen
Die Symptome von Keuchhusten sind zu Beginn unspezifisch und können leicht mit einer Erkältung verwechselt werden. Prof. Dohna-Schwake erklärt: "Man unterscheidet drei Stadien. Zunächst fühlt sich der Betroffene schwach, hat Schnupfen und häufig auch leichten Husten. Dieses erste Stadium dauert etwa zwei Wochen. Danach beginnt das sogenannte Stadium konvulsivem mit den typischen staccatoartigen Hustenattacken, die über mehrere Minuten andauern können. Diese Phase kann bis zu vier Wochen dauern. Im letzten Stadium klingen die Symptome über einen Zeitraum von bis zu zehn Wochen allmählich ab."
Bei Säuglingen sind Atemaussetzer (Apnoen) ein ernst zu nehmendes Symptom, das zu einer Sauerstoffunterversorgung führen kann. Für Babys ist Keuchhusten daher besonders gefährlich. Prof. Dohna-Schwake erklärt: "Ein Nachweis erfolgt über einen PCR-Test aus dem hinteren Rachenraum, da das Bakterium dort nachweisbar ist."
Auch spannend: Hühnersuppe gegen Erkältung ist ein wunderbares Hausmittel, das von innen wärmt. Hier gibt's ein einfaches Rezept gegen laufende Nasen.
Anhaltender Husten: Wann du an Keuchhusten denken solltest
Husten solltest du auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. "Wenn Husten anfallartig auftritt und über mehrere Minuten anhält, ist das ein Warnzeichen", rät Prof. Dohna-Schwake. Gerade im Anfangsstadium ist die Diagnose schwierig, da die Symptome einer Erkältung ähneln.
Auch spannend: Nasenspray: Schnelle Hilfe, doch mit Risiko! Erfahre, warum Dauergebrauch gefährlich ist und welche sanften Alternativen helfen.
Keuchhusten-Impfung: Wie lange bist du wirklich geschützt?
Seit 2020 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Schwangeren eine Impfung im letzten Drittel der Schwangerschaft. "Die Antikörper der Mutter gelangen über die Plazenta zum Kind und schützen das Baby direkt nach der Geburt. Gerade für Säuglinge ist dies der einzige Schutz in den ersten Lebenswochen", betont Prof. Dohna-Schwake.
Drei Jahre Schutz: Wann du die Keuchhusten-Impfung auffrischen musst
"Die Impfung wirkt gut gegen das Bakterium Bordetella pertussis, das in den meisten Fällen Auslöser für die Erkrankung ist. Geimpfte Säuglinge sind etwa drei Jahre gut geschützt. Danach sollte die Impfung regelmäßig aufgefrischt werden", erklärt der Experte. Prof. Dohna-Schwake und verweist darauf, dass es ein zweites verwandtes Bakterium gibt, das in seltenen Fällen ebenfalls Keuchhusten auslösen kann, gegen das die Impfung jedoch nicht wirkt.
Keuchhusten: Warum die Ansteckungsgefahr so hoch ist
Keuchhusten-Erreger werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Beim Husten, Niesen oder Sprechen gelangen die Bakterien in Form winziger Tröpfchen aus dem Nasen-Rachen-Raum in die Luft und können bis zu einem Meter weit verbreitet und eingeatmet werden. "Die Ansteckungsgefahr ist sehr hoch, insbesondere bei engem Kontakt", warnt Prof. Dohna-Schwake.
Die Erreger können unter Umständen auch vorübergehend Personen mit Impfschutz besiedeln. Obwohl Geimpfte selbst nicht erkranken, könnten sie die Bakterien möglicherweise dennoch an andere weitergeben.
Keuchhusten vermeiden: Diese Hygiene-Tipps können helfen
Daher sind besondere Hygiene-Maßnahmen notwendig: "Gründliches Händewaschen und das Tragen eines Nasen-Mundschutzes reduzieren das Ansteckungsrisiko", erklärt der Experte. Er ergänzt: "Infizierte Kontaktpersonen sollten ein Antibiotikum einnehmen, um die Ansteckungszeit von drei Wochen auf fünf Tage zu verkürzen."
Keuchhusten-Therapie: Für wen Antibiotika entscheidend sind
Antibiotika sind vor allem bei Säuglingen und Risikopatienten sinnvoll. "Je früher die Therapie beginnt, desto besser", so der Experte. Bei ansonsten gesunden Erwachsenen ohne Kontakt zu Risikogruppen kann die Erkrankung auch ohne Antibiotika ausheilen.
Neben der medikamentösen Behandlung empfiehlt Prof. Dohna-Schwake Ruhe, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und gegebenenfalls Inhalationen. "Jeder Patient sollte auf seinen Körper hören und Überanstrengung vermeiden."
Keuchhusten ist mehr als ein harmloser Husten. Die Impfung bleibt der wichtigste Schutz, insbesondere für Säuglinge und Risikopatienten. Aufmerksamkeit bei anhaltendem Husten, frühzeitige Diagnose und entsprechende Behandlung sind entscheidend, um schwere Verläufe zu verhindern.