FUNKE Health Academy zum Thema Eierstockkrebs

Eierstockkrebs: Was jede Frau über diese Krankheit wissen sollte

Eine Person in einem weißen Strickpullover hält ein Modell eines weiblichen Uterus vor ihrem Bauch.
© stock.adobe.com/Jo Panuwat D
Eierstockkrebs ist eine schwerwiegende Krankheit, über die im Rahmen der FUNKE Health Academy umfassend informiert wurde.

Unter dem Motto „Eierstockkrebs – Die stille Gefahr verstehen“ fand am 30. Juli 2024 die erste FUNKE Health Academy in Hamburg statt. Die Veranstaltung zielte darauf ab, das Bewusstsein für Eierstockkrebs zu schärfen und umfassend über die Krankheit zu informieren.

Eierstockkrebs gilt als selten, aber äußerst gefährlich, da er oft erst spät erkannt wird. Die Aufklärung über diese tückische Erkrankung stand im Mittelpunkt der ersten Health Academy der FUNKE Mediengruppe. Interessierte konnten sich im Vorfeld kostenlos anmelden, um an dieser Informationsveranstaltung teilzunehmen und mehr über Eierstockkrebs zu erfahren.

Zu den eingeladenen Expertinnen gehörten Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt (Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Direktorin der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) und Frau Andrea Krull (Vorsitzende des Vereins Gynäkologische Krebserkrankungen Deutschland e. V.). Prof. Dr. Schmalfeldt brachte ihre umfassende medizinische Expertise ein, während Andrea Krull ihre persönlichen Erfahrungen teilte, da sie selbst 2013 an Eierstockkrebs erkrankte. Die Veranstaltung wurde von der Mikrobiologin und Medizinredakteurin Dr. Andrea Bannert moderiert.

Anzeige: Zur Veranschaulichung des Themas wurde die Website https://www.wegweiser-eierstockkrebs.de in die Vorträge eingebunden. Dort gibt es umfassende Informationen zu Eierstockkrebs, einschließlich Ursachen, Symptomen, Diagnoseverfahren, Behandlungsmöglichkeiten und unterstützenden Angeboten für Betroffene.

Was versteht man unter Eierstockkrebs?

Bevor die Vorträge der Expertinnen starteten, sammelten sich die Teilnehmenden in den Räumlichkeiten der FUNKE Mediengruppe und tauchten in erste Gespräche ein, während sie leckeres Fingerfood und Erfrischungsgetränke genossen.

Als alle Teilnehmenden die Plätze eingenommen haben, beginnt Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt mit einer Einleitung zum Thema Eierstockkrebs. „Es handelt sich um ein ganz aktives und zentrales Organ der Frau, doch wie in anderen Organen können auch dort Zellen entarten und Krebs entstehen.“ erklärt die Expertin. Die große Problematik an Eierstockkrebs ist zudem, dass er sich über lange Zeit nicht bemerkbar macht „Die Eierstöcke liegen in der Bauchhöhle, wodurch der Krebs viel Platz hat, um zu wachsen."

Symptome erkennen und ärztlich abklären lassen

Erst in den späteren, schnell aufeinanderfolgenden, Krebsstadien kommt es zu ersten Beschwerden, die sehr unspezifisch sind und daher ohne Vorwissen nicht direkt mit Eierstockkrebs in Verbindung gebracht werden:

  • häufiges Wasserlassen
  • ungewollte Gewichtsabnahme
  • Verdauungsbeschwerden
  • Blähungen
  • körperliche Erschöpfung
  • Zunahme des Bauchumfangs
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Bei der Betroffenen Frau Krull kam es zu einigen dieser Symptome, doch ihr Wissen über Eierstockkrebs war zu diesem Zeitpunkt sehr eingeschränkt und sie nahm ihre Symptome nicht als kritisch wahr: „Ich hätte stutzig werden sollen, aber im Alltag habe ich das nicht bemerkt.“

Eierstockkrebs ist aber nicht nur aufgrund der unspezifischen Beschwerden schwierig zu diagnostizieren. Selbst bei einer ärztlichen Untersuchung kann es sein, dass Eierstockkrebs nicht direkt erkannt wird: „Man sieht diesen Krebs beim Ultraschall schlecht, da er oft nicht so große Tumoren macht, sondern ganz kleine punktförmige Absiedelungen.“ erläuterte Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt.

Die Empfehlung der beiden Expertinnen ist daher von Beginn der Veranstaltung klar: Wer die genannten Beschwerden bei sich selbst feststellt, sollte diese direkt ärztlich abklären lassen und Menschen im Umfeld mit diesen Beschwerden ermutigen, diese mit einem Arzt oder einer Ärztin zu besprechen.

Frau Krull appellierte mehrmals, wie wichtig es sei, die Symptome zu kennen, um möglichst schnell zu handeln. Denn wie Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt erklärte, steigen die Heilungschancen dramatisch an, wenn Eierstockkrebs frühzeitig erkannt wird.

Früherkennung kann Leben retten

Eierstockkrebs tritt selten auf (ca. 7.000 Neuerkrankungen pro Jahr) doch stellt für Betroffene eine gravierende Belastung dar. Der Verlauf endet oft fatal, wie Prof. Dr. Schmalfeldt erläuterte: „Nach fünf Jahren leben nur noch 44 Prozent der Patientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung.“

Bei einer Früherkennung kann die 5-Jahres-Überlebensrate laut der Ärztin deutlich verbessert werden, aber nur in wenigen Fällen kommt es zur frühzeitigen Diagnose: „Das ist jedoch mit den derzeitigen bildgebenden Verfahren schwierig. 73 Prozent der Diagnosen werden daher erst im späten Stadium gestellt.“ ergänzte sie dazu. 

Ein Gentest kann helfen, ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs festzustellen. Neben Risikofaktoren wie steigendem Alter, Unfruchtbarkeit oder frühem Eintritt der Wechseljahre spielt eine erbliche Veranlagung eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Krankheit.

Genetische Veranlagung: Risiko und Heilungsmöglichkeit zugleich

Ein zentraler Fokus der Vorträge lag auf der genetischen Veranlagung für Eierstockkrebs. Prof. Dr. Barbara Schmalfeldt erklärte, dass Mutationen in den sogenannten BRCA-Genen das Risiko erheblich erhöhen können: „Nicht jede Frau mit einer solchen Mutation wird zwangsläufig erkranken, aber das Risiko ist erhöht.“ Ein Gentest in spezialisierten Zentren kann hier Aufschluss geben.

In diesem Zusammenhang erläuterte Prof. Dr. Schmalfeldt auch die homologe Rekombinationsdefizienz (HRD), eine Schwäche im DNA-Reparaturmechanismus der Zellen, die eng mit genetischen Veranlagungen wie BRCA-Mutationen verknüpft ist. Dieser Defekt erhöht das Risiko für die Entwicklung von Krebszellen. Gleichzeitig kann er jedoch eine Schwachstelle des Tumors sein, an die eine individuell angepasste, zielgerichtete Therapie ansetzen kann.

Die Empfehlung der Fachärztin lautete daher: „Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf eine HRD-Testung an.“ Etwa bei der Hälfte der Eierstockkrebs-Patientinnen konnte eine HRD festgestellt werden, so auch bei Andrea Krull. 

Hilfe für Körper und Seele in Anspruch nehmen

In der Regel werden diese drei Behandlungsmethoden nacheinander angewendet: 

  1. Operation
  2. Chemotherapie
  3. Zielgerichtete Therapie

Bei der Operation wird der Krebs in bzw. auf den Eierstöcken entfernt und der Körper danach mit einer Chemotherapie behandelt.

Die zielgerichtete Therapie bietet die dritte Säule der Behandlung. Diese Methode nutzt gezielt die Schwachstelle der Krebszellen aus, indem sie weitere DNA-Schäden verursacht und die bereits beeinträchtigte Reparaturfähigkeit der Zellen überlastet. Dies führt dazu, dass die Krebszellen absterben, während gesunde Zellen, die diesen Defekt nicht aufweisen, weitgehend unbeschadet bleiben.

Die zielgerichtete Therapie kann auch ohne HRD angewendet werden, aber ist meist von weniger Erfolg geprägt als bei vorhandenem HRD. 

Doch die Behandlung sollte nicht nur auf körperlicher Basis geschehen. Eierstockkrebs hat genauso Auswirkungen auf die Psyche und bei Betroffenen machen sich große Ängste breit. So war der erste Gedanke von Frau Krull, als sie die Diagnose erhielt „Ich dachte, ich muss sterben.“ Niemand sollte mit solchen Sorgen alleine gelassen werden. Als sie 2013 an Eierstockkrebs erkrankte, gab es jedoch keine Selbsthilfegruppen.

Daher nahm sie selbst die Zügel in die Hand und gründete den Verein Gynäkologische Krebserkrankungen Deutschland e. V. Eine der tollen Aktionen des Vereins ist die Aktion „Grüne Socken“. Bei dieser dauerhaften Initiative werden grüne Socken (grün steht für Hoffnung) für krebskranke Patient*innen gestrickt. Diese werden ihnen zusammen mit Infomaterial und Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen übergeben. 

Um mit dem seelischen Druck, der mit der Diagnose Eierstockkrebs einhergeht, umzugehen, haben Betroffene ein Anrecht auf psychoonkologische Betreuung. Das bedeutet psychologische Unterstützung und Begleitung von Krebspatient*innen und ihren Angehörigen, um emotionale, soziale und psychische Belastungen während der Erkrankung zu bewältigen. Frau Krull appelliert, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen. 

Fragerunde und abschließende Gespräche

Der informative Nachmittag ging mit einer Fragerunde und einem regen Austausch zwischen Publikum und Expertinnen zu Ende. Insbesondere zur Eierstockkrebs-Früherkennung wurde in den Austausch gegangen. Denn das Publikum sieht es als fatal an, dass der Eierstockkrebs in so vielen Fällen erst in einem späten Stadium erkannt wird und die Therapiemöglichkeiten dann oft nicht mehr zur Heilung verhelfen können. Die Testung wird nämlich erst von der Krankenkasse übernommen, wenn das Erkrankungsrisiko erblich bedingt bei über 10 Prozent liegt. Ansonsten muss der teure Test aus eigener Tasche bezahlt werden. 

Frau Krull berichtete abschließend über ihre fünf Hauptbotschaften, die jede*r Anwesende im Kopf behalten sollte:

  1. „Kenne die unspezifischen Symptome"
  2. „Spreche mit anderen Frauen darüber"
  3. „Wende dich aber auch an Patientenvertreter"
  4. „Kenne deine Patientenrechte"
  5. „Gehe in eine Selbsthilfegruppe"

Mit diesen Gedanken endete der informative Nachmittag mit letzten Gesprächen zwischen Expertinnen und Anwesenden. 

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