Warum weinen wir eigentlich?
Weinen hat eine heilsame Wirkung: Es reduziert Stress, Atmung und Puls beruhigen sich. Doch warum bzw. aus welchen Gründen weinen wir? Psycholog*innen sind der Frage jetzt nachgegangen und haben fünf Kategorien analysiert.
Der berührende Film, die Trauerfeier für einen geliebten Menschen oder das Liebesgeständnis – Situationen, in denen die Augen feucht werden und Tränen über die Wangen laufen, sind vielfältig. Aber es gibt fünf Gründe, aus denen wir besonders häufig weinen. Hier erfährst du, welche das sind!
Weinen: Aus diesen Gründen kullern die Tränen
Menschen sind nach Einschätzung von Expert*innen vermutlich die einzigen Lebewesen, die aus emotionalen Gründen weinen. Bei Tieren können zwar auch die Tränen fließen, aber nicht aus Schmerzen oder Rührung. Weinen ist ein subtileres Signal als Schreien, was evolutionär vorteilhaft ist, um so nicht Fremde oder Feinde oder mögliche Raubtiere anzulocken. Die Hauptfunktion des Weinens besteht nach Expert*innen-Einschätzung vermutlich darin, soziale Bindungen und soziales Verhalten zu fördern.
Psycholog*innen der Universitäten Ulm und Sussex (Großbritannien) haben jetzt fünf Hauptkategorien analysiert, weswegen wir weinen. Demnach sind das:
- Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.
Die Begründung für diese Kategorien ist laut Wissenschaftler*innen, dass emotionale Tränen immer dann auftreten, wenn psychologische Grundbedürfnisse entweder nicht erfüllt oder sehr intensiv befriedigt werden, so die Forschenden.
Kategorien des Weinens
- Einsamkeit
Die Psycholog*innen verweisen darauf, dass Einsamkeit die Folge eines nicht erfülltes Bedürfnisses nach Nähe ist – und so zu Tränen führen kann. Zu dieser Kategorie zählen sie auch Tränen aufgrund von Liebeskummer oder Heimweh. - Harmonie
Freudentränen treten laut den Forschenden nach der intensiven Befriedigung eines Bedürfnisses nach Harmonie auf und wenn wir besonders glücklich sind – etwa auf einer Hochzeit. - Machtlosigkeit
Als Beispiel für Tränen aufgrund von Machtlosigkeit nennen sie etwa die Reaktion auf eine Todesnachricht. - Überforderung
Hier zeigten die Analysen, dass vor allem Jüngere in Momenten der Überforderung weinten. - Medienkonsum
Berührende Filme, Serien, Bücher, Nachrichten und Co sind eine weitere Kategorie, warum wir in Tränen ausbrechen können.
Interessanterweise wurden im Rahmen der Studie keine empirischen Belege für die Kategorien Erfolg und Freiheit gefunden. Zwar könnten besondere Erfolge, etwa der Gewinn eines wichtigen sportlichen Wettkampfs, zum Weinen führen; doch die Analysen deuten darauf hin, dass solche Episoden im Alltag selten vorkommen, heißt es in der Publikation. "Ebenso scheint ein Freiheitsgewinn, der stark genug ist, um Tränen auszulösen, nur selten vorzukommen", heißt es weiter.
Unterscheidung emotionale und basale Tränen
Tränen sind nicht gleich Tränen. So unterscheiden sich etwa emotionale von den sogenannten basalen Tränen, die das Auge feucht halten und schützen. Auch Tränen als Reflex auf Kälte, Wind oder beim Zwiebelschneiden ließen die Wissenschaftler*innen bei ihrer Untersuchung außen vor.
Die beteiligten Psycholog*innen sehen die Studie als Grundlage für weitere Forschung zum Phänomen emotionaler Tränen. Bislang fehlten beispielsweise Erkenntnisse darüber, welchen Einfluss Tränen auf das Solidaritätsverhalten eines anderen haben, erklärte Co-Autor Johannes Keller, Leiter der Abteilung Sozialpsychologie der Universität Ulm.