Biowetter: Warum du oft Kreislauf hast und was gegen Wetterfühligkeit helfen kann
Das Wetter spielt verrückt – und plötzlich brummt der Kopf! Woran das liegen kann, außerdem die besten Tipps, um Schmerzen vorzubeugen und sie zu bekämpfen.
Wie kann uns das Wetter eigentlich krank machen? Wetterfühligkeit, manchmal auch Wetterkopfschmerz, ist eine typische Erklärung für Unwohlsein, die uns im Alltag immer wieder begegnet.
Dr. Katrin Oechel, Neurologin an der Asklepios Klinik Bad Oldesloe, erklärt: "Das Wetter selbst macht nicht krank, es wirkt nur auf die Schwachstellen unseres Körpers. Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich etwa bei höheren Temperaturen müde, ausgelaugt, schwindelig – bekommen oft Spannungskopfschmerzen oder Migräneattacken."
Biowetter: Diese Tipps helfen gegen Wetterfühligkeit
Die Biowetter-Vorhersage kümmert sich um die Auswirkungen des Wetters auf wetterfühlige Menschen: Dabei werden zum Beispiel der Pollenflug und der UV-Index kommuniziert, um Menschen mit bestimmten Vorbelastungen über die möglichen Auswirkungen auf ihren Organisms zu informieren. Aber auch der Luftdruck oder starke Temperaturschwankungen können auf wetterfühlige Menschen wirken.
Bewiesen: Wetterfühligkeit ist keine Einbildung
Lange wurde die Wetterfühligkeit bei Kopfschmerzen infrage gestellt. Erst vor ein paar Jahren bewiesen Wissenschaftler des "Beth Israel Deconess Medical Center" in Boston (USA) in einer Studie mit rund 7000 Patienten dieses Phänomen.
Dr. Oechel: "In der Untersuchung wurden sieben Jahre lang die Witterungsverhältnisse vor und während heftiger Kopfschmerz-Attacken von Patienten erhoben. Deren Schmerzen waren so extrem, dass sie deshalb die Notaufnahme der Klinik aufsuchten." Ergebnis: Eine höhere Temperatur als am Vortag, aber auch niedriger Luftdruck trägt zu starkem Kopfweh bei. Wird es fünf Grad wärmer, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Schmerzattacke um 7,5 Prozent. Auch Kreislaufprobleme durchs Wetter können auftreten.
Jeder zweite Deutsche leidet laut Umfragen an Wetterfühligkeit. Frauen mehr als Männer, Ältere mehr als Jüngere.
Wetterfühligkeit oder -empfindlichkeit?
Experten unterscheiden wetterfühlige und wetterempfindliche Menschen:
- Als wetterfühlig gelten gesunde Menschen, die auf Wetterumschwünge mit spürbaren Symptomen wie Müdigkeit, Kopfdruck oder Konzentrationsschwäche reagieren.
- Wetterempfindliche Menschen bringen eine chronische Grunderkrankung mit, die durch den Wetterwechsel dann noch verstärkt wird. Das gilt vor allem für Rheumatiker, Patienten mit Asthma und auch Arthrose. Die Symptome der Betroffenen verschlimmern sich: Je schneller das Wetter wechselt, desto heftiger sind die Auswirkungen.
Wetterfühligkeit ist keine Einbildung
Trotzdem wird Wetterfühligkeit noch immer häufig als Mythos abgetan. Dabei lassen sich die Vorgänge im Körper genau erklären: Wird es z. B. plötzlich warm, weitet der Körper die Gefäße und der Blutdruck sinkt.
Bei Menschen mit ohnehin schon niedrigem Blutdruck kann das dann zu Schwindel führen. Starkes Schwitzen belastet den Kreislauf und das Herz zusätzlich. An kalten Tagen verengen sich die Gefäße, der Herzmuskel wird schlechter durchblutet und der Blutdruck steigt.
Auch Studien der Ludwig-Maximilians-Universität München bestätigen: Wetterfühligkeit ist eine Reaktion des Körpers auf Temperatur- und Feuchtigkeitsveränderungen. Die Regulation seiner Betriebstemperatur kommt durcheinander, auch die von vegetativem Nervensystem und Hormonhaushalt.
Wichtig: Gesunde Ernährung und viel frische Luft
Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten, Wetterfühligkeit und den damit verbundenen Beschwerden vorzubeugen. Die Ärztin: "Wer zu Schmerzattacken neigt, sollte einen Kopfschmerz-Kalender führen. Dann lässt sich überprüfen, in welchen Situationen die Probleme ausgelöst werden."
Oft genügen schon ganz einfache Maßnahmen, um Beschwerden zu vermeiden. Ein Migräne-Tagebuch kann helfen, Kopfschmerzattacken zu monitoren. Der Kalender kann selbstverständlich von jedem genutzt werden, der regelmäßig unter Schmerzen leidet.
Expertin Dr. Oechels Tipp: Achte auf gesunde Ernährung und genügend Bewegung tagsüber an der frischen Luft. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass dein Körper gesund bleibt, dein Immunsystem stark – und deine Psyche stabil. Dann können Wetterumschwünge dir nicht so schnell etwas anhaben. Wenn du merkst, dass der Schmerz kommt, helfen oft auch Entspannungsübungen, wie Yoga oder autogenes Training. Damit lassen sich akute Beschwerden verhindern oder zumindest abschwächen.
Was sonst noch tun bei Wetterfühligkeit? Abhärtung des Körpers ist die beste Vorbeugung
Gesunde Erwachsene können der Wetterfühligkeit vorbeugen, indem sie sich abhärten und bei jedem Wetter zum Spazieren oder Joggen an die frische Luft gehen. So lernt der Organismus wieder, Temperaturwechsel auszugleichen.
Damit der Körper optimal trainiert wird, sollte man sich so anziehen, dass man nicht friert, aber trotzdem kühle Luft an die Haut kommt. Das regt die Wärmeregulation an. Ähnlich wirken auch Kneipp-Anwendungen, Saunagänge und Wechselduschen. Sprich deinen Arzt darauf an. Denn die kalt-warmen Wechsel sind nicht für jeden geeignet.
Unser Rezept für einen klaren Kopf: Duschkopf wenn möglich abschrauben. Kaltwasserstrahl langsam von der rechten Schläfe über die Stirn nach links und wieder zurück führen, dann mit zehn Längsstrichen zwischen Stirn und Kinn hin und her. Jeweils die rechte und linke Gesichtshälfte 3- bis 4-mal umrunden. Den Guss von der Stirnmitte über die Nase zum Kinn beenden. Jeden Morgen. Der Kältereiz blockt Kopfweh-Signale zum Gehirn.
Entspannungstechniken können Wetterfühligkeitssymptome lindern
Urlaube an der See oder im Gebirge sind optimal für alle, die unter dem Wetter leiden. Denn dort lernt der Körper, sich mit klimatischen Reizen auseinanderzusetzen und besser darauf zu reagieren. Außerdem hilft es, im Alltag zwischen Ruhe und Aktivität zu wechseln und Entspannungstechniken wie Yoga zu lernen.
Yoga kann übrigens auch helfen, wenn du unter regelmäßig wiederkehrenden Kopfschmerzen am Wochenende leidest. Dahinter steckt oft der sogenannte Entspannungskopfschmerz. Wer sich aber regelmäßig auch unter der Woche in Entspannung trainiert, kann dem vorbeugen.
Auch die Natur bietet Hilfe: Weißdorn-Extrakt etwa hält die Gefäße elastisch und jung, stärkt die Pumpkraft des Herzens und verbessert die Sauerstoffversorgung im Körper. Wetterschwankungen steckt der Organismus so viel leichter weg. Das pflanzliche Mittel ist außerdem gut verträglich. Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Weitere bewährte Hausmittel bei Wetterfühligkeit:
- Zitrus-Kaffee: Die Mischung von Espresso mit dem Saft einer halben Zitrone ist nicht besonders lecker, lindert aber Kopfschmerzen, weil sie die Durchblutung anregt. Pluspunkt: Kaffee mit Zitrone bringt auch den Stoffwechsel in Schwung.
- Rosmarin: Das Küchenkraut hilft bei Kreislaufproblemen und bei niedrigem Blutdruck. Außerdem regen die Inhaltsstoffe die Durchblutung an. Einen Teelöffel Rosmarinnadeln mit 200 ml nicht mehr kochendem Wasser aufgießen. Zehn Minuten ziehen lassen und zweimal täglich trinken. Oder du gibst einige Tropfen Rosmarinöl ins Entspannungsbad und atmest während des Entspannens tief durch.
- Melissentee: Melisse schenkt innere Ruhe und ist seit Jahrhunderten ein Hausmittel gegen Anspannung, Übelkeit und Gereiztheit. Einen Teelöffel Melissenkraut mit einer Tasse heißem Wasser fünf Minuten lang ziehen lassen und dreimal täglich trinken.
- Ingwerwasser: 3 cm einer ungeschälten Ingwerwurzel in dünne Scheiben schneiden, mit 1 Liter Wasser 10 Minuten köcheln lassen. Abseihen, über den Tag verteilt trinken. Die ätherischen Öle entspannen und erweitern feinste Gefäße in Gehirn und Innenohr.
- In Senf baden: 250 g Senfmehl (Reformhaus) in einem Becher mit warmem Wasser glatt rühren, ins 38 Grad warme Vollbad geben. Nach dem ersten Brennen noch 1 Minute liegen bleiben, abduschen. Weckt die Lebensgeister.
Übrigens: Menschen klagen vermehrt über Probleme bei schwülem Wetter, oder eben bei starken Wetterumschwüngen. Das kann bei empfindlichen Menschen dann zu Spannungskopfschmerzen oder sogar zu Migräne führen.
Aufgepasst: Auch Angst kann ein Auslöser sein
Entspannungsübungen helfen auch, die Sorge vor einem Wetterwechsel zu nehmen, erklärt Dr. Oechel. "Wer Angst hat, versetzt seinen Körper immer unbewusst in Alarmbereitschaft und damit in dauerhafte Anspannung. Und genau die führt dann oft zu Kopfschmerzen."
Denn Schmerzen können durchaus auch durch Gefühle verursacht werden. Wer auf Witterungswechsel regelmäßig mit Kopfweh reagiert, sollte sich von einem Arzt untersuchen lassen. Er kann abklären, ob hinter den Beschwerden rund um die Wetterfühligkeit eventuell eine ernsthafte Erkrankung steckt.
Wer unter wiederkehrender Migräne leidet, kann auch den M-sense ausprobieren, einen Migräne-Assistent.