Was tun bei Hexenschuss? 5 Tipps für schnelle Schmerzfrei-Hilfe
Eine ungewohnte Bewegung und schon ist es passiert – ein Hexenschuss, der uns völlig lahmlegt: Kreuzschmerzen, die so plötzlich wie heftig daherkommen. Wir erklären, wie ein Hexenschuss entsteht, wann Sie damit zum Arzt müssen und warum Bettruhe der falsche Behandlungsweg ist!
Ein Hexenschuss schränkt Betroffene stark ein, ist jedoch harmlos. Die "einschießenden" Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) gehen auf plötzlich auftretende Muskelverspannungen und Nervenreizungen zurück, beispielsweise aufgrund der Blockade eines kleinen Facettengelenks im Wirbel.
Darum ist der Hexenschuss im Winter häufiger
Die äußerst schmerzhaften Symptome treten normalerweise ein, wenn wir uns verheben, ruckartig drehen oder eine andere ungewohnte Bewegung ausführen. Übrigens sitzen im Herbst und Winter besonders viele Hexenschuss-Patienten in den Wartezimmern.
"Anders als oft vermutet liegt der Hauptgrund für das vermehrte Auftreten in der kalten Jahreszeit jedoch nicht in den sinkenden Temperaturen", erklärt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg an der Avicenna-Klinik in Berlin. Vielmehr bewegten sich die Menschen bei schlechtem Wetter einfach weniger, weil sie mehr Zeit in der kuscheligen Wohnung verbringen oder selbst für kurze Wege das Auto oder den Bus benutzen, so der Facharzt. "Bewegungsmangel ist jedoch Gift für den Rücken", stellt Sabarini klar.
Woher kommt der Hexenschuss überhaupt?
Das Stichwort heißt tatsächlich "Bewegungsmangel". Zwar ist dieser nicht der einzig ausschlaggebende Grund für das Rückenleiden. Doch ein Hexenschuss kommt oft mit einer Geschichte daher. Ist die Rückenmuskulatur auf längere Zeit schon geschwächt, etwa weil man sich zu wenig bewegt, verkürzen und verhärten sich Muskeln. Andere Teile des Rückens übernehmen die Haltung, werden dabei übermäßig strapaziert, etwa Bänder. Nerven werden gereizt und es lastet zu viel Druck auf den Gelenken.
Das Zusammenspiel ist vielseitig. Dann eine falsche Bewegung oder eine falsche Haltung, eine schlechte Liegeposition und der Schmerz ist da. In schlimmen Fällen können sich Betroffene kaum noch bewegen vor Schmerzen.
Sofortmaßnahmen zur Hexenschuss-Behandlung: Das hilft wirklich
Der Rückenexperte gibt allen Hexenschuss-Opfern folgende Ratschläge an die Hand, um sich schnell selbst zu helfen und die quälenden Beschwerden zu lindern – und verrät, wann Sie nicht um einen Besuch beim Orthopäden herumkommen:
1. Stufenlagerung entlastet die Wirbelsäule: Hierfür legen sich Betroffene für etwa zehn Minuten flach auf den Rücken und legen ihre Unterschenkel auf einem Stuhl oder Hocker ab, sodass zwischen Ober- und Unterschenkel ein rechter Winkel entsteht. Anschließend langsam wieder aufrichten und sich vorsichtig in Bewegung setzen. Übrigens kann auch die richtige Schlafposition dazu beitragen, dass Sie Ihre Rückenbeschwerden loswerden.
Hausmittel: Wärme und gezielte Übungen lindern die Hexenschuss-Schmerzen
2. Wärme lindert Hexenschuss-Schmerzen! Bekannte Hausmittel wie Wärmflaschen, Heizdecken, Kirschkernkissen oder eine Rotlichtlampe fördern die Durchblutung der Rückenmuskulatur und helfen so dabei, diese zu entspannen. Dadurch lassen die Schmerzen langsam, aber sicher nach. Es gibt auch spezielle Wärmepflaster gegen akute Rückenschmerzen, etwa mit dem Chili-Wirkstoff Capsaicin.
3. Das richtige Maß an Bewegung: Früher galt die Lehrmeinung, dass bei einem Hexenschuss vor allem körperliche Schonung hilft. Dieser Standpunkt ist jedoch längst überholt. Anstelle von Ruhigstellung, die oftmals die Verspannungen der Muskeln verstärkt, sollten Betroffene sich lieber leicht bewegen.
Als besonders empfehlenswert gelten ausgedehnte Spaziergänge oder Bewegung in warmem Wasser. Auch mit leichten Dehnübungen lassen die Schmerzen schneller wieder nach. Langfristig gesehen kann eine ausgewogen trainierte und flexible Rückenmuskulatur dafür sorgen, dass Sie weniger anfällig für Hexenschuss und andere Kreuzschmerzen sind. Hier bieten sich zum Beispiel spezielle Kurse in Rückengymnastik, Rückenyoga oder Pilates an.
Schnelle Hilfe bei Hexenschuss: Orthopäde kann Medikamente und Spritzen verabreichen
4. Gezielte Medikamente: Bei sehr starken Rückenschmerzen und/oder Bewegungseinschränkungen empfiehlt es sich, muskelentspannende und schmerzstillende Medikamente zu nehmen. Sie sind teilweise verschreibungspflichtig und sollten nicht länger als ein paar Tage eingenommen werden.
5. Wann Sie bei Hexenschuss zum Arzt müssen: Wenn der Schmerz bis in die Beine ausstrahlt, Taubheitsgefühle hinzukommen und plötzliche Blasen- sowie Stuhlgangprobleme hinzukommen (Rettungsdienst!) oder die Schmerzen nach zwei Tagen nicht leichter geworden sind, sollten Sie die Hexenschuss-Symptome von einem Facharzt abklären lassen. Der Rettungsdienst sollte außerdem gerufen werden, wenn Lähmungserscheinungen zunehmen, gleichzeitig der Schmerz aber nachlässt.
Ganz schnell kontaktieren sollten Sie einen Arzt zudem, wenn zum Schmerz noch hohes Fieber und Schüttelfrost dazukommen. Aber auch bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder Tumoren sollte ärztliche Hilfe zu Rate gezogen werden.
Viele versprechen sich von der Anti-Schmerz-Spritze, dass die Beschwerden ganz schnell nachlassen. Jedoch birgt jede Injektion das Risiko von Nebenwirkungen wie allergischen Reaktionen, Blutergüssen oder Entzündungen. Deshalb empfiehlt sich bei jedem Patienten eine sorgsame Abwägung der Vor- und Nachteile.
Früher bekamen Hexenschuss-Patienten oft auch Kortison in die Gesäßmuskulatur injiziert. Von dieser relativ risikoreichen Methode nehmen viele Ärzte inzwischen Abstand. Zwar sind die Nebenwirkungen von Kortison bei richtiger Anwendung heute nicht mehr so hoch und so gefürchtet wie früher, dennoch bringt das Mittel Risiken mit.
Ältere haben kaum noch mit Hexenschuss zu tun
Übrigens gehört der Hexenschuss, der in der Fachsprache Lumbago, akutes LWS-Syndrom oder akute Lumbalgie heißt, zu den häufigsten Rückenproblemen überhaupt. Statistisch gesehen erwischen die heftigen Beschwerden jeden von uns früher oder später, viele von uns werden auch häufiger "von der Hexe heimgesucht". Die gute Nachricht: Im Alter kommen die Beschwerden – im Gegensatz zu vielen anderen Leiden – nicht häufiger, sondern kaum noch vor!
Zwar leiden ältere Menschen häufiger an Rückenproblemen, die Wirbelsäule wird aber im Alter steifer. Daher kommt es seltener zu Hexenschüssen und auch zu Bandscheibenvorfällen. Stattdessen überwiegen nun eher Verschleißerscheinungen sowie das Knochensystem schädigende Erkrankungen, die sich etwa in chronischen Rückenschmerzen äußern können.
Dauer eines Hexenschusses: Wann lassen die Symptome endlich nach?
Ebenfalls auf der Plus-Seite zu vermerken: Der Hexenschuss hat eine Tendenz zur Spontanheilung, die Sie mit den oben genannten Maßnahmen wie Wärme und maßvoller Bewegung noch unterstützen können. Die stärksten Schmerzen sind dabei nach rund ein bis zwei Tagen überstanden, leichtere Beschwerden können noch mehrere Tage bis zwei Wochen lang anhalten.