Schon 11 Bundesländer betroffen

Virologe warnt vor gefährlichem West-Nil-Fieber

techmücke, die auf der Haut sitzt. Die Mücke ist dabei, Blut zu saugen, was durch ihren langen Stechrüssel deutlich zu erkennen ist.
© Adobe Stock / Marat
Das West-Nil-Fieber ist auf dem Vormarsch: Blutsaugende Mücken übertragen es.

Das West-Nil-Fieber breitet sich immer mehr bei uns aus: Die gefährliche Virusinfektion wird von blutsaugenden Mücken übertragen. Ein Virologe warnte jetzt vor gefährlichen Verläufen, eine schwere Erkrankung kann sogar tödlich enden! Elf Bundesländer sind bereits betroffen.

Stechmücken übertragen mittlerweile ja so allerlei: Gerade Reiserückkehrende können sich mit Malaria, Dengue, Chikungunya oder Zika infiziert haben. Momentan handelt es sich meist noch um importierte Infektionen – doch laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) werden in Zukunft sogenannte autochthone Fälle, also in Deutschland erworbene Infektionen, immer weiter zunehmen. Schuld daran ist der Klimawandel.

Mücken bekämpfen: Diese 4 Pflanzen vertreiben Insekten

Auch der Erreger des West-Nil-Fiebers gehört dazu: Er breitet sich von Südeuropa aus – und hat mittlerweile elf deutsche Bundesländer erreicht. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte, traten 2024 in Deutschland 35 Fälle von West-Nil-Virus-Infektionen auf, die dem RKI gemeldet wurden. Damit ist die Zahl doppelt so hoch wie in den Jahren zuvor. 

Die Dunkelziffer, also die nicht erfassten Fälle, dürfte allerdings sehr viel höher liegen, denn  eine Infektion verläuft in etwa 80 Prozent der Fälle symptomfrei.

West-Nil-Fieber in Deutschland: Experte warnt vor gefährlichen Verläufen

Seit 2018 sei in Deutschland eine Ausbreitung des Virus zu beobachten, so Professor Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM-Centrums für Reisemedizin.

Mit den steigenden Temperaturen und veränderten Klimamustern könne sich das Verbreitungsgebiet des Virus weiter ausdehnen, heißt es weiter. "Das West-Nil-Virus stellt eine zunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit dar, nicht nur in Südeuropa, sondern auch in Deutschland", warnt der Experte.

Das sieht auch der Berliner Virologe Victor Corman so. Einen Vortrag Ende letzten Jahres kündigte er mit der Zeile an: "Das West-Nil-Virus kommt nicht, es ist schon da." Jetzt warnte der Experte auf einer Tagung vor gefährlichen Verläufen einer Infektion mit dem West-Nil-Virus, die zu bleibenden neurologische Schäden führen könnten. Die Übertragungen von Mücke zu Mensch fänden zudem immer häufiger auch in Deutschland statt.

Wann das Virus gefährlich werden kann 

Zunächst einmal: Infektionen mit dem West-Nil-Virus verlaufen meist symptomlos und damit unbemerkt, etwa 20 Prozent der Infizierten leiden an Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder Hautausschlägen. Die Symptome ähneln dann denen einer Grippe.

Im Schnitt führt allerdings eine von hundert Infektionen zu einem schweren Krankheitsverlauf. Dann kann es sogar zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Gehirns oder der Hirnhäute kommen, auch Spätschäden sind dann möglich. Folgende Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko, eine schwere Form der Erkrankung zu entwickeln:

  • Menschen über 50
  • Menschen mit einer Vorerkrankung
  • Menschen mit einer Immunschwäche

Sich gegen das Virus zu schützen, ist leider bislang nur sehr eingeschränkt möglich, wie Professor Jelinek erläutert: "Es gibt noch keine Impfung gegen das West-Nil-Virus, weshalb wir empfehlen, als Prophylaxe in den betroffenen Gebieten bis in den Herbst einen effizienten Mückenschutz anzuwenden." Dazu gehören mückenabweisende Sprays, Moskitonetze sowie langärmlige Hemden und Hosen.

Woher das West-Nil-Virus kommt

Ursprünglich stammt das West-Nil-Virus aus Afrika, wie es der Name verrät. Von dort kann es über Zugvögel nach Europa gelangen. Dabei überträgt es sich aber nicht direkt von Tier zu Tier oder von Mensch zu Mensch: Es wird durch Stechmücken übertragen, die das Blut von eben diesen Vögeln saugen und das Virus so weitergeben.

Sticht eine Mücke – hierzulande etwa die weitverbreitete Stechmücke der Gattung Culex – erst einen Vogel und nimmt das Virus auf, kann sie es später auf andere Stichopfer, etwa auf Säugetiere wie Pferde, aber auch auf den Menschen übertragen. Hier kann es dann Schaden anrichten, aber immerhin nicht weiter übertragen werden. Das Problem ist, dass das Virus mittlerweile in Deutschland überwintern kann.

Diese fünf Bundesländer sind bislang noch nicht betroffen

Das RKI hat die elf deutschen Bundesländer aufgelistet, in denen 2024 bereits Fälle von West-Nil-Virus gemeldet wurden. Demnach waren die folgenden fünf bislang noch nicht betroffen: 

  • Bremen
  • Hamburg
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Rheinland-Pfalz
  • Saarland

Nach Ansicht von Fachleuten ist es aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis es auch in diesen Gebieten Deutschlands zu Infektionen kommt.

Noch mehr Getier...

Quellen:
crm.de, rki.de
Zählbild
Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: